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Murray: "Ja, dann bin ich ein Feminist"

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VonEurosport

Update 08/05/2015 um 18:07 GMT+2 Uhr

Er gewann Wimbledon und Olympia, bildet mit Novak Djokovic, Roger Federer und Rafael Nadal die besten "Top Four" der Tennis-Geschichte. Aber Andy Murray macht Dinge gern anders als alle anderen. Zum Beispiel lässt er sich von einer Frau sagen, was er tun soll. Ein Gespräch.

Andy Murray spricht im The Red Bulletin

Fotocredit: From Official Website

Der 27-jährige Schotte engagierte im Frühjahr 2014 die Französin Amélie Mauresmo als Coach, eine frühere Nummer eins der Damen-Tennis-Weltrangliste.
Murray machte sich damit – übers Tennis hinaus – zum einzigen Mann in der Sport-Weltspitze, der sich von einer Frau betreuen lässt. Seither wird seine Entscheidung hitziger diskutiert, als man das im 21. Jahrhundert für möglich hielte. The "Red Bulletin" traf Andy Murray zu einem Interview über ungewöhnliche Entscheidungen, über das Setzen von Trends, übers Durchhalten und was Frauen tatsächlich besser können als Männer.
the red bulletin:Mister Murray, vor genau einem Jahr gaben Sie beim Wimbledon-Vorbereitungsturnier im Londoner Queen’s Club Ihren neuen Coach bekannt. War Ihnen damals klar, was das auslösen würde? Sie haben die ganze männliche Sportwelt verstört ...
Andy Murray: Es war klar, dass Amélies Geschlecht ein Thema sein würde. Aber ich wäre nie auf die Idee gekommen, dass es solche Wellen schlägt – und auch so lange, das ging ja über Monate, verrückt. Ein Schock war, wie sehr es persönlich wurde, gegen Amélie. Das war heftig.
the red bulletin:Davor wurden Sie in den zwei Jahren mit Ivan Lendl Olympia- und Wimbledon-Sieger. Lendl gilt als sehr strikt, dominant, man hätte erwartet, Sie suchen als Nachfolger einen ähnlichen Typ, jemanden mit einem vergleichbar männlichen Coaching-Stil…
Murray: Erfolge sagen nur bedingt etwas darüber aus, wie gut eine Beziehung funktioniert. Ivan und ich verbrachten bei weitem nicht so viel Zeit miteinander, wie alle denken. Als ich dann Amélie das erste Mal traf, hatte ich sofort das Gefühl, ich kann ganz offen sein, offen reden. Es ist eine besondere Qualität, wenn dir ein Coach zuhören kann, wie es dir geht, auf dem Platz, abseits des Platzes, wie du die Dinge siehst, dein Spiel, alles. Wenn er seine Arbeit auf deinen Gedanken aufbaut, nicht auf seinen. Das ist schwierig, das ist wichtig, und Amélie ist extrem gut darin.
the red bulletin:Sie gelten als trotzig und eigenwillig, als jemand, der sich nicht reinreden lässt. Waren Mauresmos Verpflichtung und das öffentlich betonte Bekenntnis zu ihr auch ein Akt typischer Andy-Murray-Sturheit?
Murray: Nein, das würde ich nicht so sagen. Worum geht es im Kern? Darum, den bestmöglichen Coach für mich zu finden. Und den sah ich in Amélie. Ich meine, wir reden hier über eine frühere Nummer eins der Welt. Sie war die Beste der Welt in dem, was sie tat. Und es ist egal, ob du Frau bist oder Mann oder Tennisspieler oder was auch immer, Nummer eins in der Welt, das ist unglaublich schwierig. Du brauchst extreme Qualitäten, um das zu erreichen, diese Qualitäten bringt Amélie ein, und davon profitiere ich. So einfach ist das. Es wäre schlicht dumm, fünfzig Prozent der Menschheit als mögliche Coaches auszuschließen.
the red bulletin:Warum tun das dann so viele andere männliche Profisportler?
Murray: Weil sie nicht mal auf die Idee kommen, dass eine Frau ein guter Coach sein könnte. Amélie ist es. Und ich kann das beurteilen, weil ich schon viele Coaches in meinem Leben hatte. Ob das andere auch so sehen, was das mit meinem Image tut oder nicht – völlig egal. Ich habe Dinge immer anders gemacht als andere, und wenn man sich ansieht, was dabei rausgekommen ist, war das nicht verkehrt.
the red bulletin:Sie haben sich in der Szene sogar den Ruf eines Feministen erworben. Nicht nur weil Sie Ihre Trainerin gegen Kritiker verteidigt haben, auch weil Sie sich als Fan des Damen-Tennis geoutet haben, was unter männlichen Profis sehr ungewöhnlich ist. Sie haben das Thema Gleichberechtigung angesprochen ... Hat Sie Ihre Coach-Entscheidung zum Feministen werden lassen?
Murray: (Lange Pause.) Gute Frage. Vielleicht. Mich haben viele Reaktionen sehr geärgert. Weil sie unglaublich ungerecht waren, weil sie keinen Platz mehr in unserer Zeit haben sollten. Und ich sehe Dinge jetzt anders als vor einem Jahr. Mir ist wichtig geworden, dass Frauen eine faire Chance bekommen. Wie sehr das noch nicht so ist, habe ich erst durch die Arbeit mit Amélie gesehen, das ist richtig. Und wenn jemand, dem es wichtig ist, dass alle die gleichen Rechte haben, ein Feminist ist, dann bin ich das, ja, dann bin ich ein Feminist.
Die komplette Geschichte finden Sie in der aktuellen Ausgabe von The Red Bulletin und auf www.redbulletin.com.
Copyright Text: The Red Bulletin, Ruth Morgan
Copyright Illustrationen: Clive Brunskill/Getty Images
Verwendung ausschließlich mit Zustimmung von The Red Bulletin sowie unter Angabe der Copyrights und der Verlinkung auf www.redbulletin.com.
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