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FC Bayern und der Schweinsteiger-Deal mit ManUnited: Jetzt rächt sich der Kroos-Fehler

Michael Wollny

Update 14/07/2015 um 20:55 GMT+2 Uhr

Bastian Schweinsteiger wäre geblieben, heißt es aus sehr gut unterrichteten Kreisen, wenn sich Pep Guardiola demonstrativ für einen Verbleib des Eigengewächses stark gemacht hätte.

Könnte Pep Guardiola beim FC Bayern jetzt gut gebrauchen: Weltklasse-Sechser Toni Kroos

Fotocredit: Imago

Ein klares Signal an Schweinsteiger, dass er noch gebraucht werden würde. Nicht nur als bankzierendes Maskottchen mit Kult-Status, sondern als feste Größe im Mittelfeld des FC Bayern.
Nicht nur als Achter mit eingeschränkten Handlungskompetenzen, sondern als taktgebender Sechser mit dem Spiel vor der Nase und den Fäden in der Hand.
Doch Pep Guardiola plant anders. Ein solches Zugeständnis wollte er nicht machen und hat dafür auch gute Argumente. Bastian Schweinsteiger war in der Vergangenheit Weltklasse, ist in der Gegenwart noch erstklassig, doch für die Zukunft kein tragendes Fundament mehr, auf dem man die avisierten Ziele bauen sollte.
Schweinsteigers Erbe stand schon bereit
Lässt man also die Emotionen außen vor und betrachtet die Trennung allein aus einer sachlich-nüchternen Perspektive, dann liegen dem Schritt auf beiden Seiten nachvollziehbare Argumente zugrunde.
Und doch rächt sich nun ein kapitaler Transfer-Fehler des FC Bayern, der schon in seiner Entstehung für ungläubiges Kopfschütteln gesorgt hatte. In dem Verkauf von Toni Kroos eine sportliche Logik zu erkennen, welche die strenge Gehaltsbremse für einen maßgeblich am WM-Titel beteiligten Spieler rechtfertigen würde, dieses Kunststück hatte Karl-Heinz Rummenigge im Sommer 2014 exklusiv.
Der Vorstandsvorsitzende des FC Bayern wurde nun zwar von Schweinsteigers Abschied kalt erwischt, doch den Abschied von Toni Kroos hatte er gegen die Wünsche des Trainers konsequent durchgeboxt. Bei Real Madrid ließ man sich nicht zwei Mal bitten, verpflichtete den Spielgestalter mit Handkuss und lachte sich danach ins Fäustchen.
Eine fatale Fehleinschätzung
In Madrid verdient Kroos nun ein Gehalt, das man wohl auch in München an seine Besten überweist, einem Toni Kroos aber vorenthalten wollte. Damals konnte man diese kalkulatorische Fehleinschätzung bereits erahnen, mittlerweile hat sie Kroos längst bestätigt - trotz einer vergangenen Saison ohne Titel.
Bastian Schweinsteiger, so hart wie es für die Fans klingen mag, ist sportlich zu ersetzen, beziehungsweise, er wäre zu ersetzen gewesen, wenn die Bayern den wahren Thronerben für die defensive Schlüsselposition nicht nach Madrid verscherbelt hätten.
Toni Kroos ist nicht zu ersetzen, weshalb Rummenigges damaliger Verweis auf die "finanzielle Sorgfaltspflicht gegenüber dem Klub" auch verfängt. Der Verkauf von Toni Kroos wirkt noch im Nachklang so absurd, da die Bayern nun tief in die Tasche greifen müssten, um einen Spieler von seinem Weltklasseformat an die Isar zu lotsen.
Viele Spieler, keine Weltklasse
Nun aber verweisen sie beim FC Bayern auf Sebastian Rode oder Pierre-Emile Höjbjerg, die großes Potenzial haben, aber auch noch einen langen Weg vor sich, um jene Weltklasse zu erreichen, über die Kroos damals schon längst verfügte. Ein Weg, auf dem Neu-Sechser Joshua Kimmich erst jetzt seine ersten Schritte machen wird.
Javi Martínez mag auf der Sechs spielen können, ein Spielgestalter ist er aber keinesfalls. Seine Qualitäten kommen vor allem in der Innenverteidigung zur Geltung.
Der verletzungsanfällige Thiago verfügt über eine brillante Technik und hervorragendes Kurzpassspiel, ein Zweikämpfer und Dirigent ist aber auch er nicht. Philipp Lahm ist zwar stärker in der Balleroberung, doch fehlt es dem Weltklasseverteidiger an spielgestalterischem Talent.
Mit Alonso in die Zukunft? - Wohl kaum...
Einen 30-jährigen Bastian Schweinsteiger mit Verweis auf abnehmende Klasse und zunehmendes Alter ziehen zu lassen, um die Sechs dann mit dem 33-jährigen Xabi Alonso zu besetzen, klingt somit auch nicht gerade nach perspektivischer Weitsicht. David Alaba könnte die Lücke wohl füllen, aber ob Pep Guardiola den Österreicher tatsächlich dauerhaft auf die Sechs beordert, ist fraglich.
Wer ist Bayerns bester Kandidat für die Sechs?
Gut möglich aber, dass die Bayern vor Monaten in parallelen Hintergrundgesprächen alles auf eine Verpflichtung von Ilkay Gündogan gesetzt hatten. An Verletzungsanfälligkeit und überzogenen Gehaltsvorstellungen soll letztlich der Wechsel eines Spielers gescheitert sein, der in seinen Anlagen einem Toni Kroos durchaus ähnelt.
Kroos ist der perfekte Sechser modernster Prägung. Zweikampfstark, mit antizipatorischen Fähigkeiten ein Spiel zu lesen. Kroos besteht in Eins-gegen-Eins-Situationen und verfügt über eine sagenhafte Schusstechnik und somit Torgefahr aus der zweiten Reihe. Seine Standards sind als Freistoß gefährlich und als Ecke präzise. Er erkennt Räume, in die er Ball und Mitspieler schickt.
Die größte Stärke von Toni Kroos: Blitzschnelle Spielverlagerung
Doch seine größte Qualität liegt in diesen spielöffnenden Diagonalpässen, die auch nach 40 Metern auf atemberaubende Weise in chirurgischer Präzision am Fuß des Flügelspielers landen. Gerade die Bayern hätten hier auf ihren schnellen Außenbahnen mit Franck Ribéry, Arjen Robben oder Douglas Costa sowie dem omnipräsenten "Raumdeuter" Thomas Müller neben dem Kurzpassspiel eine brandgefährliche Offensivvariante, um massive Defensivtaktiken durch blitzschnelle Ballverlagerungen aufzubrechen. Wie effektiv das sein kann, zeigt Kroos jetzt in Madrid.
Hätte man Toni Kroos beim FC Bayern halten sollen?
Der FC Bayern fahndet in seiner Handvoll Sechser nun also nach dieser Weltklasse-Qualität, wo bislang nur erstklassige Quantität zu finden ist. Es wirkt skurril, man sucht etwas, was man schon längst besessen hatte: Ein geniales Metronom für die Schlüsselposition im modernen Fußball.
Der Verkauf des erst 25-jährigen Toni Kroos war auch mit Blick auf die Zukunft ein fataler Fehler.
VIDEO - Guardiola spricht über Schweinsteigers Abgang
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