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Bundesliga - RB Leipzig: Wer zum Teufel ist Ralph Hasenhüttl?

Dirk Adam

Update 22/10/2016 um 13:44 GMT+2 Uhr

RB Leipzig mischt die Bundesliga auf. Einen großen Anteil daran hat Ralph Hasenhüttl, der als Spieler nicht immer der Fleißigste war. Nun kann er als Trainer durchstarten, denn die Sachsen haben mit Red Bull einen potenten Geldgeber im Rücken. Aber Geld allein schießt keine Tore. Deshalb entschied sich Sportdirektor Ralf Rangnick im Sommer für einen Coach, den die allerwenigsten erwartet hatten.

RB-Leipzig-Trainer Ralph Hasenhüttl

Fotocredit: Imago

Ausländische Trainer sind in der Bundesliga gerade ein Erfolgsmodell. Vor allem Trainer aus Österreich, wie Peter Stöger vom 1. FC Köln oder Hasenhüttl aus Leipzig. Beide stehen mit ihren Teams hinter dem FC Bayern ganz oben in der Tabelle. Köln ist Zweiter. Die Sachsen sind Dritter.
Nach dem starken Start von RB Leipzig kennt die Euphorie im Fußball-Osten keine Grenzen mehr. Das Team ist in dieser Saison weiter ungeschlagen. Gewinnt der Aufsteiger am Wochenende gegen Werder Bremen, wären die Leipziger noch besser als der 1. FC Kaiserslautern 1997/98.
Damals unterlagen die "Roten Teufel" am 8. Spieltag gegen Werder. Zuvor ging der Aufsteiger aus Kaiserslautern - wie auch Leipzig 2016/17 - in sieben Spielen nicht einmal als Verlierer vom Platz. Für RasenBall stehen in dieser Saison vier Siege und drei Unentschieden zu Buche.
Besser war nur Aufsteiger MSV Duisburg 1993/94. Die "Zebras" waren zehn Spieltage ungeschlagen. Erst am 11. Spieltag ging Duisburg mit 1:4 bei Borussia Mönchengladbach als Verlierer vom Platz. Dennoch hat Leipzig bisher für eine Menge Furore gesorgt.
Trotz der heftigen Begeisterung tritt Hasenhüttl aber auf die Spaßbremse:
Wir bleiben demütig und bescheiden, wir müssen noch viel lernen. Wir haben gesehen, dass wir, wenn wir es gut machen, gegen jede Mannschaft eine Chance haben. Mehr wollen wir nicht.
Wer aber ist dieser Hasenhüttl, den Sportchef Ralf Rangnick im Sommer an die Pleiße holte? Zuvor machten viele klangvolle Trainer-Namen die Runde - wie Thomas Tuchel, der RB Leipzig einen Korb gab. An Hasenhüttl dachte keiner, obwohl er sein großes Potential beim FC Ingolstadt andeutete.
Bereits in seinem zweiten Jahr als Trainer führte Hasenhüttl den Verein in die Bundesliga. Dort landete Ingolstadt 2015/16 auf einem respektablen elften Platz. Nach seinem Abschied geht's bei seinem Ex-Klub aber bergab. Aktuell ist Ingolstadt Tabellenletzter - während Leipzig auf Platz drei steht.

RB Leipzig und Hasenhüttl: Volle Attacke

Hasenhüttl erklärte:
Fußball hat in Leipzig eine ungeheure Wucht. Die Menschen in der Region haben jahrelang darauf gewartet, dass in dieser Stadt mit diesem tollen Stadion wieder erstklassiger Fußball gespielt wird. RB Leipzig kann das große Zugpferd werden.
Der Österreicher entschied sich im Sommer bewusst für die millionenschweren Sachsen, denn Leipzig kennt kein Limit. Zwar baut Rangnick den Verein weiterhin behutsam auf. Aber Red Bull steht sofort parat, wenn Spieler wie Naby Keïta (15 Mio.), Oliver Burke (15 Mio.) oder Timo Werner (10 Mio.) gebraucht werden.
Leipzig ist der erste Verein, den Hasenhüttl zu Beginn einer Saison übernommen hat. Zuvor trainierte er Ingolstadt, den VfR Aalen und die SpVgg Unterhaching. Seine bevorzugte Spielweise ist die schnelle Balleroberung. Grundsätzlich lässt er früh attackieren. In Ingolstadt wurde sein Team nur das "Pressing-Monster von der Donau" genannt.
Das Ergebnis sind extrem hohe Laufwege. Beim 1:0 gegen den VfL Wolfsburg spulte RB Leipzig 117,7 Kilometer ab. Damit waren die Sachsen die laufstärkste Mannschaft vor 1899 Hoffenheim (114,5 km) und Ingolstadt (114,2 km). Bester Leipziger war Diego Demme, der gegen die "Wölfe" 12,9 Kilometer rannte.

Beim FC Bayern mit Lahm und Schweinsteiger

Im Gegensatz dazu war Hasenhüttl als Spieler weder der Fleißigste noch der Talentierteste. Dennoch brachte er es in der österreichischen Nationalmannschaft auf acht Länderspiele.
In einem Interview mit der "Leipziger Volkszeitung" sagte Hasenhüttl:
Wir waren eine sehr sportliche Familie, und ich habe jede Menge Sportarten betrieben. Aber irgendwie bin ich beim Fußball hängen geblieben. Heute kann ich allerdings nicht bestätigen, dass das die Sportart war, bei der ich am meisten Talent hatte. Trotzdem bin ich im Nachhinein sehr dankbar, dass ich mich für den Fußball entschieden habe.
Im Alter von 18 Jahren startete er seine Karriere beim Grazer AK - seinem Heimatverein. Danach ging's über Wien nach Salzburg zu KV Mechelen und Lierse SK. Es folgten die Stationen beim 1. FC Köln, Greuther Fürth und den Amateuren des FC Bayern München, wo er sogar mit Philipp Lahm und Bastian Schweinsteiger zusammenspielte.
Eigentlich sollte aus Hasenhüttl ein Libero werden, aber sein Grazer Trainer funktionierte ihn zum Stürmer um. Insgesamt schoss der Österreicher in seiner Karriere über 100 Tore, für das ÖFB-Team erzielte Hasenhüttl immerhin drei Treffer. Der richtige Durchbruch gelang ihm allerdings erst als Trainer.
Wie seine Frau vor vielen Jahren bereits voraussagte:
Ich habe mir schon immer etwas mehr Gedanken gemacht über den Sport. Ich liebe technische Sportarten und habe mir oft überlegt, wie ich sie verfeinern und verbessern kann. Meine Frau hat oft gesagt, dass ich mal ein viel besserer Trainer werde, als ich Spieler war. Ganz Unrecht hatte sie nicht.
Zwar schaffte Hasenhüttl als Spieler den Sprung in die Bundesliga nie. In Österreich wurde der 1,93 Meter große und 92 Kilogramm schwere Mittelstürmer aber vier Mal Meister mit Austria Wien (1991, 1992, 1993) und Casino Salzburg (1995). Als Köln 1999/2000 den Bundesliga-Aufstieg schaffte, musste Hasenhüttl gehen.
Mit nur drei Saisontreffern hatte er die Erwartungen nicht erfüllt. Seine fußballerische Karriere ließ er 2004 bei den FCB-Amateuren ausklingen. Insgesamt 57 Mal stand er in der Regionalliga (30 Einwechslungen) auf dem Platz.
Diese Zeiten sind längst vorbei. Im Alter von 49 Jahren spielt er als Trainer mit RB Leipzig gegen Bayern und Lahm. Das Ziel ist klar - die Sachsen wollen im ersten Bundesliga-Jahr die Klasse halten und lernen. Wer auf die aktuelle Tabelle schaut, denkt aber zwangsläufig, dass der Aufsteiger mit seiner Bescheidenheit untertreibt.

RB Leipzig kann jetzt Historisches schaffen

Aber diese Zurückhaltung und das Konzept der kleinen Schritte mit jungen, talentierten Spielern sind das Erfolgsrezept der "Roten Bullen". Daran wollen Rangnick und Hasenhüttl um jeden Preis festhalten, selbst wenn RB-Milliardär Dietrich Mateschitz bereit ist, seine Geldschatulle im dreistelligen Millionenbereich zu öffnen.
Hasenhüttl ist mit seinem Kader mehr als zufrieden:
Die Mannschaft hat gezeigt, dass sie hungrig ist und keine Angst vor großen Namen hat. Wichtig ist, dass wir uns weiterentwickeln. Ich denke schon, dass wir in der Lage sind, für viele Überraschungen zu sorgen.
Die nächste Überraschung könnte den ambitionierten Sachsen gegen Bremen gelingen, wenn Hasenhüttls Team im achten Spiel der fünfte Saisonsieg gelingt. Dann hätte Leipzig zwar einen Punkt weniger als Kaiserslautern (19) in der Saison 1997/98, aber RB wäre weiterhin ungeschlagen.
Dieses Kunststück gelang vor 22 Jahren nur Aufsteiger MSV Duisburg, die zehn Mal nicht verloren. Unterliegt Bayern gegen Borussia Mönchengladbach, kann Leipzig sogar Tabellenführer werden - den Rekordmeister und die neuen "Bayern-Jäger" trennen nur zwei Punkte. Aber davon wollen Hasenhüttl und Rangnick nichts wissen.
Hasenhüttl schätzt seinen Chef. Beide verbindet die gleiche Philosophie, wie man Fußball interpretiert. Auch ein Erfolgsrezept, das den fortwährenden Erfolg begründet. Wie bei den vorherigen Spielen wird sich Hasenhüttl wieder Tipps von Rangnick holen, der RB Leipzig als "Interimstrainer" in die Bundesliga führte.
Stolz sei er gewesen, als sich Rangnick im Sommer für Hasenhüttl entschied. Dieses Vertrauen will der Österreicher weiter zurückzahlen - auch wenn der erste Rückschlag mit Sicherheit vorprogrammiert ist. Aber Ralph Hasenhüttl ist ein Kämpfer. Selbst wenn Leipzig verliert, geht das Märchen in der Messestadt weiter.
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