Martin Schmitt und Werner Schuster erklären Aufstieg von Pius Paschke: "Märchen, die der Sport schreibt"

"Im Grunde ist er schon ein Spätzünder", sagt Werner Schuster im exklusiven Eurosport-Interview. "Er ist schon immer wegen seiner hohen Geschicklichkeit und seines motorischen Talents aufgefallen und hat sich dann in meiner Zeit als Bundestrainer auch auf der Schanze stetig verbessert. Zudem hatte er immer eine tolle Einstellung zum Leistungssport", führt Schuster fort.

Mit 33 Jahren ist Pius Paschke der älteste Skispringer, der erstmals einen Weltcup-Erfolg feiern konnte. Am Samstag triumphierte der DSV-Adler in Engelberg nach Sprüngen auf 135 Meter vor dem Norweger Marius Lindvik. Paschkes Erfolg zeige, "was man in höherem Sportler-Alter noch zu leisten im Stande sein kann", so Schmitt.

Dabei hat der gebürtige Münchner ein jahrelanges Auf und Ab hinter sich. Bereits 2013 feierte Paschke sein Welcup-Debüt in Engelberg, sprang jedoch meistens nur im zweitklassigen Continental-Cup. Erfolge verzeichnete der 33-Jährige lediglich mit der Mannschaft - 2020 als Team-Vizeweltmeister im Skifliegen und 2021 als Weltmeister im Team.

Nach schwachen Leistungen im letzten Winter (Platz 34 in der Gesamtwertung) musste sich Paschke erst einmal über die B-Mannschaft wieder für den Weltcup qualifizieren. Dabei bescheinigte ihm der Bundestrainer Stefan Horngacher bereits in den vergangenen Jahren ein starkes Sprungvermögen, wie Martin Schmitt weiß: "Stefan hat schon vor zwei, drei Jahren immer mal wieder gesagt, Pius springe richtig gut und könne echt viel. Die Trainer, auch Werner Schuster, haben immer mehr in ihm gesehen als das, was er zuvor gezeigt hatte."

Schuster betreute Paschke in seiner Zeit als Bundestrainer der deutschen Herren im Weltcup von 2013 bis 2019. Im Dezember 2015 nominierte der Österreicher ihn erstmals für die nationale Gruppe bei der Vierschanzentournee in Oberstdorf. Mit der persönlichen Reife sei Paschke von Jahr zu Jahr stärker geworden, so der Eurosport-Experte.

"Da er sich durch sehr viel Eigeninitiative nach oben kämpfen musste, hat er einen enormen Kampfgeist entwickelt und seinen Charakter gestählt", erklärt Schuster den späten Durchbruch seines ehemaligen Schützlings. "Ein Sieg auf seiner Lieblingsschanze in Engelberg - das sind die Märchen, die der Sport schreibt. Der Höhenflug von Pius Paschke ist ein Vorbild für die Jugend, ein Vorbild für alle."

Auch Schmitt findet Paschkes Aufstieg "beeindruckend". Er sei sprungkräftig und habe keine Probleme mit seinem Körpergewicht. "Die körperlichen Voraussetzungen passen. Er ist ein akribischer Arbeiter und hat sich im technischen Prozess einiges erarbeitet, gerade auch flugtechnisch noch mal verbessert. Das war auch die Vorgabe insgesamt in der deutschen Mannschaft. Sie waren viel im Windkanal, haben viel probiert und versucht, sich aerodynamisch noch mal zu verbessern", so der Team-Olympiasieger von 2002. "Das ist mannschaftlich gelungen und davon hat sicher auch der Pius enorm profitiert."

Am 28. Dezember startet die Vierschanzentournee mit der Qualifikation in Oberstdorf. Paschke ist als Gesamtweltcup-Dritter spätestens seit dem Wochenende kein Geheimtipp mehr.

Eurosport überträgt alle Qualifikations-Wettkämpfe sowie die Springen der Vierschanzentournee vom 28. Dezember 2023 bis zum 6. Januar 2024 live im Free-TV auf Eurosport 1 und im Streaming auf discovery+.