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Opinion
Snooker

Selbys Ängste und Glücksmomente der Anderen

Rolf Kalb

Publiziert 28/05/2015 um 15:58 GMT+2 Uhr

Nach dem Finale des Arcaden Paul Hunter Classic gestern in Fürth hat Mark Selby für einen ganz kurzen Moment einmal in seine Seele blicken lassen und Verletzlichkeit offenbart.

Eurosport

Fotocredit: Eurosport

Als er nämlich im Hinblick auf seine Nackenverletzung im Frühjahr all denen dankte, die ihm geholfen hatten, und auch, als er später dagte, er freue sich darauf, seinen Titel im nächsten Jahr in Fürth zu verteidigen, da musste er beide Male schwer schlucken. Da wurde klar, welche Angst Mark Selby, der sich ja immer freundlich und meist gut gelaunt präsentiert, in den letzten Monaten ausgestanden haben muss.
Das macht deutlich, auf welch schmalem Drahtseil die Profis balancieren. Das gilt natürlich auch für alle anderen Profisportler, aber eben auch für Snooker-Profis: Ein einziger Vorfall, ein einziges Detail kann die Karriere vernichten und damit natürlich zunächst einmal dcie Existenz. Selby hat ja selber im Siegerinterview erzählt, dass sein Spiel in Trümmern gelegen habe. Was wäre passiert, wenn er die Probleme nicht in den Griff bekommen hätte? Das wäre das Aus gewesen. Deshalb war er nach seinem Sieg so erleichtert (obwohl er zugegebenermaßen spielerisch sicher noch Luft nach oben hat).
Ein wütender Queue-Bauer
Dabei muss es nicht immer eine Verletzung sein, die das plötzliche Karriereende herbeiführt. Der Kanadier Alain Robidoux gehörte einst zu den absoluten Top-Spielern. Sein Queue war von einem kanadischen Handwerker gemacht worden. Da Robidoux aber während der Saison in Großbritannien lebte gab er sein Spielgerät für eine kleine Reparatur einem dortigen Fachmann. Zurück in Kanada lieferte er das Queue beim Hersteller ab, um es gründlich überarbeiten zu lassen. Der aber merkte, dass jemand anderes Hand an das Queue gelegt hatte, stellte voller Wut die Kreissäge an und zerschnitt das Stück in handliche kleine Teile — Rettung unmöglich. Robidoux erholte sich davon nie mehr und seine Karriere war beinahe sofort beendet.
Joes Rückkehr und Kens 147
Es gab in Fürth auch wieder einige Dinge, die mich menschlich sehr gefreut haben. Da war zum einen der Siegeszug von Joe Swail von den Amateur-Runden bis ins Endspiel. Der 42-Jährige aus Belfast ist einfach ein Sympathieträger und einfach ein netter Kerl. Ich kann Mark Selby nur zustimmen: Joe gehört einfach auf die Maintour. Und mit dem Erreichen des Finales in Fürth sollte er eigentlich beinahe schon genügend Punkte gesammelt haben, um im nächsten Jahr über die PTC-Rangliste wieder auf die Tour zu kommen.
Alle, davon bin ich überzeugt, haben sich auch für und mit Ken Doherty über sein Maximum-Break gefreut. Der Darling von Dublin war U21-Weltmeister, Amateur-Weltmeister und Profi-Weltmeister. Auch ansonsten hat er alles gewonnen, was es zu gewinnen gibt. Nur ein Detail fehlte in seiner großen Karriere noch: eine 147. Unvergessen das Masters-Finale 2000, wo er bei 140 Punkten die letzte Schwarze verschossen hat. Dieses Trauma hat er nun überwunden. Ich empfinde es so, dass er damit seine Karriere wirklich abgerundet hat.
Und dann war da ja noch Andreas, der seiner Andrea nach dem Finale vor vollen Tribünen einen Heiratsantrag gemacht hat (den sie angenommen hat). Danke noch einmal an alle im Publikum, die dafür im Saal geblieben sind und damit den beiden einen unvergesslichen Moment beschert haben. Den beiden (die ja bald zu dritt sind) wünsche ich alles Gute und ein langes gemeinsames Glück.
Herzliche Grüße Ihr / Euer Rolf Kalb
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