Naomi Osaka besteigt nach Australian Open-Triumph den Tennis-Thron

VonSID

Update 27/01/2019 um 15:22 GMT+1 Uhr

Die wilden Jahre auf der Frauentour sind vorbei - Naomi Osaka hat nach ihrem Triumph bei den Australian Open den Tennis-Thron bestiegen. Der Japanerin wird eine lange Regentschaft zugetraut. Mit ihren 21 Jahren ist diese Leistung mehr als erstaunlich, das konnte kaum jemand besser verstehen als Finalgegnerin Petra Kvitova. Aber ohne ihren Schläger in der Hand ist die Japanerin eher schüchtern.

Naomi Osaka faces the press after her Australian Open victory

Fotocredit: Getty Images

Vor den bunten Buden am Brighton Beach fiel Naomi Osaka wieder ein, was bei der Siegerehrung gefehlt hatte.

Mit den nackten Füßen im warmen Sand und dem Daphne Akhurst Memorial Cup im Arm strahlte sie unter der Morgensonne von Melbourne glücklich in die Kameras. Die Fotografen waren besänftigt. Am Abend vorher hatte Osaka noch "vergessen zu lächeln", wie sie zugab, "da bin ich in Panik geraten."

In Momenten wie der Zeremonie nach ihrem Triumph bei den Australian Open gewährt die 21-jährige Japanerin einen unverstellten Einblick in ihre Gefühlswelt. Wenn sie keinen Schläger in der Hand hält, ist Osaka alles andere als die eiskalte "Tennis-Königin", zu der sie ihr Ministerpräsident Shinzo Abe nach dem hart erkämpften Finalsieg (7:6, 5:7, 6:4) über die Tschechin Petra Kvitova erhoben hatte.

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Dann ist sie eine junge Frau, der all die Aufmerksamkeit sichtlich unangenehm ist, die in ihren Siegesreden stottert und die Hälfte vergisst, später aber erfrischend ehrlich über ihre Schwächen spricht. "Ich würde gerne besser in der Öffentlichkeit reden können", sagte Osaka:

Aber ich glaube, das ist ein Talent, und wenn man es trainiert, fehlt das Echte, das Unverfälschte.

Osaka überstand Serenas Wutausbruch...

Ihr deutscher Trainer Sascha Bajin bezeichnet diese Einstellung als Unschuld, die sich Osaka auch nach ihrem zweiten Grand-Slam-Titel nacheinander bewahrt hat. Sie zeichnet die Tochter einer Japanerin und eines Vaters aus Haiti ebenso aus wie die knallharten Schläge, die locker-leichte Lauftechnik und die Fähigkeit, in den wichtigen Momenten alles um sie herum auszublenden.

So hatte sie bei den US Open in New York im vergangenen September den Wutausbruch ihres Idols Serena Williams und die Pfiffe bei der Siegerehrung überstanden. So bewältigte sie auch ihren eigenen Einbruch in Melbourne, als sie im zweiten Satz gegen Kvitova drei Matchbälle vergab und eine 5:3-Führung verspielte. So kletterte Osaka als erste Asiatin an die Spitze der Weltrangliste.

Sollte nichts Dramatisches wie eine schwere Verletzung dazwischen kommen, dürfte Osaka ihren Platz auf dem Tennis-Thron so schnell nicht mehr räumen. Die wilden Jahre auf der Frauentour hat sie zumindest vorerst beendet, nachdem 2017 und 2018 acht verschiedene Spielerinnen acht Grand-Slam-Titel gewonnen hatten. Als Erste nach Serena Williams bei den French Open und in Wimbledon 2015 entschied Osaka zwei Majors in Folge für sich.

Kvitova: "Ich war damals dafür nicht bereit"

In diesem Alter ist diese Leistung mehr als erstaunlich, das kann kaum jemand besser beurteilen als ihre Finalgegnerin. Kvitova hatte ihren ersten von zwei Wimbledonsiegen 2011 im Alter von 21 Jahren gefeiert. "Ich war damals dafür nicht bereit", sagte sie, "ich habe mich selbst zu stark unter Druck gesetzt." Erst 2014 wiederholte sie ihren Triumph.

Osaka muss mit noch größeren Erwartungen leben, anders als Kvitova hat sie aber einen Weg gefunden, damit umzugehen. Eine große Hilfe ist ihr Coach Bajin, den sie verpflichtete, weil er so positiv an die Arbeit herangehe. "Ich dagegen ziehe mich manchmal runter", sagte Osaka. Bajin, einst Hittingpartner der Weltranglistenersten Serena Williams, Wiktoria Asarenka und Caroline Wozniacki, würde nie vergessen zu lachen.

Auch das wird Osaka noch von ihm lernen.

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