Tour-Geschichte(n): Schande in Alpe d'Huez, letzter Sieg von Marco Pantani, Aus für Saubermann Christophe Bassons
Die Geschichte der Tour de France steckt voller Highlights, Dramen, Tiefpunkte: Wir blicken in unserer täglichen Serie zurück auf besondere Momente, die sich am 16. Juli jähren und deren Bilder uns oft noch vor Augen sind - und auf spezielle Tour-Höhepunkte aus deutscher Sicht - heute u.a. mit Christophe Bassons, Thomas Voeckler sowie einer Schande in Alpe d'Huez.
Michel Pollentier: Wegen Betrugs ausgeschlossen bei der Tour de France 1978
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Der 16. Juli - kein Tour-Tag wie jeder andere:
Schimpf und Schande treffen Michel Pollentier am 16. Juli bei der Tour 1978: Der Belgier stürmt an diesem Sonntag in Alpe d'Huez erst zum Etappensieg und ins Gelbe Trikot, doch der Skandal lässt nicht lange auf sich warten:
Bei der Dopingkontrolle wird er dabei erwischt, wie er den Kontrolleuren Fremdurin in einer Platikblase unterjubeln will.
Tour de France
Trotz Doppelschlag bei der Tour: "Radsport nur eine Nebensache"
13/11/2025 um 10:22 Uhr
Der Mitfavorit und Giro-Sieger des Vorjahres muss seinen Koffer packen.
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Michel Pollentier, Tour 1978 - Alpe d'Huez
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Die Bergankunft auf der 15. Etappe der Tour 2000 bietet ein kurioses Schauspiel: Nachdem Marco Pantani seinem nächsten Sieg an einem 16. Juli (wie schon 1995) entgegen geklettert ist, kommt es zu einer bizarren Aktion:
Als Tour-Fahrer verkleidete Demonstranten in den Sondertrikots mischen sich unter die nächste Fahrer. Richard Virenque schaut noch irritiert zur Seite, wer da plötzlich neben ihm im Gelben Trikot in der Verfolgergruppe auftaucht... Die Aktion bleibt friedlich und stört das Rennen nur minimal, nur einer der insgesamt vier Demonstranten wird von einem Ordner so rüde zu Boden gerissen, dass er ins Krankenhaus muss.
Für Pantani bleibt es der letzte Etappensieg bei der Tour, er kehrte nie wieder als Fahrer zu dem Rennen zurück, das er 1998 gewonnen hatte.
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Tour de France 2000, Courchevel - Protest in Gelb
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Neben Pantani ist auch Bjarne Riis ein "Doppelsieger" an diesem Datum. 1994 gewinnt er in Albi mit knappem Vorsprung auf das heranjagende Feld - doch berühmt-berüchtigt wird seine Nummer bei der Tour 1996. Zur Bergankunft in Hautacam spielt der Däne mit der Konkurrenz, attackiert mehrfach, lässt sich dann im Anstieg zurückfallen, um die Gegner zu taxieren - und zieht schließlich als Solist davon. Knapp eine Minute nimmt er Richard Virenque und Co. ab und baut seine Führung auf dem Weg zum ersten Tour-Sieg für Team Telekom aus.
Seine Fahrt auf dem großen Kettenblatt an diesem schweren Schlussanstieg ist heute Sinnbild für den verseuchten Radsport jener Jahre.
Ein anderer Telekom-Profi hat ganz andere Erinnerungen an den 16. Juli: Im Jahr 1994 ist da für einen Tour-Debütanten Schluss: Erik Zabel verlässt das Rennen. Es bleibt seine einzige Aufgabe bei insgesamt 14 Teilnahmen.
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Tour de France 1996: Bjarne Riis
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Für Team Gerolsteiner wird 2005 am 16. Juli ein Traum wahr: Endlich der ersehnte Etappensieg bei der Tour. Dazu bei einer Bergankunft, wo in Ax3-Domaines Georg Totschnig eine knappe Minute seines Vorsprungs vor Lance Armstrong ins Ziel rettet. Der Österreicher ist sprachlos vor Glück, seine Landsleute wählen ihn später vor allen Wintersport-Stars zum Sportler des Jahres.
Da sind aber die dunklen Hintergründe auch noch nicht bekannt.
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Georg Totschnig (Gerolsteiner), Tour de France 2005
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Im Jahr 2011 wiederholt sich plötzlich Geschichte: Am 16. Juli kämpft Thomas Voeckler darum, sein Gelbes Trikot bei der Bergankunft am Plateau de Beille zu verteidigen. Exakt an jenem Anstieg, wo er das "maillot jaune" sieben Jahre zuvor knapp gegen Lance Armstrong retten konnte.
Und tatsächlich glückt dem Franzosen erneut das Kunststück unter dem Jubel der Fans. Unerwartet kommt Voeckler in Gelb aus den Pyrenäen - er hat kaum von seinem Vorsprung verloren und wird die Tour in Paris als Vierter beenden.
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Tour: Thomas Voeckler am Plateau de Beille 2011
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Am Freitag, den 16. Juli 1999 erreicht die Tour einen ihrer Tiefpunkte: Am Start der 12. Etappe nach Saint Flour fehlt ein Fahrer - Christophe Bassons. Der Franzose hat in jenem Jahr den Mut, sich in seiner täglichen Kolumne in der Zeitung "Le Parisien" offen zum Thema Doping zu äußern. Damit macht er sich Feinde, viele Feinde. Lance Armstrong beschimpft ihn öffentlich und mobbt ihn im Feld, Ausreißversuche der Mannschaft von Bassons lässt er unterbinden.
So hält auch sein Team Francaise des Jeux nicht mehr zum Saubermann - verzweifelt wirft er das Handtuch. Bis zu seinem frühen Karriereende 2001 bleibt er ein Außenseiter im Radsport, der von den Kollegen beschimpft und zum Rücktritt getrieben wird.
Doch sein Mut, seine Haltung, in einem Team wie Festina Doping verweigert zu haben, und auch seine wenigen sportlichen Erfolge sind ein Beispiel: Es ging auch in den 90ern anders.
Während die Siege vieler seiner Mobber in Schande aberkannt wurden, ist Bassons zum Vorbild geworden.
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Christophe Bassons bei der Tourde France 1999
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