Eurosport
John Degenkolb ist nach der WM in Richmond trotzdem mit seiner Saison 2015 zufrieden
Von
Publiziert 28/09/2015 um 16:40 GMT+2 Uhr
Die Katerstimmung nach der bitteren WM-Pleite hielt bei John Degenkolb nicht allzu lange an. Ein paar Bier hellten die Atmosphäre im deutschen Teamhotel wieder auf, dazu fand der 26-Jährige bei Frau Laura und Söhnchen Leo Robert Trost. Außerdem lockte ja auch der bevorstehende Amerika-Urlaub. "Wir werden das verkraften", sagte Degenkolb, "wir brauchen uns mit diesem Auftritt nicht zu verstecken."
John Degenkolb hat das negative WM-Ergebnis verarbeitet
Fotocredit: Imago
Platz 29 sah nur auf dem Papier nach einem Debakel aus, obwohl die Mannschaft des Bundes Deutscher Radfahrer (BDR) und Degenkolb schon den einen oder anderen taktischen Fehler einräumen mussten. "Ich war zu nervös und habe die Nerven verloren", sagte der Roubaix- und Sanremo-Sieger, nachdem bei der Verfolgungsjagd auf den verdienten Weltmeister Peter Sagan sein "Motor explodiert" war.
Als der Slowake an der giftig ansteigenden 23rd Street seine entscheidende Attacke lancierte, verlor Degenkolb erst den Anschluss und setzte dann zu ungestüm hinterher. "Es war eine Verzweiflungstat. Ich war zu offensiv. Ich hätte pokern sollen", sagte er und verwies auf den Australier Michael Matthews, der für seine Geduld immerhin noch mit Silber belohnt wurde.
Ordentliches Jahr für Degenkolb
Degenkolbs Helfer hatten sich schon eingangs des Finales aufgerieben, als sich eine gefährliche Spitzengruppe mit dem Belgier Tom Boonen gelöst hatte. "Wir haben da vier Mann verbraucht", sagte Top-Sprinter André Greipel, der eigene Ambitionen komplett zurückstellte: "Wenn wir nicht gefahren wären, wäre die Gruppe weg gewesen."
Auch wenn also dieses WM-Rennen daneben gegangen und im Juli der Etappensieg bei der Tour de France ausgeblieben war - für Degenkolb steht unter dem Strich ein Jahr, das ihn endgültig in den kleinen Kreis der weltbesten Klassikerfahrer führte. "Ich bin sehr zufrieden mit der Saison und kann mich nicht beklagen", sagte er.
Für Olympia "im Soll"
Im nächsten Jahr bei der WM in Katar wird der BDR wieder einen Anlauf unternehmen, endlich nach dann 50 Jahren einen Nachfolger für den bislang letzten deutschen Weltmeister Rudi Altig zu finden. Es soll dem Vernehmen nach wieder ein Kurs sein, der grundsätzlich den Sprintqualitäten der Deutschen entgegenkommt. "Es hat nicht gereicht, das ist Sport, nächstes Jahr gibt es wieder eine WM", meinte Degenkolb lapidar.
Und zuvor Olympische Spiele in Rio de Janeiro. Dafür, jedenfalls ist das die Ansicht von BDR-Sportdirektor Patrick Moster, ist der deutsche Radsport exzellent gerüstet. Insbesondere die Aussichten im Zeitfahren hätten nicht unter dem Eindruck von Tony Martins Desaster gelitten, sagte Moster. "Wir sind im Soll, auch Tony wird um die Medaillen mitsprechen", sagte Moster.
Dieser Tony Martin nutzte das Ende der WM gleich noch zu einem Rio-Abstecher, um die Olympiastrecke schon mal zu begutachten - so weit das bereits möglich ist. Während der 30-Jährige im Flieger nach Brasilien saß, ließen seine Kollegen den Abschlussabend in einem Steakhaus ausklingen. "Sie sind sehr, sehr stark gefahren, wie eine Einheit", sagte Moster, und Degenkolb betonte noch: "Die Unterstützung, die ich bekommen habe, war aller Ehren wert." Mehr aber auch nicht.
Werbung
Werbung