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Tennis

1977 - die großartige Revanche des "ewigen Zweiten" Guillermo Vilas

Guillermo Vilas hat die Tenniswelt durch sein Spiel wie durch seine Persönlichkeit beeindruckt, die ebenso schillernd war wie manchmal seine Sportkleidung. Der Argentinier, der zu Beginn seiner Karriere nach dem legendären Radrennfahrer als "Poulidor" seines Sports bezeichnet wurde, gehörte ab 1977 endgültig zu den Tennis-Legenden.

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Fotocredit: Eurosport

70er Jahre, lange Haare unter einem Stirnband, figurbetonte Kleidung und Topspins... Klingt nach Björn Borg? Das stimmt. Aber nicht nur: Fügt man etwas Sonne und eine schwarze Mähne hinzu, bei der die Damen nur so dahinschmolzen, so erhält man die treffende Beschreibung eines der besten Tennisspieler seiner Generation. All das war Guillermo Vilas: Eine starke Persönlichkeit, ein Poet, der in Argentinien mit einem Gedichtband für Aufmerksamkeit sorgte und zum Pionier der Wunderwaffe Topspin avancierte, mit der es damals nur Borg aufnehmen konnte.
Wie der kühle Blonde aus Schweden ließ auch der romantische Lateinamerikaner die Herzen der Tennisfans höher schlagen. In Argentinien war er weit über den Tennissport hinaus bekannt und wurde 1977 nach einer unglaublichen Siegesserie zum Idol. Erinnerungen.

Der Pionier des Topspins

Am 9. Januar verlor Vilas, Nummer eins der Setzliste, das Finale der Australian Open (damals noch ein Rasenplatzturnier) gegen den Amerikaner Roscoe Tanner. Es folgte eine ganze Serie an Niederlagen in Endspielen und sein Ruf als ewiger Zweiter verfestigte sich. Der Argentinier reagierte mit radikalen Veränderungen und wechselte den Trainer, die Aufschlagtechnik und die Spielstrategie. Mit dem Rumänen Ion Tiriac, einem wichtigen Pfeiler seiner Karriere, entwickelte sich Vilas zum Champion. Nun begann eine Siegesserie, wie sie nur wenige Sportler erreicht haben.
In Roland Garros traten Jimmy Connors und Borg nicht an. Manche sprachen bereits von einem billigen Sieg ohne ernsthafte Gegner. Doch dem Linkshänder war das egal. Mit seinem Rückhand-Topspin gelang ihm der Durchbruch. Er hatte ihn sich beigebracht, indem er Rod Laver imitierte und unermüdlich Fotos analysierte, da es noch keine Filme dieser damals nahezu unbekannten Technik gab. Nachdem er in zwei Wochen nur einen einzigen Satz verloren hatte, erteilte Vilas im Endspiel dem Amerikaner Brian Gottfried die größte Abreibung in der Geschichte des Turniers (6:0, 6:3, 6:0). Er gewann als erster Südamerikaner ein Grand-Slam-Turnier und wurde in ganz Lateinamerika sofort zur Ikone. Spätere Weltklassespieler wie seine Landsleute Guillermo Coria und Guillermo Cañas wurden nach dem Pionier Vilas benannt.
Nun war der 25-Jährige auf den Geschmack gekommen und gewann unermüdlich weitere Titel. Gegenüber "tennis.com" erklärte Vilas im vergangenen Jahr:
Wenn man ein großes Turnier gewonnen hat, will man auch das nächste gewinnen.
Wenn man dann das zweite gewonnen habe, "will man einen dritten Sieg. Der nächste Wunsch ist dann, dass einem die Leute im Zentrum von Buenos Aires ein Denkmal setzen." Auf Sandplätzen ließ er seinen Gegnern keine Chance und konnte 53 Siege in Folge verzeichnen. Eine Serie, die bisher lediglich Rafael Nadal übertreffen konnte.

Das Jahr der Rekorde

Seine Höchstleistung erbrachte Vilas bei den US Open, damals noch ein Sandplatz-Turnier. Dieses Mal waren alle Favoriten vertreten, unter anderem Connors, die Nummer eins der Weltrangliste. Die beiden Spieler trafen im Finale aufeinander. Obwohl Connors aus den USA war, stand das Publikum hinter Vilas. Dieser verlor den ersten Satz ganz klar, fing sich dann aber und spielte immer offensiver, wobei er insbesondere seinen berühmten einhändigen Rückhand-Topspin einsetzte. Sein Gegner hatte keine Chance: Vilas gewann den vierten und letzten Satz mit 6:0 und errang einen triumphalen Sieg.
In wenigen Monaten hatte sich der Argentinier zum Spitzenspieler entwickelt und behielt diesen Status die gesamte nächste Saison über bei. Allein 1977 gewann er 16 Titel - davon 14 auf Sand - und errang 130 Siege (bei 15 Niederlagen) in einer einzigen Saison - eine Marke, die in der Open Era bis heute unübertroffen ist. Vilas war durch sein Marathontraining ausgesprochen ausdauernd.
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vilas story

Fotocredit: Eurosport

Seine Siegesserie endete im Oktober 1977 beim Turnier von Aix-en-Provence, wo Vilas für Polemik sorgte, als er im Endspiel gegen Ilie Năstase, der mit der sogenannten Spaghettibespannung angetreten war und extrem unberechenbare Effekte erzielte, aufgab. "Ich habe nicht gegen einen Spieler verloren, sondern gegen einen Schläger", bedauerte er damals. Einen Monat später wurde diese Bespannungsmethode verboten. Trotz seiner Rekordserie wurde Vilas niemals Weltranglisten-Erster. Dies lag am ATP-Punktesystem, dessen Änderung die ATP stets abgelehnt hat.
Wie auch immer: Guillermo Vilas ist in die Tennisgeschichte eingegangen - durch eine Traumsaison, die den Sport stark geprägt hat und in die Rekordbücher eingegangen ist. In diesem Jahr wurde er für sein Land und den gesamten Kontinent zum Volkshelden und ließ die Fans an seiner leidenschaftlichen "Historia de Amor" mit dem Tennissport teilhaben.
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