Boris Becker macht Alexander Zverev in Hamburg Mut - und kritisiert den deutschen Tennis-Nachwuchs
Publiziert 22/05/2025 um 12:49 GMT+2 Uhr
Boris Becker macht Alexander Zverev am Rande des ATP-500-Turniers am Hamburger Rothenbaum Mut für die anstehenden French Open. Dass die aktuelle Nummer drei am Mittwoch erneut früh scheiterte, nährt jedoch die Zweifel. Weniger positiv äußert sich Becker indes über die junge Generation in Deutschland - denn hinter Zverev klafft im deutschen Herren-Tennis ein gewaltiges Loch.
Highlights: Zverev erleidet Rückschlag bei Heimturnier
Quelle: SNTV
Die Begeisterung der Tennis-Fans in Hamburg war groß, als Boris Becker am Mittwochnachmittag auf der Anlage des ATP-Turniers erschien. Viele Anwesende hatten sich bereits eine Stunde zuvor angestellt, um bei der angekündigten Autogrammstunde eine Unterschrift zu ergattern. Bevor der 57-Jährige allerdings Autogramme gab, sprach er bei einem Podiumsinterview über Alexander Zverev und die Situation im deutschen Tennis.
Becker sprach mit viel Respekt von Zverev, der aktuellen Nummer drei der Weltrangliste. "Wir haben keinen besseren, er ist ein absoluter Weltklassespieler. Sascha Zverev ist ein Tennis-Superstar auf der ganzen Welt. Und zum Glück kommt er aus Deutschland", sagte er.
Zu diesem Zeitpunkt konnte Becker noch nicht ahnen, dass Zverev kurz darauf im Achtelfinale an Alexandre Müller scheitern würde. Die Fieber-Erkrankung des Deutschen relativierte dies allerdings ohnehin.
Der Fokus richtet sich nun auf die French Open (ab Sonntag live bei Eurosport und discovery+). Der 28-Jährige hofft, dort endlich seinen ersten Major-Titel zu holen. Becker rät Zverev: "Wenn du das als Bürde empfindest, ein Grand-Slam-Turnier zu gewinnen, dann wirst du das nie schaffen. Es muss dir ein Vergnügen sein. Es ist eine Ehre und ein Privileg, überhaupt ins Finale zu kommen - und dann mit ein bisschen Glück und ein bisschen Fingerspitzengefühl ein Grand-Slam-Turnier zu gewinnen."
Wie gehen Zverev & Co mit den "jungen Wilden" um?
Insgesamt bewertet Becker die Situation im Tennis positiv. "Nach den großen Drei - Federer, Nadal und Djokovic - dachte ich schon, der Boom würde nachlassen. Aber ich lag falsch: dank Alcaraz, dank Sinner und auch dank Zverev. Tennis boomt wieder auf der ganzen Welt. Das ist der drittpopulärste Sport der Welt, das vergisst man manchmal."
Viele neue Stars kommen hervor, wie Becker feststellt: "Es ist spannend zu sehen, wie Zverev und seine Generation mit den jungen Wilden umgehen. Es gibt ja eine noch jüngere Generation mit Arthur Fils oder Jakub Mensik, die sind 19, 20 Jahre alt. Da ist gerade eine Menge los im Tennis. Da muss sich jeder zurechtfinden. Ich glaube, wenn man mehr große Persönlichkeiten und mehr gute Spieler hat, ist es besser für den Sport. Sascha ist da mittendrin."
Wie groß die Chancen von Zverev bei den French Open sind, ist laut Becker schwer zu bewerten: "Die Karten werden neu gemischt. Da ist die Auslosung wichtig. In welchem Viertel und welcher Hälfte ist Sascha - von Alcaraz oder Sinner? Und wer sind ansonsten die gesetzten Spieler in seiner Hälfte? Das kann man jetzt noch nicht beantworten. Aber er ist auf jeden Fall einer der Turnierfavoriten."
Becker-Kritik an der "Generation Z"
Hinter Zverev allerdings klafft im deutschen Tennis eine große Lücke. "Der beste deutsche Spieler Zverev ist 28 Jahre alt. Und der beste Nachwuchsspieler ist 17 (Justin Engel war gemeint, Anm. d. Red.). Dazwischen liegen elf Jahre. Daran ist nicht nur der Deutsche Tennis Bund Schuld. Es geht auch um die Spieler. Das ist ein Generationsproblem", sagte Becker, der die French Open als Eurosport-Experte begleiten und in seiner Sendung Matchball Becker analysieren wird.
Die Gen Z sehe das Leben "ein bisschen anders als wir. Da geht es oft um Wohlfühloasen. Alles soll ganz nett und ganz schön sein, aber damit gewinnst du doch keine Tennismatches", stellte der 57-Jährige klar.
Das sei jedoch "nicht nur im Tennis ein Problem, sondern auch in anderen Sportarten, vielleicht auch in unserer ganzen Gesellschaft. Diese Wohlfühloasen gibt es in der Realität nicht und schon gar nicht auf einem Center Court. Da geht es darum, wer ist ein bisschen tougher, wer kann besser mit Schmerzen umgehen. Das klingt jetzt alles brutal, aber so ist leider die Realität."
Becker: "Wir haben früher mehr Tennis gespielt"
Das Karriereende von Becker liegt mittlerweile 26 Jahre zurück. Das Tennis von damals und heute unterscheidet sich sehr. "Verändert hat sich, dass die Spieler heute mehr von der Grundlinie spielen als wir früher. Dadurch hat die Körperlichkeit vielleicht etwas zugenommen. Ich würde unsere damalige Generation zwar nicht als unfit bezeichnen."
Becker glaubt, "der Fokus liegt heute sehr viel auf dem Konditionstraining und den Trainingsarbeiten neben dem Platz. Wir haben dafür früher mehr Tennis gespielt, Einzel und Doppel. Alles geht mit der Zeit."
Es gäbe allerdings kein Besser oder Schlechter. "Ich bin stolz, wie wir früher gespielt haben, bin aber ein großer Fan von dem heutigen Tennis."
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Quelle: SNTV
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