Alexander Zverevs bittere Erkenntnis: Die Lücke zu Carlos Alcaraz und Co. wird immer größer

Alexander Zverev ist beim ATP Masters in Madrid krachend auf dem Boden der Tatsachen aufgeschlagen. Die 1:6, 2:6-Niederlage gegen Carlos Alcaraz zeigte schonungslos auf, wie groß die Lücke zur Weltspitze ist. Ab Montag wird der Deutsche erstmals seit über sechs Jahren außerhalb der Top 20 geführt, die Next Generation hat ihm längst den Rang abgelaufen. Und es könnte noch schlimmer kommen.

Highlights: Zverev chancenlos gegen Titelverteidiger Alcaraz

Quelle: Eurosport

63 Sekunden. Länger brauchte Alexander Zverev nicht, um die fünf Fragen des "Sky"-Reporters im Bauch der Caja Mágica zu beantworten. In zwei Stunden gehe der Flieger nach Monte-Carlo. Zverev wollte einfach weg. Nach Hause, den Kopf frei bekommen.
Die miese Laune und bedröppelte Miene des Deutschen waren nachvollziehbar, denn in den 82 Minuten zuvor wurde ihm eine Sache unmissverständlich klargemacht: Die Tennis-Weltspitze ist aktuell weit entfernt.
1:6, 2:6 hieß es am Ende gegen Lokalmatador Carlos Alcaraz. Im Achtelfinale, das Zverev zuvor selbst als "Riesentest" für sich selbst ausgerufen hatte, schlug der Olympiasieger mit voller Wucht auf dem Boden der Tatsachen auf.
"Er macht momentan alles besser als ich, deswegen ist es eigentlich auch völlig egal, was ich mir vorgenommen habe", analysierte Zverev schonungslos.

Alcaraz von eigener Dominanz überrascht

Alcaraz war dem Deutschen in allen Belangen überlegen, gab bei eigenem Service nur acht Punkte ab und quälte Zverev auf der Vorhand-Seite.
Eine Dominanz, die dem jungen Spanier selbst nicht ganz geheuer war. "Das Ergebnis ist für mich nicht normal", sagte der 19-Jährige, der seinen 18. ATP-Sieg in Folge auf spanischem Boden feierte: "Aber ich habe großartig gespielt und mich sehr gut gefühlt. Das Match gibt mir viel Selbstvertrauen."
Bei diesen Worten schwang sicher auch noch die Erinnerung an das letzte Aufeinandertreffen der beiden mit. Vor weniger als einem Jahr war es nämlich Zverev, der dem aufstrebenden Superstar mit einem Statement-Sieg im Viertelfinale der French Open seinen Platz in der Hackordnung der Großen zeigte. Die unterschwellige Message damals: Die Zeit der "Big 3" neigt sich dem Ende zu - jetzt komme ich!
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Alexander Zverev

Fotocredit: Imago

Alcaraz zieht an Zverev vorbei

Seither ist viel passiert. Während sich der Deutsche nach schwerer Bänderverletzung inklusive OP durch die Reha quälte, gewann Alcaraz im vergangenen September in New York sein erstes Grand-Slam-Turnier.
Zverev, dem dieser Meilenstein weiter in seiner Vita fehlt, wurde quasi über Nacht vom mehr als sechs Jahre jüngeren Spanier überholt.
Seither ist Alcaraz, den Eurosport-Expertin Chris Evert jüngst als "Inbegriff eines Athleten" und "geborenen Champion" bezeichnete, neben den beiden Granden Novak Djokovic und Rafael Nadal das Maß der Dinge. Die Lücke zu Zverev, daran gibt es seit Dienstag keinen Zweifel mehr, wird immer größer.
Dass der Olympiasieger dies ausgerechnet bei einem seiner Lieblingsturniere, das er 2018 und 2021 gewinnen konnte, so deutlich vor Augen geführt bekam, macht die Erkenntnis doppelt bitter.

Zverev: Gala gegen Grenier nur ein Silberstreif

Dabei hatte die Formkurve noch vor wenigen Wochen nach oben gezeigt. Gegen Daniil Medvedev, der mit vier Turniersiegen neben Alcaraz zu den erfolgreichsten Spielern 2023 zählt, unterlag er sowohl in Indian Wells als auch Monte-Carlo nur knapp in drei Sätzen.
Vor dem Heimturnier in München sprach Zverev von "ein, zwei Prozent“, die ihm noch zur Top-Form fehlen würden. Kurz darauf scheiterte er an seiner Auftakthürde Christopher O’Connell (Nr. 81 der Weltrangliste). Jetzt das Debakel gegen Alcaraz.
Dass er Hugo Grenier zwischenzeitlich in der 2. Runde von Madrid 6:1, 6:0 schlagen konnte? Nur ein Silberstreif am Himmel des Zverev-Kosmos'.
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Highlights: Zverev ohne Mühe ins Masters-Achtelfinale

Quelle: Eurosport

Zverev fällt aus den Top 20

Die harte Realität ist dagegen, dass der 26-Jährige am kommenden Montag zum ersten Mal seit über sechs Jahren nicht mehr unter den Top 20 des Weltrangliste geführt wird.
Nicht nur Alcaraz hat ihm den Rang abgelaufen. Mit Holger Rune (20) und Jannik Sinner (21) haben ihn zwei weitere Youngster im Eiltempo links liegen gelassen.
Und es könnte sogar noch schlimmer kommen: Beim Masters kommende Woche in Rom hat Zverev ein Halbfinale zu verteidigen. Bei einem Erstrunden-Aus in der italienischen Hauptstadt droht dem gebürtigen Hamburger gar der Absturz aus den Top 32 - und damit aus der Setzliste für die French Open. Dann würden Kaliber wie Alcaraz oder Djokovic nicht erst im Achtelfinale, sondern bereits in Runde eins oder zwei drohen.
Daran, dass ein Zverev in Top-Form mit seiner Klasse den Anschluss an die Weltspitze wiederfinden wird, zweifelt eigentlich niemand. Der Weg wird allerdings immer steiniger - und die Lücke zu den auftrumpfenden Jungstars immer größer.
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