Franck Ribéry im Interview: "Hätte nie gedacht, dass ich zehn Jahre beim FC Bayern bleibe"

Franck Ribéry ist beim FC Bayern München mittlerweile eine Institution und hat seinen Vertrag kürzlich bis 2018 verlängert. Im exklusiven Interview mit Eurosport.de findet der 33-Jährige positive Worte für RB Leipzig, spricht über seinen großen Traum vom erneuten Gewinn des Champions-League-Titels, erklärt seine kurze Vertragsverlängerung und zeigt Mitleid für Ex-Kollege Bastian Schweinsteiger.

Franck Ribéry (FC Bayern München)

Fotocredit: Imago

Franck Ribéry spielt seit 2007 beim FC Bayern München und hat seinen Vertrag kürzlich bis 2018 verlängert. Mit dem FC Bayern hat er Höhen und Tiefen erlebt: Herausragend der Champions-League-Triumph 2013, bitter die drei Halbfinal-Pleiten in Folge seither. Eurosport.de hat Ribéry diese Woche zum Interview getroffen.
Herr Ribéry, was ist Ihnen diese Saison wichtiger: Meisterschaft oder Champions League?
Franck Ribéry: (lacht) Bei Bayern sind alle Titel wichtig. Aber die Champions League nochmal zu gewinnen, ist mein großer Traum. Es ist der schwerste Titel, den du gewinnen kannst.
Der Stachel der jüngsten Halbfinal-Niederlage gegen Atlético aufgrund der Auswärtstorregel sitzt noch tief, oder?
Ribéry: Letzte Saison waren wir ganz knapp dran, haben tolle Spiele hingelegt - und dann nur in Madrid bei Atlético dieses eine Spiel verloren. Zuhause haben wir 15-mal in Folge gewonnen. Wir haben eine gute Mannschaft. Wir können es packen. Alles kommt auf die letzten Momente an, die K.o.-Spiele auf dem Weg zum Titel.
Im Achtelfinale könnte es nun aber auch schon der FC Barcelona werden…
Ribéry: Klar, und wenn man es sich aussuchen könnte, will man im Achtelfinale einen leichteren Gegner haben. Aber wir sind Bayern. Und du musst alle schlagen, wenn du die Champions League gewinnen willst. Nicht falsch verstehen: Barcelona hat eine überragende Mannschaft. Aber sie hatten auch schon Phasen, in denen es nicht gut lief, in denen sie kein Glück hatten. Vor zwei Jahren haben wir gegen sie verloren, aber da waren wir auch nicht gut in Form.
In der Hinrunde gab's zwei Schwächephasen mit je drei sieglosen Spielen. Wie gut ist der FC Bayern momentan?
Ribéry: Niederlagen wie in Dortmund oder Rostow können leider passieren. Ich weiß: Beim FC Bayern solltest du immer gewinnen. Wenn nicht, kann es Druck geben. Aber: Wir sind keine Maschinen, keine Roboter. Manchmal läuft es nicht so, wie wir wollen. Wir hatten auch immer ein, zwei verletzte Spieler. Jetzt ist es besser, wir sind fast komplett. Das ist sehr wichtig für uns.
Wie sehen Sie RB Leipzig - ist es vielleicht sogar gut, einen neuen, starken Konkurrenten zu haben an dem man sich abarbeiten kann?
Ribéry: Ich finde, Leipzig macht das gut - sie spielen ohne Druck frei auf, gewinnen, schießen viele Tore. Ich freue mich, wenn eine Mannschaft so gut funktioniert wie Leipzig. Für uns ist es mal etwas Anderes. Die letzten Jahre war es immer Bayern und Dortmund. Jetzt kommt da eine andere Mannschaft, steht auf Platz eins. Wir haben noch drei Spiele dieses Jahr, die müssen wir gewinnen - auch gegen Leipzig. Dann sind wir wieder Erster.
Sie haben vor kurzem Ihren Vertrag bis 2018 verlängert. Warum nur ein Jahr?
Ribéry: Mal sehen, wie es diese Saison geht. Und dann die nächste Saison. Ich bin jetzt in einem Alter, da muss man ständig abwägen: Fühle ich mich noch gut? Wie reagiert mein Körper? Jetzt bin ich so glücklich, dass ich wieder zurück auf dem Weg zurück zu meinem Top-Niveau bin. Ich hatte diese Saison nur eine kleinere Blessur, sonst nichts. Ich bin wieder bei hundert Prozent.
Können Sie sich vorstellen, Ihre Karriere bei Bayern zu beenden?
Ribéry: In Europa ist Bayern hundertprozentig mein letzter Klub. Ob danach nochmal eine andere Erfahrung, eine andere Idee kommt? Wenn, dann nur aus Spaß, nicht so wie bei Bayern. Ich weiß noch nicht, was passieren wird: Vielleicht höre ich nach Bayern auf, vielleicht spiele ich irgendwo noch ein Jahr. Aber nicht in Europa. Wie sagt man? Schau mer mal!
Spürt man die Präsenz von Uli Hoeneß?
Ribéry: Natürlich, er ist wieder mit uns unterwegs! Neulich in Mainz, da war er mit Karl-Heinz Rummenigge bei uns in der Kabine. Da habe ich wirklich drei, vier Sekunden innegehalten und mir gedacht: Ich freue mich so, dass wir alle wieder zusammen sind! Das war lange Zeit nicht so, da hat etwas gefehlt. Glauben Sie mir: Uli Hoeneß ist sehr wichtig.
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Franck Ribéry mit Eurosport.de-Redakteur Florian Bogner

Fotocredit: Eurosport

Sie sind schon fast zehn Jahre beim FC Bayern - was hat sich verändert?
Ribéry: Als ich kam, haben wir nur im Uefa-Cup gespielt, waren nur Vierter in Deutschland. Was ich wollte, war die Champions League. Die erste Saison war schon super. Aber ich hätte nie gedacht, dass ich zehn Jahre lang hierbleibe. Bayern ist wie eine Familie. Die Leute, die Fans, ich fühle mich wie zuhause. Es ist, als wäre ich bei meinen Eltern zuhause. Meine Frau und meine Kinder fühlen sich auch sehr wohl hier. Sie haben mittlerweile eine deutsche Mentalität.
Hand aufs Herz: Wie knapp standen Sie mal vor einem Wechsel?
Ribéry: 2010 gab es viele Klubs, die mich haben wollten - darunter Real Madrid und der FC Barcelona. Das war eine schwierige Situation. Was sollte ich tun? Aber heute bin ich überglücklich, dass ich geblieben bin.
Einer ihrer langjährigen Teamkollegen, Bastian Schweinsteiger, kommt bei Manchester United nicht mehr zum Zug. Fühlen Sie mit ihm?
Ribéry: Ich muss sagen: Das macht mich sehr traurig. Ein Spieler wie Schweinsteiger, der für Bayern gespielt hat, für Deutschland, der alles gewonnen hat, der hat das nicht verdient.
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