Der FC Bayern baut seine Nachwuchsarbeit um

1.) Joshua Kimmich (defensives Mittelfeld/20): Acht Millionen Euro haben die Bayern für den Mittelfeld-Allrounder überwiesen, der vom VfB Stuttgart an RB Leipzig ausgeliehen wurde. Viel Geld für einen 20 Jahre jungen Zweitligaprofi, der am Anfang seiner Karriere steht. "Bayern hätte jeden Sechser der Welt kaufen können. Aber die holen mich. Das macht mich stolz", sagte Kimmich und zeigte bei der U21-EM in Tschechien bisher seine vielversprechenden Anlagen: Bemerkenswertes Raumgefühl und Zweikampfverhalten, souveräne Spieleröffnung unter Druck und taktische Disziplin. Selbstbewusst ist er außerdem - siehe diese Kampfansage an sein Idol Bastian Schweinsteiger: "Schweini ist zwar mein Vorbild. Aber ab nächster Saison sind wir Konkurrenten", tönte Kimmich: "Ich wechsele ja nicht den Verein, wenn ich mir keine Chancen ausrechne zu spielen und um auf der Bank zu sitzen."

2.) Gianluca Gaudino (Mittelfeld/18): Der schmächtige Edeltechniker sagte überraschend seine Teilnahme an der U19-EM in Griechenland ab: Persönliche Gründe. Es scheint ihm wichtiger, beim offiziellen Trainingsauftakt der Bayern am 1. Juli von der ersten Sekunde an dabei zu sein. Der Sohn von Ex-Nationalspieler Maurizio will es wissen. In der vergangenen Saison schaffte er als 17-Jähriger den Sprung von den A-Junioren direkt in die Bundesliga - ohne den Umweg Regionalliga. Gleich am ersten Spieltag gab er sein Profi-Debüt gegen Wolfsburg und verblüffte mit einer Passquote von 97 Prozent. Achtmal durfte Gaudino jr. in der Bundesliga ran, je einmal im Pokal und in der Champions League. Das Juwel wurde mit einem Profivertrag bis 2018 belohnt. Und was kommt jetzt? Gaudino hofft auf den nächsten Schritt, aber der Konkurrenzkampf im Bayern-Mittelfeld ist extrem. Selbst Weltmeister Schweinsteiger muss um seinen Platz bangen.

3.) Lucas Scholl (Mittelfeld/18): In der Vorbereitung auf die Saison 2014/2015 durfte sich der Sohn von Bayern-Liebling Mehmet Scholl unter Coach Pep Guardiola immer wieder zeigen und bei den Profis mitmachen – nur zu einem Einsatz in einem Pflichtspiel reichte es nicht. Seinen Tiefpunkt erlebte er in der Youth League mit den U19-Junioren der Bayern, als er beim 1:3 bei ZSKA Moskau nach einer Schwalbe vom Platz flog. Scholl jr. war fester Bestandteil der A-Jugend. Auch in der kommenden Saison soll er weiter bei den Bayern wachsen dürfen und nicht verliehen werden. Sehr stark bei ruhenden Bällen, muss aber körperlich noch zulegen.

4.) Sinan Kurt (offensives Mittelfeld/18): Der 18-Jährige gilt als eines der größten Talente Deutschlands. Im Sommer des Vorjahres für angeblich 2,5 Millionen Euro von Borussia Mönchengladbach gekommen, unterschrieb er einen Vertrag bei den Bayern bis 2018. "Mini-Reus" wird der junge Linksaußen genannt. Sogar Superstar Franck Ribéry ist von seinen Fähigkeiten begeistert: "Sinan hat viel Qualität und einen guten linken Fuß. Er ist ein guter Typ und hat Potenzial." Und er ist ein potenzieller Konkurrent für den Franzosen. Die Bayern wollen ihn behutsam aufbauen. In Katar durfte der pfeilschnelle Youngster erstmals das Wintertrainingslager bei den Profis mitmachen, am 30. Spieltag feierte er beim 1:0 gegen Hertha sein Bundesliga-Debüt und konnte 45 Minuten lang zeigen, was er drauf hat. Das personelle Überangebot in der Bayern-Schaltzentrale macht die Mission Durchbruch allerdings zu einer Herkulesaufgabe.

5.) Niklas Dorsch (offensives Mittelfeld/17): Der talentierte Außenstürmer durchlebt derzeit die schwersten Wochen seiner noch jungen Karriere. Bei der U17-EM Anfang Mai in Bulgarien brach er sich gleich im ersten Spiel gegen Belgien das Wadenbein. Die Folge: Sechs Wochen Zwangspause und die Frage, wie sehr ihn dieser Rückschlag bei seiner Weiterentwicklung behindern wird? Der bodenständige Offensivspieler ist erstaunlich reif für sein Alter und scheut sich auch vor Verantwortung nicht, aber die Saison 2015/16 kommt noch zu früh für ihn.

6.) Toni Trograncic (offensives Mittelfeld/15): Bayerns Co-Trainer Hermann Gerland ist von dem beidfüßigen Mittelfeldspieler hin und weg. Der Assistent von Pep Guardiola bat den Chefcoach sogar, das Riesentalent im Training der Profis mitmachen zu lassen - und der Hoffnungsträger enttäuschte nicht. Trograncic zeigte keine Ehrfrucht vor den großen Namen und ließ seine Vielseitigkeit mehr als einmal aufblitzen. Beim obligatorischen Abschlussspiel der öffentlichen Trainingseinheit sorgte der Youngster mit einigen harten Tacklings für Aufsehen. Guardiola wirkte jedenfalls sehr zufrieden. Trograncic ist als Spielmacher oder hinter den Spitzen einsetzbar. Seit 2013 ist er bei den Bayern, davor wurde er an der Jugendakademie von Red Bull Salzburg ausgebildet. Seine Mutter stammt aus Kroatien, sein Vater aus Bosnien. Der Teenie braucht noch ein bisschen Zeit, aber da wächst ein Kicker mit großem Potenzial heran.