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Die zwei Gesichter des Anthony Joshua: Zwischen Knast und Krone

VonSID

Publiziert 28/04/2017 um 14:51 GMT+2 Uhr

Er wohnt noch zu Hause bei Mama und lässt sich gerne mit seinen kleinen Nichten und Neffen fotografieren: Box-Champion Anthony Joshua pflegt in der Öffentlichkeit das Image des freundlichen Familienmenschen. Doch so ganz wird man aus dem Gegner von Wladimir Klitschko (Samstag 23:00 Uhr) nicht schlau. Schon mehrfach geriet der 1,98 m große Koloss mit dem Gesetz in Konflikt.

Anthony Joshua im Training vor seinem Kampf gegen Wladimir Klitschko

Fotocredit: Getty Images

Bereits als Teenager wurde der Hip-Hop-Fan aus der englischen Kleinstadt Watford festgenommen - unter anderem wegen Körperverletzung. 2009 bekam er eine elektronische Fußfessel angelegt, durfte nachts das Haus nicht verlassen. Als die Polizei zwei Jahre später Cannabis bei ihm fand, stand die Karriere auf der Kippe. Joshua hatte Glück, entging nur knapp einer Gefängnisstrafe, musste stattdessen 100 Stunden gemeinnütziger Arbeit verrichten.
"Ohne Boxen würde ich wahrscheinlich im Knast sitzen. Der Sport hat mein Leben gerettet", sagte der Sohn nigerianischer Einwanderer der Zeitung "The Sun". 2008 entdeckte der Sportfan das Box-Gym und fand dort ein Ventil für seinen Frust und seine unbändige Kraft. "Das war der Wendepunkt in meinem Leben", sagte er laut "ran.de".

Startpunkt Olympia: Joshua startet durch

Der Durchbruch gelang "AJ" bei Olympia 2012 im eigenen Land, als er im Superschwergewicht (über 91 kg) die Goldmedaille gewann. Englands Top-Promoter Eddie Hearn erkannte sofort das große Talent und nahm den Ausnahmekönner 2013 unter Vertrag.
Seitdem geht es mit Anthony Oluwafemi Olaseni Joshua steil nach oben. Am 9. April vergangenen Jahres sicherte sich der gelernte Maurer gegen den US-Amerikaner Charles Martin die Box-Krone der IBF. In der zweiten Runde schickte der Jung-Profi den US-Amerikaner auf die Bretter, bislang hat er alle 18 Kämpfe vorzeitig gewonnen.
Die Stärke des britischen Senkrechtstarters ist, dass er keine Schwächen hat. Er schlägt hart und schnell, hat eine gute Beinarbeit und ein großes Kämpferherz. Schwierige Voraussetzungen für den 14 Jahre älteren Herausforderer Klitschko, der schon gegen den technisch schwächeren Tyson Fury große Probleme hatte.

Youngster in der Favoritenrolle

Kein Wunder, dass viele Experten am Samstag auf einen Sieg des jungen Titelverteidigers tippen. "Wenn ich ein Spieler wäre, würde ich Joshua als 6:5-Favoriten sehen", sagte Ex-Champion "Big" George Foreman. Michael Rosenthal, Chefredakteur der US-Boxbibel "The Ring", wurde noch deutlicher: "Joshua siegt durch K.o. in Runde sieben."
Allerdings könnte dem Youngster die fehlende Erfahrung vor der außergewöhnlichen Kulisse zum Verhängnis werden. Noch nie kämpfte "AJ" annähernd vor so einem riesigen Publikum. Klitschko indes hat mehrere Stadion-Kämpfe hinter sich, trat 2009 bei seinem Sieg durch Aufgabe über Ruslan Chagajew vor über 60.000 Fans auf Schalke auf.
Die gesunde Selbsteinschätzung und eine gewisse Unerschrockenheit gehören zu den weiteren Stärken des Anthony Joshua, der den Boxboom auf der Insel weiter fördern soll. Nach seinem letzten Sieg gegen den US-Amerikaner Eric Molina, den er im vergangenen Dezember in der dritten Runde druch TKO entsorgte, meinte "AJ": "Wenn ich Wladimir schlagen will, muss ich ein höheres Level erreichen."
Wahrscheinlich hat Joshua Recht, und wahrscheinlich hat er bereits ein höheres Level erreicht. Denn als trainingsfleißig gilt der einstige Problem-Teenager mittlerweile auch noch. Bis zu 13 Stunden soll der Vater des zweijährigen Joseph an bestimmten Tagen trainieren. Das dürfte selbst Super-Athlet Klitschko nicht schaffen.
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