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Ski alpin - Viktoria Rebensburg: "Man muss versuchen, das Positive zu sehen"

VonSID

Publiziert 02/02/2017 um 19:50 GMT+1 Uhr

Olympiasiegerin Viktoria Rebensburg ist bei der alpinen Ski-WM in St. Moritz ab Montag (bis 19. Februar) die einzige deutsche Medaillenkandidatin. Im Interview mit dem SID spricht sie über den besonderen Schnee im WM-Ort, das Rennfahrer-Gen und verrät, wann sie die Skier auch mal in die Ecke wirft.

Viktoria Rebensburg

Fotocredit: SID

Viktoria Rebensburg, Alpindirektor Wolfgang Maier nennt Sie ein Rennpferd. Was zeichnet ein Rennpferd aus?
Viktoria Rebensburg: Dass man zum richtigen Zeitpunkt, an dem Tag, in der Minute, in der es zählt, voll da ist - gedanklich, skifahrerisch und von der Form her.
Und wie schafft man das?
Rebensburg: Hm, das ist ehrlich gesagt schwierig. Man kann versuchen, sich das bis zu einem gewissen Punkt anzutrainieren, aber das letzte Etwas hat man oder nicht. Bei erfolgreichen Athleten merkt man schon in jungen Jahren, dass sie es haben.
Sie wurden mit 20 Olympiasiegerin, haben seitdem zwei weitere Einzel-Medaillen gewonnen. Warum startet das Rennpferd Rebensburg auch in St. Moritz durch?
Rebensburg: Ich fühle mich gut, merke, dass alles in die richtige Richtung geht, obwohl der Start in die Saison nach meiner Verletzung nicht einfach war. Wir sind Schritt für Schritt weiter und an die Form und das Skifahren herangekommen, das ich mir vorstelle und das ich kann. Das stimmt mich positiv.
Gilt das auch für die Gegebenheiten am WM-Ort?
Rebensburg: Ja, St. Moritz ist eine super schöne Gegend, eine super schöne Abfahrt und auch ein schöner Riesenslalom. Ich freue mich auf die WM. Der Schnee ist gut, sehr aggressiv, und das kommt mir entgegen. Das sind alles extrem wichtige Faktoren...
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Viktoria Rebensburg

Fotocredit: Eurosport

Gleich zu Beginn haben Sie beim Super-G am Dienstag Ihre erste Chance. In Vail 2015 waren Sie Fünfte, warum wird es diesmal ein besserer Start?
Rebensburg: Mir liegt St. Moritz. In Vail ist mir das Malheur passiert, dass ich bei der Generalprobe dort zuvor krank geworden bin und keine Rennen fahren konnte. Deshalb kannte ich die Strecke so gut wie gar nicht. In St. Moritz ist es anders, da bin ich die Tests gefahren, es ist eine sehr schöne Strecke, aber nicht die schwierigste.
Sie haben den Schienbeinkopfbruch zu Saisonbeginn angesprochen - bremst Sie noch was?
Rebensburg: Nein, es geht immer mehr in die Richtung, ganz ohne Zügel zu laufen, komplett losgelassen.
Was fehlt noch?
Rebensburg: Ein paar Abstimmungssachen, das letzte Vertrauen in das Ganze. Da geht es ums Tuning, der Rest passt super. Es ist die große Kunst, am richtigen Tag, angepasst an die Schneeverhältnisse, das Wetter, die Temperatur das Richtige zu finden.
Nervt Sie diese ewige Suche?
Rebensburg: Naja, wenn's passt, ist es schon schön, dann muss man sich nicht so viele Gedanken machen, denn das kostet extrem viel Energie. Ich habe im Oktober, November sehr viele wichtige Tage verpasst und versucht, das dazuzubasteln, während die Saison weitergelaufen ist. Das ist ziemlich kraftraubend. Auf der anderen Seite macht das auch den Reiz aus.
Gab es Momente, in denen Sie die Skier am liebsten in die Ecke geworfen hätten?
Rebensburg: Naja, es waren schon Momente dabei, die nicht ganz so einfach waren. Der Ausfall im Super-G in Garmisch etwa war sehr, sehr bitter, weil ich wirklich gut unterwegs war. Das wegzustecken, hat länger gedauert als sonst, da war ich richtig angefressen und sauer auf mich selber. Es gibt Rennen, da werfe ich meine Sachen in die Ecke, das hat es auch heuer gegeben. Dann kann ich erst mal nicht so viel reden, brauche Abstand. Aber man muss trotzdem versuchen, das Positive zu sehen, weil es nichts bringt, sich einzugraben. Im Leistungssport gehören solche Momente dazu, und wenn man sie nicht hat, wird man nicht so stark, als Persönlichkeit nicht so gefestigt.
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Viktoria Rebensburg

Fotocredit: SID

In Ihrer Spezialdisziplin Riesenslalom war es in diesem Winter ein Auf und Ab. Warum sind die Zahlen 19, 23, 7, 3, 5, 10 für Sie keine Glückszahlen?
Rebensburg: Naja, die sechs Richtigen wären sechsmal die eins gewesen, aber das hat sich so nicht ergeben. Die letzten Rennen haben allerdings in die richtige Richtung gezeigt, eigentlich ist nur das zweite so richtig rausgeschossen. Aber das haben wir analysiert, die Gründe gefunden. Platz zehn zuletzt am Kronplatz hat nicht das widergespiegelt, wie ich mich fühle, was ich gespürt habe und wie ich wieder fahre. Das war ein Gefühl, nach dem ich mich in den letzten Wochen gesehnt habe. Jetzt arbeiten wir noch an einer Kleinigkeit, wenn wir die hinbekommen, schaut's gut aus.
Sie wollen nicht verraten, an welcher?
Rebensburg: Nein. Ein bisschen ein Betriebsgeheimnis braucht man schon noch.
Hat denn der Riesenslalom unter Ihren Fortschritten im Speed gelitten?
Rebensburg: Man muss da als Athlet immer wach sein. In der letzten Saison war es nicht so, wenn es gut läuft, ist es kein Problem, dann kann man alles fahren. Aber wenn man ein bisschen hinterherrennt, dann ist es schwierig, weil die Trainingstage für den Riesenslalom abgehen. Aber es ist machbar. Und wenn man ein Ziel hat, muss man alle drei Disziplinen fahren.
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Viktoria Rebensburg

Fotocredit: SID

Dieses Ziel ist der Gesamtweltcup?
Rebensburg: Klar, das ist das Größte, was man gewinnen kann. Aber das kann man nicht planen. Für mich ist wichtig, dass die Basis, der Riesenslalom, passt, dann geht alles leichter von der Hand. Und dann kann man auch über das andere Thema reden.
Ihnen bleiben dafür ja noch ein paar Jahre. Wie lange planen Sie denn?
Rebensburg: Ich bin jetzt schon 27 und ein paar Jahre dabei, bin schon viele Rennen gefahren. Es wird nicht leichter, man spürt die Belastungen im Körper - mal mehr, mal weniger. Ich plane nicht, aber was ich mir mal so gedacht habe, ist, in die Richtung Åre 2019 zu gehen. Ich bin 2007 meine erste WM in Åre gefahren, vielleicht wird es 2019 die letzte. Aber ich setze mir da kein Ziel. Wichtig ist für mich, dass ich Spaß habe und Freude an meinem Sport. Sobald das kippt, muss ich mir Gedanken machen. Ob das dann mit 29, 30 oder erst mit 32 ist, wird man sehen, das muss sich ergeben.
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