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Rad-WM 2023 - Jens Voigt im Interview: Dänemark wird fürs Straßenrennen völlig unterschätzt

Andreas Schulz

Update 06/08/2023 um 08:17 GMT+2 Uhr

Die Rad-WM in Glasgow ist gestartet. Mit dem Straßenrennen der Herren am Sonntag findet gleich zu Beginn der Festspiele eines der größten Highlights statt. Eurosport-Experte Jens Voigt wirft im Interview einen Blick auf die Gold-Favoriten, schätzt die Chancen der deutschen Mannschaft ein und verrät, was zur Achillesferse des Superteams aus Belgienum Mathieu van der Poel werden könnte.

Matej Mohoric (r.) und Kaspar Asgreen

Fotocredit: Getty Images

Am Sonntag beginnen bei der Super-WM in Glasgow die Wettbewerbe auf der Straße.
Mit Titelverteidiger Remco Evenepoel, Wout van Aert und dem vierfachen Etappensieger bei der diesjährigen Tour de France, Jasper Philipsen, schickt Belgien das nominell stärkste Team ins WM-Straßenrennen.
Auch Tadej Pogacar geht nach seinem zweiten Platz bei der Tour hochmotiviert auf den klassikerähnlichen Kurs rund um die schottische Metropole.
Für Eurosport-Experte Jens Voigt kommt der Topfavorit auf Gold jedoch weder aus Belgien noch aus Slowenien. Zudem gibt er seine Einschätzung zu den Chancen der deutschen Mannschaft um Nico Denz, Nils Politt, John Degenkolb und Max Schachmann ab und bewertet das Vorhaben Mathieu van der Poels, der auf ein Double aus Straßen- und Mountainbike-Gold hofft.
Jens, wer ist Dein WM-Favorit für das Straßenrennen am Sonntag?
Jens Voigt: Die Dänen haben ein sehr starkes Team und werden völlig unterschätzt - Kasper Asgreen ist mein WM-Favorit! Er ist eine starke Tour gefahren, hat die Form konserviert und ein richtig starkes Team an seiner Seite: Mikel Bjerg kann Tempo machen, für eine Ausreißergruppe haben sie Magnus Cort Nielsen dabei – und Mads Pedersen kann selbst noch einmal Weltmeister werden, denn das Rennen ist zwar sehr lang, aber nicht allzu bergig.
Wer könnte noch zu einer Gefahr für Topfavorit Remco Evenepoel werden?
Voigt: Neben den Dänen könnten auch andere Nationen Remco Evenepoel einen Strich durch die Rechnung machen. Die Franzosen werden es versuchen, sie haben starke Fahrer, aber keinen wirklichen Favoriten auf den Sieg dabei. Und dann vor allem Tadej Pogacar. Nach dem zweiten Platz bei der Tour ist er sicher noch in guter Form und er will es sich noch einmal beweisen und einen großen Sieg holen.
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Jonas Vingegaard (l.) und Tadej Pogacar (r.)

Fotocredit: Getty Images

Wie sind die Aussichten der deutschen Mannschaft um Nico Denz, Nils Politt, John Degenkolb und Max Schachmann?
Voigt: Die deutsche Mannschaft ist sehr gut aufgestellt mit starken Fahrern, die auch solche langen Rennen bestreiten können. Ich denke, es kann für einen Platz in den Top 6 reichen, aber dazu muss auch ein wenig Glück mit dazukommen. Einen Fahrer, der auf jeden Fall sagen kann, dass er sicher aufs Podium fährt, haben wir nicht – aber eine starke, sehr solide Mannschaft. Wenn das Rennen gut für uns läuft, können wir da ganz weit vorne mit reinfahren.
Wie schätzt Du die Chancen von Evenepoel auf das angestrebte historische Double ein?
Voigt: Für den Double-Plan von Evenepoel ist es günstig, dass diesmal das Straßenrennen vor dem Einzelzeitfahren stattfindet und er sich erstmal voll auf die Titelverteidigung konzentrieren kann. Mit dem Sieg in San Sebastian hat er bewiesen, dass er ein ganz großer Favorit ist. Nach dem Straßenrennen kann er sich erholen und das Zeitfahren dann noch mitnehmen. Deshalb glaube ich, dass es funktionieren kann mit dem Doppel-Gold für ihn.
Im belgischen Team sind auch noch zwei andere ganz große Favoriten am Start, ist das eine Stärke oder Schwäche?
Voigt: Die Belgier mit ihrer Dreierspitze aus Evenepoel, Wout Van Aert und dem vierfachen Tour-Etappensieger Jasper Philipsen sind ein interessanter Fall. Auf dem Papier sieht das grandios aus, jeder von ihnen kann gewinnen – aber wer ist bereit, sich aufzuopfern für den anderen? Zumal sie ja auch noch den Rest des Jahres in verschiedenen Mannschaften fahren. So viele Topfahrer zu haben, könnte die allergrößte Stärke der belgischen Mannschaft sein, aber gleichzeitig könnte genau das auch ihre absolute Achillesferse sein, wenn alles im Rennen auseinanderfliegt weil keiner arbeiten möchte.
Mit Mathieu van der Poel strebt ein weiterer Superstar ein Double an, allerdings anders als Evenepoel: Wie beurteilst Du seine Chancen?
Voigt: Bei van der Poel stehen die Chancen auf ein Double aus Sieg im Straßenrennen und Mountainbike-Gold nicht ganz so gut. Er muss sich zwischen den beiden Rennen auch erst einmal erholen und ich bin nicht ganz sicher, ob er die dazu nötige Form hat. Ich bin gespannt, wie es läuft und wünsche ihm das Beste, aber ich bin nicht komplett optimistisch. Ich könnte mir eher vorstellen, dass er bei beiden Events eher Vierter oder Fünfter wird.
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