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Opinion
Snooker

Snookerjahr 2017: Herausragende Spieler und eine bewegende Geschichte

Rolf Kalb

Update 31/12/2017 um 11:39 GMT+1 Uhr

Lässt man das Snooker-Jahr 2017 Revue passieren, dann stechen zwei Spieler heraus: Mark Selby und Ronnie O’Sullivan. Beide haben Herausragendes geleistet. Selby gehört nun zum exklusiven Club derjenigen, die es geschafft haben, den WM-Titel erfolgreich zu verteidigen. Und O’Sullivan begann das Jahr mit seinem Rekord-Triumph beim Masters und beendete 2017 mit einem unglaublichen Lauf.

Weltmeister Mark Selby

Fotocredit: Getty Images

Den Titel im ehrwürdigen Crucible Theatre zu verteidigen war zuvor nur Steve Davis, Stephen Hendry und Ronnie O’Sullivan gelungen. Nun gehört Mark Selby also auch dazu. Und er holte seine drei Titel gegen die Creme de la Creme des Snooker.
Ronnie O’Sullivan, Ding Junhui und John Higgins schlug er im Finale bei seinen drei WM-Triumphen. Gleichzeitig räumte er im Frühjahr auch noch den Aberglauben ab, man könne nicht beim China Open und direkt anschließend auch bei der WM gewinnen. Man kann. Selby hat es geschafft.
In der neuen Saison produziert er bisher noch für seine Verhältnisse recht gemischte Ergebnisse. Aber immerhin hat er mit der International Championship schon einen großen Titel geholt, und da wird auch noch mehr kommen. Im Februar steht er dann seit drei Jahren ununterbrochen an der Spitze der Weltrangliste. Und ich erwarte ihn auch am Saisonende dort.

Selby endgültig im Olymp - O'Sullivan abermals beeindruckend

Ronnie O’Sullivan begann sein Jahr 2017 mit seinem siebten Triumph beim Masters. Damit ist er der Rekord-Champion und hat Stephen Hendry auch in dieser Statistik hinter sich gelassen; eine beeindruckende Leistung. Noch beeindruckender finde ich aber seinen Lauf im Herbst des Jahres: Innerhalb von gut zwei Monaten hat er das English Open, das Shanghai Masters und die UK Championship gewonnen und stand auch noch im Finale beim Champion of Champions.
Es gibt keinen Zweifel: Wenn er gut drauf ist, dann ist er noch immer der außergewöhnlichste Spieler.
Es ist kein Geheimnis, dass ich auf viele Diskussionen, die er lostritt, gut verzichten könnte. Aber das beeinträchtigt seine Beurteilung als Spieler nicht. Umso mehr ist es schade, dass er mit seiner Absage beim German Masters sicherlich bei vielen seiner deutschen Fans große Enttäuschung hervorgerufen hat; über die Gründe für seine Absage kann ich auch nur spekulieren. Ronnie O’Sullivan ist ein Spieler wie eine Medaille, nämlich mit zwei Seiten. Man kann die eine nicht ohne die andere haben.

Robertsons bewegendes Comeback

Die bewegendste Geschichte des Snookerjahres ist sicherlich die Wiederauferstehung von Neil Robertson. Nachdem nun öffentlich wurde, was ihn so lange ausgebremst hat, ist meine Hochachtung nur noch größer.
Der Australier ist aufgrund der psychischen Erkrankung seiner Lebensgefährtin durch die Hölle gegangen und muss vor Sorgen schier vergangen sein. Eine derartige Lebenskrise so zu überwinden ist eine größere Leistung als jeder Titelgewinn.
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Aufholjagd perfekt: Robertsons letzte Punkte zum Titel

Ein Muster an Konstanz ist zuletzt John Higgins: In den letzten sechs Turnieren stand er vier Mal zumindest im Viertelfinale. Das ist wahrlich nicht schlecht. Nimmt man noch den Sieg von Mark Williams beim Northern Ireland Open hinzu, dann zeigt sich: Die berühmte Klasse von 1992 gehört noch lange nicht zum alten Eisen!
Nicht schlecht ist auch die Jahresbilanz von Shaun Murphy. Fünf große Endspiele in einem Jahr sind ein Beleg für seine Qualität; ein bisschen mehr Killerinstinkt gerade bei den großen Gelegenheiten und die Zahl seiner Titel würde nach oben schnellen.
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Drei Centuries in Folge! Bärenstarker Higgins fegt über O'Sullivan hinweg

Kleckers' (nicht immer einfacher) Lernprozess

In diesem Jahr hat es mit Lukas Kleckers auch wieder ein deutscher Spieler auf die Maintour geschafft. Sein Start als Profi war verheißungsvoll: Beim Riga Masters erreichte er die dritte Runde. Dabei hatte er allerdings auch ein bisschen Glück: In der ersten Runde hatte er ein Freilos und traf dann auf einen Neil Robertson, der aus nunmehr bekannten Gründen komplett neben sich stand. Danach verließ ihn allerdings das Losglück. Bei einer Reihe von Turnieren erwischte er sofort zum Auftakt ein sehr schweres Los.
Achtungserfolge zu erzielen und sein Potential anzudeuten ist schön; aber auch die Ergebnisse müssen stimmen. Das tun sie zuletzt nicht. Dies alles deutet darauf hin, dass noch ein langer und schwerer Lernprozess vor ihm liegt. Eineinhalb Jahre hat er noch Zeit, um sich auf der Maintour zu etablieren. Das ist möglich, aber dazu müssen bald Fortschritte erkennbar sein.
Besser steht es da schon um Alexander Ursenbacher, nicht nur, weil er das Halbfinale beim English Open erreicht hat. Er hat natürlich auch den Vorteil, dass er nun schon zum zweiten Mal auf der Tour ist. Zuletzt kassierte er zwar auch wieder eine Reihe von Erstrunden-Niederlagen, aber beim Schweizer bin ich optimistisch, dass er die Kurve kriegt.

Binghams böser Fauxpas sollte Snookerjahr 2017 nicht verderben

2017 gab es allerdings natürlich auch wieder unschöne Erlebnisse. Unrühmlicher Höhepunkt ist dabei für mich die Sperre für Stuart Bingham wegen verbotener Snooker-Wetten. Mich lässt diese Ignoranz gegenüber klaren Regeln kopfschüttelnd zurück. Aber von solchen Erlebnissen sollten wir uns nicht den Blick auf ein eigentlich gutes Snookerjahr 2017 verderben lassen.
Weiter geht es mit Snooker bei Eurosport im TV mit dem Masters ab dem 14. Januar. Und danach folgt schon das German Masters in Berlin. Einstweilen hoffe ich aber, dass alle Leserinnen und Leser zum Ende des Jahres besinnliche und frohe Tage verleben können und Kraft schöpfen für ein sicher auch wieder ereignisreiches Jahre 2018.
Alles Gute wünscht
Ihr / Euer Rolf Kalb
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