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Rolf Kalb im Interview über Restart mit der Championship League

Dominik Mackevicius

Update 29/05/2020 um 12:08 GMT+2 Uhr

In der kommenden Woche kehrt Live-Snooker ins Fernsehen zurück. Die Championship League (1. bis 11. Juni, alles live bei Eurosport auf Eurosport 1 im TV) läutet den Restart des Snooker-Sports ein. Im exklusiven Interview spricht Rolf Kalb, Kommentator bei Eurosport und absoluter Experte, über das anstehende Turnier und die damit verbundenen Erwartungen.

Mark Selby | Snooker | ESP Player Feature

Fotocredit: Getty Images

Das Interview führte Dominik Mackevicius
Am 1. Juni feiert Live-Snooker mit der Championship League sein Comeback. Wie groß ist deine Vorfreude, Rolf?
Rolf Kalb: "Einfach riesig, ich kann gar nicht beschreiben, wie groß meine Vorfreude ist. Wir haben in den letzten Wochen noch einmal die großen Matches gezeigt, aber nichts ersetzt das Live-Erlebnis, deshalb freue ich mich riesig darauf, dass wir wieder richtig durchstarten können."
Wie lange wartest du bereits auf Live-Snooker?
Kalb: "Am 15. März habe ich das letzte Mal kommentiert. Das war das Finale der Gibraltar Open und der letzte Live-Sport, den wir übertragen konnten. Übrigens fand dies auch schon in einer leeren Halle ohne Publikum statt."
Jetzt wird wieder vor einer leeren Halle gespielt und zudem in einem neuen Format, das etwas anders ist als die Turniere, die wir sonst übertragen.
Kalb: "Es sind 64 Teilnehmer dabei, die in der ersten Runde aufgeteilt werden auf 16 Vierer-Gruppen. In jeder Gruppe spielt Jeder-gegen-Jeden und die 16 Gruppensieger qualifizieren sich für die Zwischenrunde. Dort werden die 16 Gruppensieger wieder aufgeteilt auf vier Gruppen, gleicher Modus, und die vier Sieger bestreiten dann am 11. Juni die Finalrunde, um den Gesamtsieger zu küren."
Und alles zu sehen live auf Eurosport.
Kalb: "11 Tage, sieben Stunden jeweils, beziehungsweise so lange es auch immer dauert. Da kommt einiges an Live-Snooker zusammen."
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Bei der Snooker-WM 2019: Robertson versenkt zwei Rote auf einmal

Auf welche Spieler können sich die Eurosport-Zuschauer freuen?
Kalb: "Das Turnier ist topbesetzt, eine Reihe an Weltklasse-Spieler haben gemeldet. Allen voran der amtierende Noch-Weltmeister Judd Trump, aber auch Ronnie O’Sullivan ist dabei. Er angekündigt, dass er wieder durchstarten und deutlich mehr Turniere spielen will. Und er macht seine Ankündigung wahr, indem er jetzt schon für die Championship League gemeldet hat. Neil Robertson, einer der dominierenden Akteure in dieser Saison, spielt auch, genauso wie Mark Allen, Kyren Wilson und, und, und…Das ist sehr, sehr hochkarätig besetzt."
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Ronnie O'Sullivan (li.) and Judd Trump (re.) werden beide an dem Turnier teilnehmen.

Fotocredit: Eurosport

Auch der Schweizer Alexander Ursenbacher ist dabei.
Kalb: "Richtig, auch Alex hat gemeldet. In seiner Gruppe trifft er auf Jimmy Robertson, Ben Woollaston und Liam Highfield. Chancenlos ist er da auf keinen Fall. Sein Spiel ist deutlich stabiler geworden. Gerade bei dieser kurzen Distanz, gespielt wird Best-of-Four also maximal vier Frames, hat Alex durchaus seine Chancen."
Wenn ein Spieler einen guten Flow hat, dann kann es auch die ein oder andere Überraschung geben, oder?
Kalb: „Dieses kurze Format ist prädestiniert für Überraschungen. Zudem müssen wir auch Überraschungen erwarten, weil keiner weiß, wie die Form der Spieler derzeit ist. Das hängt natürlich davon ab, ob sie trainieren konnten oder nicht, falls sie keinen Zugang zu einen Tisch hatten. Hinzu kommt, dass Training alleine am Tisch schön und gut ist, aber was über Monate fehlte ist die Wettkampfsituation. Wie es um die Matchhärte der Spieler steht, ist eine der spannenden Fragen.“
Denkst du, dass durch Corona-Pause manche Spieler einen Vorteil haben, weil sie besser trainieren konnten?
Kalb: "Natürlich hat der derjenige einen Vorteil, der einen Tisch zuhause hat. Das sind allerdings die wenigstens, auf der gesamten Main Tour vielleicht zehn Spieler mit eigenem Trainingstisch. Aber das Training alleine ist nicht so effektiv. Viel wichtiger wird sein, wie die Spieler mental diese brutale Unterbrechung der Saison verkraftet haben und wie sie sich mental wieder auf den Wettkampfmodus einstellen können."
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Eurosport Snooker-Kommentator Rolf Kalb

Fotocredit: Eurosport

Voraussetzung, dass die Championship League Snooker stattfinden kann sind strenge Hygiene-Auflagen. Das Turnier wird ohne Zuschauer in der Marshall Arena in Milton Keynes gespielt, wo die Spieler auch untergebracht sind. Was sind das für Bedingungen unter denen jetzt wieder Snooker gespielt wird?
Kalb: "Das ist für sämtliche Spieler neu. Es ist so, dass die Spieler am Vortag anreisen, sofort getestet und dann auf ihrem Hotelzimmer, das zu dem gesamten Komplex gehört, isoliert werden. Sie dürfen natürlich nur antreten, wenn der Test negativ ausfällt. Die Spieler müssen Masken tragen, außer im Match sowie im Training. Sie dürfen den Komplex nicht verlassen. Es ist extra dafür gesorgt, dass jeder Spieler eigene Hilfsqueues hat. Zudem hat jeder Spieler einen Desinfektionsspender an seinem Platz und Spieler und Schiedsrichter müssen jeweils zwei Meter Abstand voneinander halten. Das sind schon sehr ungewohnte Bedingungen für die Spieler."
Zudem fehlt das Publikum, das Raunen, der Applaus, die Atmosphäre, oder?
Kalb: "Natürlich fehlt das Publikum. Das ist in jeder Sportart so. Ein Sportler auf Top-Niveau, den pusht die Reaktion des Publikums. An eine Geisteratmosphäre muss man sich erst einmal gewöhnen. Auf der anderen Seite kann es für manch einen Spieler auch ein Vorteil sein, denn ein lebhaftes Publikum, das setzt vielleicht Spieler mit weniger Erfahrung auf diesem Niveau zusätzlich unter Druck. Und dieser Druck fällt nun weg, sie können befreiter aufspielen. Es wird interessant zu beobachten sein, wer wie reagiert und damit zurecht kommt."
Es ist natürlich auch ein erster Testlauf, um das große Highlight, die Snooker-WM Ende Juli stattfinden zu lassen. Ronnie O’Sullivan sagte hierzu: 'Irgendeine Art von Weltmeisterschaft ist besser als gar keine Weltmeisterschaft.' Siehst Du das genauso?
Kalb: "Ich sehe das auf jeden Fall auch so und ich weiß, dass praktisch alle Spieler so denken. Natürlich würden sie im Crucible Theater lieber vor Publikum spielen, aber wenn es denn sein muss, dann auch ohne Zuschauer. Auf die Weltmeisterschaft will man natürlich nicht verzichten. Das ist ja das Besondere im Snooker, dass die WM einen so großen Stellenwert hat. Das kann man nicht mit Golf oder Tennis vergleichen, wo es ja vier Grand Slams gibt. Und wenn es bei einem nicht läuft, dann habe ich noch drei andere Möglichkeiten. Im Snooker ist das anders, hier hat man nur einmal im Jahr die Chance Weltmeister zu werden."
Abschließend Rolf, was wünscht Du dir für die weitere Snooker-Saison?
Kalb: "Zuallererst wünsche ich mir ein tolles Turnier mit der Championship League. Ich bin ganz gespannt, wie die Spieler mit dem für sie ungewohnten Format und den ungewohnten Bedingungen zurechtkommen. Und dann hoffe ich natürlich, dass es möglich sein wird, die Weltmeisterschaft durchzuziehen, das hängt natürlich von der Entwicklung der Pandemie ab, denn heutzutage ist ja nichts sicher. Es wäre natürlich toll, wenn wir eine schöne WM erleben würden, notfalls auch ohne Publikum."
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Hinter dem Rücken: Trumps Kunststück bei der WM 2019

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