Jan-Lennard Struff schlägt Khachanov und spricht über Einsamkeit im Leben eines Tennis-Profis: "Das Schlimmste ist ..."
VonLukas Fegers
Update 16/10/2025 um 21:02 GMT+2 Uhr
Jan-Lennard Struff hat emotionale Einblicke in das Leben eines Tennis-Profis gegeben und über die Schattenseiten seines Sports gesprochen. Im Podcast "Wie geht's?" von Fußball-Nationalspieler Robin Gosens berichtete der 35-Jährige unter anderem von Stunden der Einsamkeit, die mit den zahlreichen Reisen auf der ATP-Tour einhergehen. "Das zerreißt dich", sagte die aktuelle Nummer 98 der Welt.
Jan-Lennard Struff fühlt sich wie viele Tennis-Profis manchmal einsam
Fotocredit: Getty Images
"Das Schlimmste ist, irgendwo im Hotelzimmer irgendwo fernab zu sein, dazuliegen, nicht schlafen zu können", betonte Struff: "Leistungssport generell und Tennissport an sich ist auch einsam. Man ist allein auf dem Platz, aber die unzähligen Stunden, die man allein verbringt, die sind einfach da."
Eine unumgängliche Anforderung im Leben eines Tennis-Profis ist es, "sehr, sehr viel unterwegs" zu sein. 2019 sei sein persönlicher Peak gewesen, dort war er "250 Tage im Jahr nicht zu Hause. Sprich: Nicht zu Hause schlafen, in Hotelzimmern schlafen, fern sein."
Teilweise verliere man dabei "so ein bisschen den Bezug" und wisse nicht, wo man nachts aufwacht. So sei es schon mal vorgekommen, dass er sich nachts auf dem Weg zur Toilette verlaufen habe.
Auch die vielen Wochen, die er von seiner Familie getrennt ist, sind für Struff eine Herausforderung. "Das ganze Sozialleben, nicht nur Familie, sondern auch Freunde und das Drumherum ist natürlich anders. Wir haben gefühlt zwei Wochen Urlaub im Jahr", sagte der Warsteiner und kam im Podcast von Fußball-Nationalspieler Gosens auch auf seinen kleinen Sohn zu sprechen. Da dieser nun schulpflichtig sei, sei "das unbeschwerte Reisen mit der Kita erstmal vorbei".
Struff schätzt sich trotzdem glücklich
Trotz der vielen Opfer, die er als Tennisprofi bringen muss, schätzt sich Struff dennoch "glücklich und sehr privilegiert, das so machen zu dürfen". Für ihn sei es "immer noch ein Traum", der Sport sei seine Leidenschaft, die ihm weiter sehr viel Spaß bereite und ihm "unglaublich viel" gebe.
Im Vergleich mit anderen Profis auf der ATP-Tour, wie beispielsweise Spielern aus Australien oder Südamerika, gehe es ihm als Europäer mit Blick auf den Turnierkalender außerdem immer noch besser - trotz "allem Struggle und allen Reisen". Zwar gebe es Wochen, die "eine zähe Nummer" seien. Doch er reise auch an "viele Orte, wo ich sehr gerne bin, abgesehen davon", so Struff.
Sportlich läuft es derzeit wieder besser. Nach einem überraschenden Sieg über den topgesetzten Russen Karen Khachanov erreichte Struff am Donnerstag beim Tennisturnier in Almaty/Kasachstan t das Viertelfinale.
Struff schlägt Top-Ten-Spieler in Almaty
Der 35-Jährige aus Warstein bezwang den Weltranglistenzehnten und Titelverteidiger 4:6, 7:6 (7:5), 6:3, es war sein erster Sieg über einen Top-10-Spieler seit April 2023. In der nächsten Runde trifft Struff auf den Franzosen Corentin Moutet (Nr. 8).
"Das war ein sehr hartes Match, Karen und ich haben schon oft gegeneinander gespielt, die letzten Matches waren immer knapp. Daher bin ich sehr glücklich mit diesem Sieg", sagte Struff nach dem Krimi über 2:19 Stunden.
Sein Davis-Cup-Kollege Yannick Hanfmann verpasste in Brüssel trotz einer starken Vorstellung eine Überraschung. Der 33 Jahre alte Karlsruher, der über die Qualifikation ins Hauptfeld gekommen war, unterlag im Achtelfinale dem am Position eins gesetzten Italiener Lorenzo Musetti 6:7 (3:7), 5:7.
Struff bewies gegen Khachanov (29) dagegen, dass er auch für die Topspieler noch immer ein gefährlicher Gegner sein kann. Struff, der zuletzt vergeblich versucht hatte, auf der Challenger Tour Weltranglistenpunkte zu sammeln, liegt nur auf Platz 98 im Ranking und kämpft um die direkte Qualifikation für die Australian Open 2026.
Struff nun gegen Moutet
Die Punkte für den Einzug ins Viertelfinale von Almaty helfen, doch nun wartet eine weitere schwierige Aufgabe auf Struff: Gegen Moutet (26) hat er die beiden bisherigen Duelle verloren, das letzte fand 2024 in Metz auf einem Hartplatz in der Halle statt - ähnlich zu dem Court, auf dem in Almaty gespielt wird. "Er ist ein unfassbar guter Konterspieler, sehr trickreich, er spielt eine unfassbar gute Saison", sagte Struff.
Doch der Sieg über Khachanov, sein zweiter im fünften Duell, sollte ihm Selbstvertrauen geben. Vor allem beim eigenen Aufschlag gab er sich kaum eine Blöße. Nur das erste Spiel verlor er und lief dem Break danach vergeblich hinterher.
Im zweiten Satz zog er im Tiebreak davon und nutzte das Momentum zu Beginn des entscheidenden Durchgangs zu seinem ersten Break der Partie. Den Vorteil ließ sich Struff nicht mehr nehmen.
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