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Tennis - Rafael Nadal: Hilflos in Hamburg

Petra Philippsen

Publiziert 28/07/2015 um 09:34 GMT+2 Uhr

Für Rafael Nadal ist der Weg zurück an die Spitze steinig, doch noch immer treibt die Lust auf große Titel den Spanier an - auch in Hamburg.

Rafa Nadal

Fotocredit: Imago

Schon am Samstagmittag schuftete Rafael Nadal zwei Stunden lang auf dem Centre Court des Hamburger Rothenbaums.
Während 400 Fans gebannt seine Trainingseinheit verfolgten, kasperten die beiden kleinen Cousins von Nadal am Rand herum. Einer von ihnen hatte irgendwann das Mikrofon oben am Schiedsrichterstuhl als interessantes Spielzeug entdeckt und schickte spitzbübisch eine krachende Rückkoppelung nach der anderen durch die Arena.
Da gab es dann gleich mal einen kurzen Einlauf vom großen Cousin Rafael. Der ist eine gewisse Strenge ja gewohnt von seinem Onkel Toni.
Mit seinen eigenen Sprösslingen ist der aber offensichtlich weit nachsichtiger als mit seinem Neffen. Der bekam von seinem Traineronkel von jeher zu hören, dass die anderen sowieso besser seien als er. Während der Jahre, in denen Rafael Nadal von Erfolg zu Erfolg eilte, mag das ein probates Mittel gewesen sein, um dem Mallorquiner jene Bodenhaftung zu bewahren, die er heute noch hat.
Doch momentan könnte Rafael Nadal eher ein paar Streicheleinheiten von seinem Onkel gebrauchen, denn der 14-malige Grand-Slam-Champion steckt in der wohl schwersten Krise seiner Karriere.
Rafa ist ratlos
Und auch in den Tagen von Hamburg wirkt Nadal immer noch so angeschlagen, wie er Wimbledon nach seinem Zweitrundenaus gegen Dustin Brown verlassen hatte. Die Niederlage hatte ihn schwer getroffen. Er verstand sie nicht.
Nadal hatte sich gut vorbereitet gefühlt mit dem Sieg in Stuttgart und eine Verletzung ist endlich auch mal nicht das Problem - und doch gewinnt Nadal nicht. Das lässt den Spanier völlig ratlos zurück, es nagt an ihm und die Zweifel scheinen ihn auch in seinem Urlaub daheim auf Mallorca nicht losgelassen zu haben.
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Rafael Nadal in Wimbledon 2015

Fotocredit: AFP

Normalerweise würde sich Nadal zu dieser Zeit noch weiter in der Sonne entspannen und dann auf der Hartplatztour in Amerika wieder einsteigen. Doch jetzt ist alles anders. Nach sieben Jahren kehrt er auf einmal an den Rothenbaum zurück, schiebt ein Sand-Intermezzo ein. Während Michael Stich als Veranstalter über das Gastspiel des Superstars jubelt, belegt es aber auch ein Stückweit Nadals Verzweiflung.
"Ich habe in den letzten sechs Monaten öfter verloren als in den letzten elf Jahren", stellt er selbstkritisch fest. So spielt er nun in Hamburg, er braucht Matches, sucht nach Sicherheit und seiner Form. Die war bei seinen letzten Verletzungscomebacks sonst so rasant wiedergekehrt. Dieses Mal kam er nicht einmal zur Sandplatzsaison wieder in Tritt. Vor Wimbledon fühlte er sich schließlich besser, seine Hoffnung wurde jäh zerstört.
Titeljagd bleibt Antrieb
Nadal sucht nach Antworten, in jeder Trainingseinheit am Rothenbaum diskutierte er zwischendurch lange mit Onkel Toni. Dass ein Trainerwechsel helfen könnte, wurde Nadal schon nach den French Open von verschiedenen Medien nahegelegt, doch das scheint zu diesem Zeitpunkt seiner Karriere kaum noch sinnvoll. Mit seinen 29 Jahren spielt Nadal im Grunde schon länger, als viele dachten.
Seit Jahren quält er sich mit Schmerzen, und er hätte vielleicht schon vor zwei Jahren tatsächlich aufgehört, wenn er nicht plötzlich noch in Schlagdistanz zu Federers Rekord gekommen wäre. Den Sieg in Melbourne 2014 vermieste ihm sein Rücken, die Chancen in New York sein Handgelenk.
Mit etwas Glück wäre Nadal in diesem Jahr in Paris sonst mit Federer gleichgezogen. Das trieb Nadal an, die Jagd nach dem Grand-Slam-Titeln Nummer 17 und 18. Seit der vergangenen Saison weiß der Spanier, dass er dieses Ziel wohl nicht mehr erreichen wird. Das verbessert seine Gemütslage sicher nicht.
Aber Nadal ist ehrgeizig genug, sich noch einmal zurückzukämpfen. Sich selbst zu beweisen, dass er es noch kann. Nicht für Ranglistenplätze, sondern für Titel, am liebsten die großen. In jeder Trainingseinheit in Hamburg wurde deutlich, wie hart dieser Weg für ihn ist. Nicht nur wegen des Schmuddelwetters.
Zwei Stunden lang ackerte er täglich auf der roten Asche, aber es dauerte stets eine Stunde, bevor er die Bälle optimal traf und die richtige Länge in den Schlägen hatte. Bis er wieder spielte, wie er selbst. Wenn Nadal gegen Fernando Verdasco jetzt auch so lange braucht, um auf Touren zu kommen, folgt die nächste Enttäuschung.
Und Hamburg wäre seine Attraktion los - denn Krise hin oder her, sehen wollen Rafael Nadal immer noch alle.
Petra Philippsen
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