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Grand-Slam-Titel, Nummer 1 der Welt oder Talfahrt? Drei Prognosen zur Zukunft von Alexander Zverev

Tobias Laure

Update 21/11/2018 um 22:12 GMT+1 Uhr

Alexander Zverev hat mit dem Titel bei den ATP Finals das deutsche Tennis verzaubert. War es bislang Angelique Kerber vorbehalten, am ganz großen Rad zu drehen, haben nun auch die deutschen Männer ihre Lichtgestalt. Zverevs Coup nährt die Hoffnungen auf mehr, auf Grand-Slam-Titel und die Nummer eins. Eurosport.de beleuchtet die großen Fragen zu Zverevs Karriere und wagt drei Prognosen.

Alexander Zverev

Fotocredit: Imago

Für Alexander Zverev birgt die Saison 2019 zwar viele große Chancen, aber auch eine Gefahr.
Für Letztere steht Grigor Dimitrov Pate, denn der Bulgare galt jahrelang als kommende Nummer eins, als kommender Grand-Slam-Champion. Der Name "Baby Federer" machte die Runde. Im vergangenen Jahr schien der Durchbruch endlich geschafft. Dimitrov gewann mit 26 Jahren die ATP Finals - um in der Folgesaison ohne Turniersieg von Weltranglistenplatz drei auf 19 durchgereicht zu werden.
Ein Absturz, der auch Zverev droht? Nein, ist sich Tennis-Experte und Eurosport-Kommentator Markus Theil sicher:
Die Umstände sind ganz anders als bei Dimitrov. Zverev war nie weg von seinem Vater, der ihn ja trainiert. Das schafft aus meiner Sicht sehr viel stabilere Verhältnisse als bei Grigor. Darüber hinaus hat Zverev das eingespielte Team um sich herum mit Ivan Lendl clever aufgerüstet. Lendl wird für Alex in der kommenden Saison wieder eine sehr wichtige Rolle bei den großen Turnieren spielen.
Genau da hat Zverev aber auch den größten Druck. Nach 17 Teilnahmen bei den vier Majors hat der 21-Jährige erst ein Viertelfinale bei den French Open zu Buche stehen. Eurosport.de wagt einen Blick in die Zukunft und gibt Prognosen ab zu den drei großen Fragen in Zverevs Karriere:

1.) 2019 erster Grand-Slam-Titel für Zverev?

"Die große Herausforderung für 2019 werden Erfolge bei den Grand-Slam-Turnieren sein", stellt Eurosport-Experte Boris Becker klar, sieht Zverev dafür aber besten gewappnet:
Mit dem Selbstvertrauen im Rücken, ATP-Weltmeister zu sein, mit Lendl in seiner Ecke und einem weiteren Jahr Tennis werden die Chancen in Melbourne größer sein als im letzten Jahr.
Theil sieht das ähnlich, wenngleich ein "Grand-Slam-Titel in der Saison 2019 noch gar nicht unbedingt sein" müsse. Die Zeit arbeite für Zverev, da sich die Karrieren von Novak Djokovic, Roger Federer, Rafael Nadal oder Andy Murray bereits auf der Zielgeraden befinden.
"Noch ist es allerdings schwer, das Quartett zu schlagen. Djokovic ist immer sehr stabil bei den Majors, wieder fit und in Topform. Federer geht das Ganze seit ein paar Jahren sehr dosiert und erfolgreich an. Bei Nadal und Murray muss man sehen, wie schnell beide wieder gesund und fit werden. Ich bin aber sicher, dass Zverev ein sehr viel besseres Grand-Slam-Jahr abliefern wird als das bislang der Fall war", so Theil, der dem Hamburger bei den Hartplatz-Events in Melbourne und New York die besten Chancen einräumt.
Becker, der Zverev nach dem London-Coup in der "absoluten Weltklasse" sieht, hat im Kampf um die großen Titel aber auch Stefanos Tsitsipas, Denis Shapovalov, Alex De Minaur und Karen Khachanov auf der Rechnung. "Ich bin überzeugt, dass einige von diesen Jungen auch bei der Vergabe der Grand Slams mitreden werden", glaubt der Leimener.
Eurosport.de Prognose: Die Zeit ist reif für einen Grand-Slam-Titel - und zwar schon in der kommenden Saison. Zverev wird bei den Australian Open oder den US Open triumphieren - und ist gut beraten, den Beschwichtigungen, wonach er ob seines jungen Alters noch viel Zeit habe, nicht allzu viel Beachtung zu schenken. Viel Zeit hatten schon viele Talente, und kamen letztlich doch nicht über diesen Status hinaus.

2.) Zverev nächste Saison die Nummer eins?

Am 6. November 2017 stand erstmals die 3 hinter dem Namen Zverev, nur Nadal und Federer lagen damals im Ranking vor dem deutschen Shootingstar. Aktuell ist er die Nummer vier der Weltrangliste. Der Sprung an die Spitze scheint vorprogrammiert, für viele Experten ist es nur noch eine Frage der Zeit. Auch für Eurosport-Kommentator Theil.
Wenn Alex gesund und in Form bleibt, wird er auf jeden Fall die Nummer eins. Davon bin ich felsenfest überzeugt.
Allerdings sieht Theil die Zeit für die Wachablösung noch nicht 2019 gekommen. "Djokovic hat 2660 Punkte Vorsprung und gerade im ersten Halbjahr der Saison kaum Punkte zu verteidigen. Da er außerdem in Bestform ist, wird ihn Zverev so schnell nicht von der Spitze verdrängen können." Dieses Szenario hält Theil in der Saison 2020 für wesentlich realistischer.
Becker schlägt in dieselbe Kerbe und hat im Kampf um Platz eins seinen ehemaligen Schützling ganz oben auf dem Zettel:
Ich würde auf jeden Fall immer noch Djokovic als Favoriten sehen. Auch Nadal darf man nicht vergessen, er hat eine bombastische Saison gespielt. Auch Federer wird als Titelverteidiger von Melbourne noch ein Wörtchen mitreden.
Djokovic, Nadal und Federer, so Becker, "lassen einen Jungen nicht so gerne und schnell vorbeiziehen. Das dauert seine Zeit."
Eurosport.de Prognose: Federer hat nur 35 Zähler Vorsprung auf Zverev und ist damit zum Greifen nahe, zumal der Schweizer bei den Australian Open satte 2000 Punkte zu verteidigen hat. Nadal, derzeit mit 1095 Punkten mehr ausgestattet, würde bei einem guten Saisonstart des Deutschen ebenfalls in Reichweite rücken. Der Rückstand auf Djokovic ist dagegen nicht wettzumachen. Zverev wird 2019 den Sprung auf Platz zwei im ATP Ranking schaffen, den Platz an der Sonne holt sich der Deutsche dann im Folgejahr.
Wann wird Zverev die Nr. 1?

3.) Zverev-Karriere mit Grand-Slam-Titel und Platz eins?

Für Experte Theil gibt es nicht den geringsten Zweifel: "Zverev wird in seiner Laufbahn einige Grand-Slam-Titel gewinnen und er wird auch die Nummer eins der Welt." Das Gesamtpaket stimme einfach. Spielerisch bringe der Hamburger alles mit, dazu sei er nun auch in seiner körperlichen Entwicklung so weit. Und noch ein Fakt bestärkt Theil in seiner Annahme, dass Zverevs London-Titel keine Eintagsfliege war:
Im Unterschied zu Dimitrov, der im vergangenen Jahr im Halbfinale Jack Sock und dann im Endspiel David Goffin schlug, hatte Zverev den härteren Weg. Er bezwang Federer im ersten K.o.-Spiel und im Finale Djokovic. Von daher schätze ich seinen Erfolg höher ein. Alex hatte zudem vorher schon drei Masters gewonnen - wir sehen bei ihm eine stetige Entwicklung, die nach oben geht.
Becker betont derweil, dass es auch für Zverev "immer wieder einen Rückschlag" geben wird, "aber ich glaube, Sascha wird in Melbourne stärker sein als letztes Jahr". Der Weg gehe klar in Richtung Grand-Slam-Titel. Man könne "die Handschrift von Ivan Lendl schon erkennen". Der ehemalige Ausnahmespieler aus der damaligen Tschechoslowakei gewann selbst acht Major-Turniere. "Ivan wurde geholt, um die großen Titel zu gewinnen. Ich glaube, sie haben alles richtig gemacht", befindet Becker, der zwischenzeitlich selbst als Zverev-Coach im Gespräch war.
Eurosport.de Prognose: Zverev wird beide Ziele erreichen in seiner Karriere und bei den Männern zum ersten deutschen Grand-Slam-Champion und zur ersten Nummer eins seit Becker avancieren. Es ist eine klare Entwicklung erkennbar, dazu hat der 21-Jährige mit Papa und Trainer Alexander Senior, Bruder Mischa sowie Legende Lendl die richtigen Leute versammelt, um den erfolgreichen Weg weiterzugehen.
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