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Australian Open 2025 - Angelique Kerber exklusiv zum Tennis-Märchen: "Dafür gebührt Eva Lys großer Respekt"
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Update 28/01/2025 um 12:10 GMT+1 Uhr
Angelique Kerber spricht exklusiv bei Eurosport.de über das Tennis-Märchen von Eva Lys, die bei den Australian Open als Lucky Loserin ins Achtelfinale kam. "Sie hat Persönlichkeit, weiß, was sie will", sagt die 37-Jährige, die 2016 in Melbourne ihren ersten Grand-Slam-Titel gewann. Kerber führt inzwischen ein Leben, das sich "extrem geändert" habe. Der Tennisschläger aber bleibt stets griffbereit.
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Quelle: Eurosport
Noch einmal Olympia und dann der Abschied von der großen Tennisbühne.
So plante Angelique Kerber das Ende ihrer Laufbahn - und so kam es. Am 31. Juli 2024 bestritt die Kielerin bei den Sommerspielen in Paris ihr letztes Match als Profi.
Eine Entscheidung, die der dreimaligen Grand-Slam-Championesse neue Freiräume schenkte für die Familie inklusive ihrer kleinen Tochter, die im Februar 2023 zur Welt kam.
Den Profizirkus hat Kerber indes immer noch im Blick. Es habe sich seit dem Ende ihrer Laufbahn viel getan, "die Entwicklung geht mehr in Richtung Power", wie die einstige Nummer eins des WTA-Rankings im Gespräch mit Eurosport-Moderatorin Birgit Nössing erzählt:
Wie hat sich Ihr Leben verändert, seitdem Sie Ihre Karriere vor einem halben Jahr bei den Olympischen Spielen von Paris beendet haben?
Angelique Kerber: Es hat sich extrem geändert. Ich bin natürlich nicht mehr in meinem Trainingsrhythmus, mein Tagesablauf ist ein ganz anderer geworden. Am meisten genieße ich jetzt die Zeit mit meiner Tochter und die Tatsache, dass ich nicht mehr den Turnieren hinterherreisen muss, den Druck nicht habe. Andererseits vermisse ich das auch. Als ich die Australian Open geschaut habe, wäre ich gerne da gewesen. Ich habe meinen Geburtstag vor Kurzem gefeiert - und das seit vielen Jahren zum ersten Mal nicht in Australien. Es ist alles anders geworden.
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Was vermissen Sie am meisten, wenn Sie an Ihr vorheriges Leben als Profispielerin denken?
Kerber: Den Wettbewerb! Die Möglichkeit, sich zu messen, auf den Turnieren zu sein, vor dem Publikum und den Fans zu spielen. Das vermisse ich am meisten.
Eva muss dranbleiben, hart arbeiten, sich weiterentwickeln. Ich bin sehr gespannt, was wir von ihr in diesem Jahr noch sehen werden.
Die schönste Geschichte im deutschen Frauen-Tennis hat zuletzt Eva Lys geschrieben, die als Lucky Loserin bis ins Achtelfinale der Australian Open kam. Was zeichnet sie aus?
Kerber: Zunächst einmal muss man sagen: Sie hat ihre zweite Chance sehr gut genutzt. Dafür gebührt ihr großer Respekt. Eva ist jede Runde ohne zu viele Gedanken und ohne das Gefühl, etwas verlieren zu können, angegangen. Das hat ihr geholfen, sie konnte frei aufspielen und hatte letztlich eine gute Auslosung. Sie hat mich zudem von der Körpersprache her beeindruckt.
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Was wird jetzt wichtig für Lys?
Kerber: Das war erst der Anfang. Eva muss dranbleiben, hart arbeiten, sich weiterentwickeln. Ich bin sehr gespannt, was wir von ihr in diesem Jahr noch sehen werden.
Lys wirkte auch im Umgang mit den Medien gefestigt und reflektiert.
Kerber: Auf jeden Fall. Sie hat die Interviews gut gemeistert, auch auf Englisch. Sie hat Persönlichkeit, weiß, was sie will. Eva ist zwar schon eine Weile dabei, aber Melbourne war ihr erster Durchbruch. Sie ist jetzt bekannter, das ist ebenfalls etwas Neues, das auf sie zukommen wird.
Wichtig sind Disziplin und die Leidenschaft, jeden Tag aufzustehen und an der eigenen Leistung zu arbeiten - und an seine Grenzen zu gehen.
Ihr Karriereende liegt ziemlich genau ein halbes Jahr zurück. Wie hat sich das Frauen-Tennis seitdem entwickelt?
Kerber: Es ist viel passiert, die Entwicklung geht mehr in Richtung Power, den Ball schneller zu nehmen, an der Linie zu stehen. Die Athletik wird noch wichtiger, wenngleich dieser Punkt schon länger sehr hohe Priorität genießt. Die neue Generation Spielerinnen zeichnet aus, dass sie an der Linie steht und versucht, das Spiel zu dominieren. Wem das gelingt, gewinnt zumeist die Matches.
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Was würden Sie ihren jungen Nachfolgerinnen raten, um Erfolg zu haben - oder anders gefragt: Woran lässt es die neue Generation fehlen?
Kerber: Wichtig sind Disziplin und die Leidenschaft, jeden Tag aufzustehen und an der eigenen Leistung zu arbeiten - und an seine Grenzen zu gehen. Das ist etwas, was mir an der jungen Generation noch fehlt. Wenn es darauf ankommt, eine weitere Einheit zu absolvieren, ziehen manche zurück, sind verletzt. Einige sind im Kopf doch nicht so 'tough' dabei, um zu sagen: 'Ok, du hast recht, wir schieben noch eine Einheit, weil es mich besser macht.' Dies Härte, diese Disziplin, mehr zu tun, fehlt aus meiner Meinung nach ein bisschen.
Ich weiß, dass Jannik Sinner rundum gut beraten ist, auf sein Team zählen kann. Das hilft im sowohl persönlich als auch auf dem Platz sehr.
Bei den Männern glänzt aus sportlicher Sicht vor allem Jannik Sinner. Andererseits muss er im April vor dem Internationalen Sportgerichtshof (CAS) erscheinen, wo über eine mögliche Dopingsperre entschieden wird. Wie nehmen Sie ihn wahr?
Kerber: Das sind natürlich nie gute Neuigkeiten, vor allem nicht für den Tennissport. So wie ich Jannik wahrnehme, fokussiert er sich voll auf Tennis, versucht alles auf dem Platz zu lassen. Ich glaube, er hat ein gutes Team um sich. Mit Darren Cahill, den ich kenne, hat er einen unglaublich tollen Coach. Ich weiß, dass Jannik rundum gut beraten ist, auf sein Team zählen kann. Das hilft im sowohl persönlich als auch auf dem Platz sehr.
Stichwort Platz: Wie oft greifen Sie selbst noch zum Schläger?
Kerber: Ich spiele weiterhin Tennis, das ist meine große Leidenschaft. Ich liebe es und das wird so bleiben. Daneben habe ich meine Academy. Es ist mir sehr wichtig, Sport zu treiben, fit zu bleiben, mir Zeit für mich zu nehmen und abzuschalten. Diese eine Stunde am Tag oder ein paarmal in der Woche brauche ich für meinen Alltag und Rhythmus.
Vielen Dank für das Gespräch, Frau Kerber.
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