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Djokovic-Trainer Boris Becker im Exklusiv-Interview mit Eurosport: "Dann hat es 'klick' gemacht"

Eurosport
VonEurosport

Update 13/09/2015 um 13:38 GMT+2 Uhr

Novak Djokovic steht erneut im Finale der US Open. Mit Boris Becker als Coach hat die Nummer eins bereits drei Grand-Slam-Titel geholt - der vierte soll nun in New York folgen. Im Exklusiv-Interview mit Eurosport-Kommentator Matthias Stach gibt Becker Einblicke in seine Arbeit mit Djokovic - und verteidigt die heutigen Stars. Alles Langweiler? Von wegen - es gebe jede Menge Typen.

Becker verteidigt die heutigen Stars wie Djokovic (li.) und Federer (re.)

Fotocredit: Imago

Welche Bilanz ziehen Sie nach mehr als eineinhalb Jahren als Trainer von Novak Djokovic?
Boris Becker: Das war zunächst eine große Umstellung, für Novak genauso wie für mich. Ich habe versucht, erst einmal grundsätzlich zu helfen, denn er hatte ja schon vor unserer Zusammenarbeit Grand-Slam-Turniere gewonnen, war die Nummer eins der Welt. Mit der Zeit konnte ich seine Angewohnheiten besser lesen - und irgendwann kam der Moment, an dem es "klick" gemacht hat.
Wie angespannt sind Sie selbst, wenn Djokovic auf dem Platz steht?
Becker: Da bin ich so angespannt, als wenn ich selbst spielen würde. Aber diese Arbeit macht mir großen Spaß - in der Umkleidekabine dabei zu sein, die Spieler vor und nach den Matches zu erleben.
Wie sieht Ihr Job konkret aus, wo setzten Sie in der Trainingsarbeit an?
Becker: Novak ist ein intelligenter Spieler und es ist meine Aufgabe, ihn zu verbessern. Das kann der Aufschlag sein oder auch mal die Vorhand. Darüber hinaus steht er inzwischen näher an der Grundlinie, kommt dadurch leichter ans Netz. Auch der Volley ist besser geworden. Man darf aber nicht außer Acht lassen, dass die Gegner sehr genau zuschauen, was Novak macht. Wir muss uns also stetig steigern, verbessern. Deshalb sehe ich es als meine Hauptaufgabe an, permanent Novaks Schwächen ausmerzen und seine Stärken zu stärken.
Sie sind nicht der einzige ehemalige Champion, der heute einen Topspieler coacht.
Becker: Stimmt, und ich hoffe, dass das gut ist für den Tennis-Sport. Nehmen Sie zum Beispiel Stefan Edberg, der Roger Federer betreut. Natürlich gibt es die sportliche Rivalität zwischen Roger und Novak, aber der Umgang mit Stefan und zwischen den Teams ist respektvoll. Das gilt auch für andere wie Goran Ivanisevic, der Marin Cilic coacht. Das ist eine ganz tolle Atmosphäre, die da zwischen uns allen herrscht.
Inzwischen muss man feststellen, dass ihre Arbeit mit Djokovic deutlich umfangreicher geworden ist, als sie zu Beginn geplant war.
Becker: Wenn man gewinnt und Erfolg hat, dann schweißt das natürlich zusammen. Daher bin ich nun tatsächlich mehr Wochen mit dem Team unterwegs, als vorgesehen. Das ist aber absolut notwendig. Ich kann nicht am Abend vor einem Grand-Slam-Turnier anreisen und glauben, dass ich weiß, wie Novak drauf ist, wie es ihm geht. Natürlich könnte ich mich vors TV-Gerät setzen und mir ein paar Matches von ihm ansehen - und habe dann trotzdem keine Ahnung, wie es ihm wirklich geht. Ich muss vor Ort sein.
Ihr Schützling dominiert seit Jahren zusammen mit anderen Stars wie etwa Roger Federer oder Rafael Nadal die Szene. Immer wieder wird allerdings die Kritik laut, es fehle an sogenannten "echten Typen". Leuten wie John McEnroe, Jimmy Connors oder Ihnen. Wie sehen Sie das?
Becker: Aus meiner Sicht haben wir an der Weltspitze unglaubliche Persönlichkeiten. Natürlich kommt der Sport heutzutage anders rüber als zu meiner aktiven Zeit. Früher gab es nicht so viele Regeln. Man musste sich nicht immer so vorbildlich benehmen und hat sich, mich eingeschlossen, auch mal daneben benommen. Die heutige Spielergeneration nimmt sich mehr Zeit für die Fans. Das gab es damals nicht in diesem Umfang. Und: Die Spieler bekommen sehr viel zurück von den Zuschauern. Tennis ist populärer als zu meiner Zeit, und das liegt auch an seinen Protagonisten - ob sie nun Roger Federer, Novak Djokovic, Andy Murray oder Rafael Nadal heißen.
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