Australian Open: Novak Djokovic und Andy Murray greifen nach 25. Grand-Slam-Titel - Boris Becker erklärt Entscheidung
Update 09/01/2025 um 10:35 GMT+1 Uhr
Novak Djokovic hat in seiner illustren Karriere jeden erdenklichen Gipfel erklommen. Der Hunger des serbischen Olympiasiegers ist aber keineswegs gestillt, im neuen Jahr steht bei ihm die "Mission 25" ganz oben auf dem Zettel - trotz seiner 37 Jahre. Die Eurosport-Experten Boris Becker und Barbara Schett wähnen Djokovic auf dem richtigen Weg und schreiben Andy Murray eine bedeutsame Rolle zu.
Tennis : Murray coaching Djokovic
Quelle: SNTV
"Zeit ist bedeutungslos, Liebe ist grenzenlos", heißt es im Film "Der seltsame Fall des Benjamin Button". Ein Mann, dem wie der tragischen Filmfigur die Loslösung vom Konzept des Alterns gelungen zu sein scheint, ist Novak Djokovic.
Selbst mit 37 Jahren startet der er nicht minder motiviert in eine weitere Saison auf allerhöchstem Niveau und will seinen zweiten Frühling einläuten. Dieses Vorhaben packt er mit ungewöhnlicher Unterstützung an, sein einstiger Rivale Andy Murray fungiert seit Neuestem als sein Trainer. Der 25. Grand-Slam-Titel ist das große Ziel, bestenfalls bereits bei den Australian Open (12. bis 26. Januar live und on-demand bei discovery+).
"Mein erster Gedanke war: Das passt", ordnete Eurosport-Experte Boris Becker in einer Medienrunde am Mittwoch das neue Dream-Team auf der ATP Tour ein.
Mit Murray hat Djokovic einen waschechten Experten an seiner Seite, der selbst bereits die großen Titel abgeräumt hat. "Es ist nämlich eine andere Welt, wenn man diese Erfahrung nicht hat", so Becker. "Er weiß besser als alle anderen, wie man sich während eines Majors fühlt."
Becker: Murray ist nicht der klassische Trainer
Als Außenstehender mag man meinen, dass sich Murray als Trainer-Debütant kaum einer größeren Herausforderung hätte stellen können. Was kann einer Lichtgestalt mit 428 Wochen an der Spitze der Weltrangliste auf dem Buckel noch beigebracht werden?
"Andy füllt nicht die Rolle des klassischen Coaches aus", führte Becker aus. So geht es bei Djokovic nicht darum, an der Vorhand zu feilen oder den Aufschlag zu korrigieren. Der Fokus liegt auf anderen Aspekten. "In dieser Phase der Karriere geht es um Inspiration und die richtigen Worte", unterstrich Becker die Bedeutung der mentalen Komponente.
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"Zusammenarbeit spornt mich an": Djokovic über Trainer Murray
Quelle: Perform
Wie auch Djokovic steckte auch Murray in den vergangenen Jahren immer wieder in besonders fordernden Situationen. Darüber hinaus boten sich die beiden Granden in 36 Partien die Stirn - darunter auch im Olympia-Halbfinale 2012 in London, dem Finale der US Open 2012 oder im Wimbledon-Endspiel 2013, die Murray allesamt für sich entschied. Ein Umstand, der Djokovic womöglich auch offener für etwaige Kritikpunkte seines neuen Trainers macht.
"Einem Menschen, der denselben Weg jahrelang beschritten hat und selbst auf dem Platz stand, hört man nun mal lieber zu", erläuterte Eurosport-Expertin Barbara Schett im exklusiven Interview. "Murray weiß, wo Djokovics Schwächen vergraben liegen."
Darüber hinaus gilt Murray als Perfektionist, der sich durch seine akribische Herangehensweise bis zur Weltspitze durchgebissen hat. "Ob Ernährung, Schläger, Training oder Mentalität: Murray ist ein Mensch, der auf jedes Detail eingeht und jedes Prozent rausholen will. Auf dieser Ebene verstehen sich die beiden sehr gut, Novak kann viel daraus ziehen", so Schett weiter.
Djokovic, der letzte Mohikaner
Während für so manch anderen Top-Spieler die letztjährige Ausbeute von Djokovic mit den Prädikaten "erfolgreich" oder gar "sensationell" versehen geworden wäre, geht die Saison 2024 beim serbischen Superstar allenfalls als "bescheiden" durch.
Das Halbfinal-Aus bei den Australian Open gegen Jannik Sinner (1:6, 2:6, 7:6, 3:6) war enttäuschend, die Final-Watschn in Wimbledon gegen Carlos Alcaraz (2:6, 2:6, 6:7) nahezu epochal. Mit der direkten Revanche im olympischen Finale von Paris (7:6, 7:6) erfüllte sich Djokovic aber einen Lebenstraum.
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Highlights: Djokovic holt Gold in Final-Thriller gegen Alcaraz
Quelle: Eurosport
Das ungewohnte Auf und Ab der vergangenen Saison kann laut Becker auch mit einer mentalen Hürde zusammengehangen haben. "Womöglich war er auch von der Tatsache beeindruckt, dass er von den glorreichen Vier der letzte Mohikaner ist", bezog er sich auf die Rücktritte von Roger Federer, Rafael Nadal und nun auch Murray.
"Alle haben aufgehört und er hat sich bestimmt gefragt: Quo vadis? Während einer solchen Situation gut Tennis zu spielen, ist schwierig", so der 57-Jährige.
Schett: "Der Kopf versetzt Berge"
Doch selbst wenn die innere Kompassnadel Djokovic zurück auf den richtigen Weg führt, bleibt die Rebellion der jungen Generation eine große Hürde. Doch auch in diesem Punkt vermag er von der Zusammenarbeit mit Murray zu profitieren.
"Murray kennt die aktuellen Spieler", hob Becker hervor. "Das kann ein Außenstehender kaum so gut beurteilen. Das wird Novak auch helfen."
In den zukünftigen Duellen mit Sinner und Alcaraz, die über Titel und Tränen entscheiden werden, kommt es auf mentale Stärke und Ausdauer an. Dahingehend ist der Quell von Djokovic ergiebig, aber nicht unerschöpflich. Und daran wird Murray ansetzen.
"Wenn du jemanden in deinem Team hast, der dir Selbstvertrauen gibt, stehst du ganz anders auf dem Platz", unterstrich Schett. "Der Kopf kann Berge versetzen." Laut der ehemaligen Top-10-Spielerin wird die Tennis-Welt in Melbourne keinen neuen Djokovic erleben, aber einen modifizierten. "An seiner Präsenz auf dem Court und an seiner Taktik können wir womöglich Differenzen festmachen. Vielleicht kommt er häufiger ans Netz, spielt aggressiver. Das kann man nach seinem Auftakt besser einschätzen."
Am 12. Januar fällt der Startschuss für die Australian Open - und für die erste seiner letzten vier Chancen auf einen Grand-Slam-Titel? "Hat er noch nie die Möglichkeiten? Ja. Aber: Je länger es dauert, desto schwieriger wird es", sagte Becker. "Mit 38 oder 39 Jahren wird es schwieriger. Das Endziel rückt näher und ich hoffe, dass er es noch ein bisschen verschieben kann."
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Highlights: De Minaur upsets Alcaraz in thrilling exhibition clash
Quelle: Eurosport
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