Carlos Alcaraz exklusiv in Players' Voice über seinen Weg zurück an die Spitze: "Habe viel über Nadal nachgedacht"

Carlos Alcaraz ist erst 19 Jahre alt. Das hindert den jungen Spanier jedoch nicht daran, schon jetzt von den größtmögliche Zielen zu träumen.

In der neuesten Ausgabe der Eurosport-Serie Players' Voice erklärt der US-Open-Sieger von 2022, der mit seinem überwältigenden Triumph in Indian Wells an die Spitze der Weltrangliste zurückgekehrt ist, dass er trotz der jüngsten Erfolge noch mitten im Lernprozess ist. Für das Jahr 2023 hat er sich dennoch große Ziele gesetzt - unter anderem der Gewinn eines weiteren Grand Slams.

Alcaraz hatte nach seinem Sieg in Flushing Meadows mit einer Muskel-Verletzung zu kämpfen, die ihn unter anderem den Start bei den Australian Open kostete. Auf dem Weg zum Comeback ließ er sich von Rafael Nadal und Novak Djokovic inspirieren, die es nach langer Abwesenheit schafften, noch stärker auf den Court zurückzukehren.

Der Spanier möchte irgendwann in einem Atemzug mit diesen Größen genannt werden. Er ist fest entschlossen, seine eigene Geschichte als einer der besten Spieler, die je den Tennisplatz betreten haben, zu schreiben.

während meiner verletzungsbedingten Auszeit sind mir viele Dinge klar geworden. Wenn man ein so großes Turnier wie die Australian Open verpasst, denkt man darüber nach, was man falsch macht.

Eine Verletzung kann jedem widerfahren. Aber als ich die Situation mit meinem Team analysierte, kamen wir zu dem Schluss, dass es wichtig ist, auch abseits des Platzes die richtigen Dinge zu tun - und das habe ich zuletzt nicht immer zu 100 Prozent getan. Ich spreche von Ruhe, Nahrungsergänzungsmitteln, gesundem Essen und so weiter.

Durch die Verletzung habe ich gelernt, dass ich zu meiner früheren Routine zurückkehren muss, um wieder mein Bestes geben zu können. Es ist kein Geheimnis, dass gute Ergebnisse folgen, wenn man die Dinge richtig angeht. Ich denke, das tue ich nun wieder.

Die Verletzungspause war ein Lernprozess. Ich musste ruhig bleiben, und das hat mir geholfen, auch abseits des Platzes zu reifen. Es waren keine einfachen Tage für mich, sondern ziemlich harte. Ich musste konzentriert bleiben und trainieren, um stärker zurückzukommen. Wie schon zuvor habe ich in dieser Zeit viel mit meiner Psychologin gearbeitet, die mir sowohl auf als auch abseits des Platzes sehr weiterhilft. Dabei ist die Arbeit abseits des Courts fast noch wichtiger, da man dort die meiste Zeit verbringt.

Während meiner Genesung habe ich viel über Nadal nachgedacht. Wenn die besten Spieler lange ausfallen, gewinnen sie oft ihr erstes Turnier nach ihrer Rückkehr. Genau das wollte ich auch.

Was Rafa bei den Australian Open 2022 geschafft hat, hat mich motiviert. Auch Djokovic hat nach seiner Abwesenheit wichtige Turniere gewonnen. Diese Beispiele haben mich inspiriert, schnellstmöglich wieder mit dem Training anzufangen. Denn auch ich wollte so gut wie möglich zurückkommen und versuchen zu gewinnen.

Aufgrund der Verletzung hatte ich auch Zeit, meinen anderen Leidenschaften nachzugehen. Ich habe Turnschuhe schon immer geliebt, aber vor etwa einem Jahr wurde die Faszination so groß, dass ich angefangen habe, sie zu sammeln.

Ich bin froh, mit Nike zusammenarbeiten zu können. Das Unternehmen hat eine beeindruckende Sneakertradition und -kultur. Sie könnten für lange Zeit jeden Tag ein neues Modell herausbringen, indem sie einfach großartige Klassiker neu auflegen! Vor Kurzem habe ich den Hauptsitz in Oregon besucht und war beeindruckt.

Sie haben mir mehrere exklusive Schuhe geschenkt, darunter einige personalisierte Modelle, die mir sehr gut gefallen. Eines für den Sieg bei den US Open und ein anderes Paar mit den drei Cs, dem Motto meines Großvaters (cabeza, corazón y cojones - Kopf, Herz und Eier, Anm. d. Red.).

Ich habe einige sehr schwer zu findende Modelle ergattern können, wie zum Beispiel den Air Force 1 Off-White Brooklyn. Dieser Schuh ist eine Kreation von Virgil Abloh, einem Designer, der die Mode verändert und der Branche seinen Stempel aufgedrückt hat. Ich bin froh, dass ich eines der letzten Designs, die er vor seinem Tod entworfen hat, in die Hände bekommen habe.

Ich bin auch viel auf Social Media unterwegs, wahrscheinlich mehr als ich sollte. Heutzutage hat die Macht der sozialen Medien zugenommen. Viele Menschen nutzen sie für die Arbeit, aber auch für mich sind sie ein sehr wichtiges Instrument. Ich bleibe mit meinen Fans in Kontakt, lasse sie wissen, wo ich bin, wie es mir geht und interagiere mit ihnen.

Ich versuche nicht darüber nachzudenken, ob ich eine Sportikone oder ein Vorbild für junge Menschen bin. Ich will einfach nur versuchen, mich weiter zu verbessern. Am Ende des Tages liebe ich es, Tennis zu spielen - und natürlich liebe ich es, zu gewinnen, denn ich bin ein sehr wettbewerbsorientierter Typ.

Ich habe meine eigene Identität beim Spielen. Ich versuche immer, "Happy-Tennis" zu spielen. Ich halte mich für einen glücklichen Menschen, auch abseits des Platzes. Also versuche ich, genau so zu spielen.

Ich denke, dass das heutige Tennis sehr dynamisch ist: Ans Netz gehen, Drop Shots, Highlight-Schläge. Das ist es, was die Aufmerksamkeit der Leute erregt. Ich versuche, mich auf dem Platz zu amüsieren und nicht alles so monoton zu machen. Ich will einzigartige, schöne Schläge produzieren.

Am Ende meiner Karriere möchte ich als guter Typ in Erinnerung bleiben. Als ein ganz normaler, natürlicher und glücklicher Mensch. Mit Instinkt und Freude zu spielen, sind zwei wichtige Säulen für mich. Wenn ich das nicht tue, ist mein Tennis nicht dasselbe. Ich glaube, dass das Leben auf diese Weise besser ist. Das ist das Wichtigste von allem.

Natürlich hoffe ich, dass ich jemand bin, zu dem junge Kinder aufschauen. Ich versuche, wichtige Werte auf und neben dem Platz weiterzugeben. Ich hatte auch Vorbilder - und es wäre wunderbar, selbst eines für die neue Generation zu sein.

In Miami werde ich anfangen müssen, viele Punkte zu verteidigen. Darüber denke ich unbewusst nach, denn natürlich will ich an der Spitze der Weltrangliste bleiben. Aber zusammen mit meinem Team habe ich festgelegt, dass das Wichtigste das "Race to the Nitto ATP Finals" ist.

Wenn man ein gutes Jahr spielt, steht man auch in der Weltrangliste weit oben. Ich kümmere mich nicht zu sehr darum, die Punkte aus dem Vorjahr zu verteidigen. Ich denke nur daran, das aktuelle Turnier zu genießen und zu versuchen, mein Bestes zu geben.

Wenn ich Ziele für dieses Jahr definieren muss, dann ist es ein Grand Slam... Oder zumindest der Versuch, ein weiteres Grand Slam und weitere Masters-Turniere zu gewinnen. Das sind die großen Ziele für mich. Um die Nummer eins der Welt zu bleiben, muss man diese Turniere gewinnen, das ist kein Geheimnis.

Ich möchte Nadal und Djokovic schlagen, aber ich bin nicht hier, um ihnen irgendwelche Grand-Slam-Titel wegzunehmen oder zu verhindern, dass einer von ihnen der Beste aller Zeiten wird. Ich will versuchen, meine eigene Geschichte zu schreiben.

Ich will Slams gewinnen. Ich bin ehrgeizig und habe große Ziele, deshalb werde ich nicht lügen: Mein Traum ist es, zu den Besten der Geschichte zu gehören – oder zumindest in deren Nähe zu kommen. Ich weiß, dass es sehr kompliziert - vielleicht sogar unmöglich - wird. Aber in dieser Welt muss man groß denken und träumen - und das ist heute mein Traum.