Neil Robertson ist der komplette Sportler

Die polnische Luft scheint Neil Robertson sehr gut zu tun: Von den mittlerweile vier Events der European Tour in unserem Nachbarland hat er drei gewonnen. Unterbrochen wurde die Serie nur im Vorjahr durch Shaun Murphy, den er dieses Mal im Halbfinale ausgeschaltet hat.

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Fotocredit: Eurosport

Für den Australier endete damit eine ziemlich lange Phase ohne Titelgewinn: Die letzte Trophäe hatte er Ende Juni beim Wuxi Classic gewonnen. Dabei hat er in der Zwischenzeit ja nicht schlecht gespielt. Ganz im Gegenteil: Dass er in dem Top-Quartett der Weltrangliste (aus dem schnell ein Trio werden kann, wenn bei Ding Junhui jetzt nicht langsam der Knoten platzt) angehört ist ja kein Unfall, sondern der Lohn für konstant gute Leistungen.
Rumpeliger Start von Robertson
Dabei begann das Gdynia Open für Neil Robertson ziemlich rumpelig: den ersten Frame kampflos verloren (was auch immer der Grund gewesen sein mag), dann in höchster Not zu einem mühseligen 4:3 über Adam Duffy gestolpert. In der Folgezeit wurde er aber nicht nur deutlich besser und stärker, sondern er überzeugte mit einer ganz besonderen Fähigkeit: seiner absoluten Konzentration gerade in entscheidenden Momenten. Da können sich fast alle anderen eine Scheibe abschneiden. Jemandem, der das kann, ist nur schwer beizukommen. John Higgins hat das in seinen besten Zeiten ja auch immer gekonnt, Stephen Hendry sowieso.
Neil Robertson ist für mich nur ein kompletter Snookerspieler, sondern auch ein kompletter Sportler. Er hat erkannt, dass auch im Snooker Talent und harte Arbeit am Trainingstisch heute nicht mehr ausreichen. Ein Fitness-Freund war er sowieso schon immer. Seine vegane Ernährung mag nicht jedermanns Sache sein (meine ehrlich gesagt auch nicht), aber sie hilft ihm. Er geht bewusster mit sich und seinem Körper um, fühlt sich fit und leistungsfähig. Und genau das ist er auch: fit und leistungsfähig. Augenfällig war das im Finale von Gdynia: Mark Williams war nach dem langen Turniertag platt, Neil dagegen ganz und gar nicht. Am besten bewies er das mit seiner brillanten und entscheidenden Clearance im dritten Frame. Die sollte übrigens in keinem Lehrfilm über modernes Snooker fehlen.
Dass er auf einen Start beim Shootout und den Indian Open verzichtet hat, passt übrigens ins Bild. Er hat verinnerlicht, dass er auch Fitness sowie körperliche und geistige Frische braucht, um erfolgreich zu sein. Da muss man auch mal die Batterien aufladen. Ich bin mal gespannt, ob und wie sich das bei der Weltmeisterschaft bemerkbar macht. Die steht schließlich schon im nächsten Monat an!
Herzliche GrüßeIhr / Euer Rolf Kalb (Twitter: @Rolf_Kalb)
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