Roger Federer bastelt am letzten großen Coup: Noch einmal Champion in Wimbledon

Roger Federer träumt vom letzten großen Coup und schuftet hart für die Erfüllung dieses Traums. Im Sommer will er pünktlich zu Wimbledon, den Olympischen Spielen und den US Open auf dem Zenit seiner Leistungsfähigkeit angekommen sein, um sich noch einmal mit seinen großen Rivalen Rafael Nadal und Novak Djokovic zu messen. Kein Ding der Unmöglichkeit, aber eben auch nicht sonderlich realistisch.

Roger Federer mit der Wimbledon-Trophäe

Fotocredit: Getty Images

Keine Frage: Diese Sätze gingen den Fans von Roger Federer runter wie Öl.
"Ich bin nicht zurückgekommen, um mitten im Nirgendwo zweite Runden zu spielen", ließ der Maestro die Welt kürzlich über das Lifestyle-Magazin "Numéro Homme" wissen.
Kurz nach seinem eher suboptimal verlaufenen Tour-Comeback in Doha nach knapp einem Jahr Verletzungspause, , machte er damit deutlich, dass eine langsam ausklingende Karriere für ihn nicht infrage kommt.
Der Schweizer wolle auch im fortgeschrittenen Alter von 39 Jahren noch "große Turniere gewinnen und die besten Spieler der Welt schlagen".
Mit einem Knall, wie sich das für einen der größten Sportler der Geschichte eben gehört, soll die Reise zu Ende gehen. Soweit die Theorie - die Praxis dürfte sich aber schwierig gestalten.

Wimbledon als letztes großes Hurra?

Denn wenn ein Athlet wie Roger Federer von großen Turnieren spricht, dann meint er unweigerlich die größten. Er spricht dann von den Australian Open, von Roland Garros und den US Open. Er spricht von den Olympischen Spielen und vor allem spricht er von seinem Lieblingsturnier Wimbledon.
Achtmal konnte FedEx das prestigeträchtigste Tennisturnier des Kalenders bereits gewinnen, kein Spieler schaffte das häufiger. Sein letztes großes Hurra, das ist klar, gilt Titel Nummer neun an der Church Road.
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Roger Federer auf dem Center Court in Wimbledon

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Doch wirklich realistisch, so ehrlich muss man sein, ist es nicht, dass Federer nach langer Pause und im hohen Alter noch einmal auf den Zenit seiner Leistungsfähigkeit zurückkehren kann, um auf größtmöglicher Bühne gegen die Besten der Welt zu bestehen.
Klar, einem Federer ist auf dem Tennisplatz grundsätzlich erst einmal alles zuzutrauen. Allerdings stehen die Chancen auf einen Triumph aus mehreren Gründen eher schlecht.

Djokovic in Topform, andere haben aufgeholt

Da wären zum einen seine großen Widersacher. Novak Djokovic und Rafael Nadal spielten in Federers Abwesenheit durchgehend auf hohem Niveau. Vor allem der Serbe glänzte während der Corona-Pandemie auf dem Court, gewann bei den Australian Open im Februar seinen 18. Grand-Slam-Titel und schickt sich als jüngster der Big Three (33 Jahre) langsam an, Federer und Nadal (je 20 Grand-Slam-Titel) als Rekord-Grand-Slam-Sieger abzulösen.
Nadal (34), der unverletzt einmal mehr der Topfavorit bei den anstehenden French Open im Mai sein wird, muss zwar immer häufiger vor körperlichen Problemen kapitulieren, schafft es durch geschickte Turnierplanung aber regelmäßig, zu den Jahreshighlights konkurrenzfähig zu sein.
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Daniil Medvedev und Novak Djokovic nach dem Finale der Australian Open 2021

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Zudem haben auch Teile der sogenannten NexGen aufgeholt. Dominic Thiem stieß bei den US Open 2020 in die Riege der Grand-Slam-Sieger vor, Daniil Medvedev stand in Flushing Maedows 2019 und Melbourne 2021 im Finale.
Auch Alexander Zverev hat zuletzt trotz des frühen Ausscheidens beim Masters in Miami einen Riesenschritt bei großen Turnieren gemacht. Ganz zu schweigen von Stefanos Tsitsipas, Andrey Rublev, Jannik Sinner und Denis Shapovalov, die ebenfalls immer näher an Federer heranrücken - ihn teilweise vielleicht sogar schon eingeholt haben.
Eines steht fest: Ohne Matchpraxis wird es kaum möglich sein, sich in fünf Sätzen gegen diese voll im Saft stehenden Spieler durchzusetzen.

Sandplatzsaison zum Warmspielen

Doch genau daran arbeitet Federer - und unterschätzen darf man den Schweizer nicht. Der Baseler weiß genau, was er tut, hat sein Comeback akribisch durchgeplant. Mit dem Start der Sandplatzsaison in den kommenden Wochen soll Schwung aufgenommen werden, um dann in Halle, in Wimbledon, bei Olympia und den US Open voll da zu sein. "Dort", so Federer, "ist dann der wirkliche Startschuss."
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Rafael Nadal (l.) und Roger Federer (r.)

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"Ich arbeite sehr hart, obwohl ich nicht viel darüber spreche. Ich hoffe, die Leute verstehen, wie hart ich arbeite - ansonsten hätte ich es nicht so weit geschafft", unterstreicht der Familienvater sein Vorhaben, noch einmal ganz oben anzugreifen.
Sein Ziel, sich noch einmal mit seinen langjährigen Rivalen Nadal und Djokovic zu messen, beschreibt Federer als "logischen Traum. Ich denke, ich weiß, was ich tun muss, um dorthin zu kommen."

Federer glaubt an Top-Niveau: Aber reicht das?

Sein frühes Aus in Doha habe Federer ohnehin ein Stück weit eingeplant: "Es war nie realistisch, dieses Turnier zu gewinnen”, sagte der 39-Jährige nach dem kurzen Intermezzo in Katar, zog anschließend aber eine durchaus positive Bilanz: "Das Wichtigste: Es war kein Rückschlag, ich fühle mich gut und bin auf dem richtigen Weg."
Federers Motivation ist klar, seine forschen Aussagen machen deutlich: Der Maestro meint es ernst. Es ist daher davon auszugehen, dass Federer noch in diesem Jahr an sein bestmögliches Niveau herankommt.
Ob selbiges dann aber mit fast 40 Jahren noch ausreicht, um in Wimbledon, bei den US Open oder in Tokio bei den Olympischen Spielen zu triumphieren, steht auf einem anderen Blatt.
Der Glaube allein, heißt es, könne Berge versetzen. Fragt sich nur, für wie viele Berge der Glaube am Ende ausreicht.
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ATP Doha : Highlights: Federer - Basilashvili

Quelle: Eurosport

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