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Snooker - Rolf-Kalb-Blog: Über einen, der kein Lautsprecher ist, und die neue Vielfalt im Snooker
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Publiziert 07/03/2022 um 12:31 GMT+1 Uhr
Die Serie der märchenhaften Turniersiege im Snooker setzt sich fort. Bei den Welsh Open war nun Joe Perry an der Reihe, der zehnte Turniersieger in dieser Saison. Und das bei bisher zwölf Ranglisten-Turnieren. Mag niemand vor dem Start in Newport mit einem Sieg des "Gentleman" gerechnet haben, so war er am Ende der Woche doch der logische Sieger. Er hat ganz einfach das beste Snooker gespielt.
Joe Perry celebrates beating Judd Trump to win the Welsh Open 2022 (WST)
Fotocredit: Eurosport
Seit 30 Jahren ist Joe Perry nun Profi. Die großen Schlagzeilen hat er nie produziert.
Er gehört mit Sicherheit nicht zu den Lautsprechern in der Szene. Aber er ist ein sehr reflektierter Mensch.
Und er ist ein Sieger, dem jeder und jede diesen Erfolg von Herzen gönnt. Er mag nie nach außen sichtbar groß gewirkt haben. Unter den Spielern ist er aber jemand, auf dessen abgewogenes Wort man hört.
Neil Robertson hat nach dem Sieg zurecht darauf hingewiesen, dass er ohne die Unterstützung durch Joe Perry niemals zu dem Spieler geworden sei, der er heute ist.
Joe Perrys bemerkenswerte Emotionalität
Ich erinnere mich auch gut an die Diskussionen vor ein paar Jahren, ob ein Zeitlimit nötig sei. Perry machte da den Vorschlag, dass die Shotclock erst ab dem zweiten Stoß pro Aufnahme zum Einsatz kommen solle. Damit bliebe den Spielern, die an den Tisch kommen, nach einer ja eventuell guten Safety des Gegners die Zeit, um diese Nuss zu knacken.
Egal, ob man diesen Vorschlag gut findet oder nicht: Das war typisch für Joe. Eine wohlüberlegte Wortmeldung, abgewogen und ausgleichend. Er ist mit Sicherheit niemand, der polarisiert.
Joe Perry ist auch niemand, der sein Inneres nach außen kehrt. Umso bemerkenswerter war die Emotionalität, die er am Sonntag zeigte (oder zumindest andeutete). Mit dem Erfolg in Newport hat er sich selber überrascht. Dass dies der größte Moment seiner Karriere sei, diese Aussage kam von Herzen.
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"Willkommen im Klub": O'Sullivan über Perrys Finalsieg
Quelle: Eurosport
Vielfalt tut Snooker gut
Joe Perry ist nicht mit dem Talent gesegnet, wie die großen Drei aus dem Jahrgang von 1992, Ronnie O’Sullivan, John Higgins und Mark Williams. Er hat sich seinen Platz in der Welt des Snooker hart erarbeiten müssen.
Damals waren die Preisgelder für Mittelklasse-Profis ja auch nicht astronomisch. Um also seinen Lebensunterhalt bestreiten zu können, ist er über Land getingelt und hat Challenge-Matches in örtlichen Clubs bestritten. Das ist eine harte Schule. Da lernt man sein Handwerk.
Mit David Gilbert, Zhao Xintong, Hossein Vafaei und Fan Zhengyi haben in dieser Saison schon vier Spieler ihren ersten Titel gewonnen. Hinzu kommen Turniersieger wie Luca Brecel und Joe Perry, die man auch nicht auf der Rechnung hatte.
Natürlich spielen die üblichen Verdächtigen noch immer eine große Rolle (und werden das auch weiter machen). Aber die Vielfalt in dieser Saison ist bemerkenswert. Und sie tut Snooker gut.
Herzliche Grüße
Ihr / Euer Rolf Kalb
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