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Der LIGAstheniker: Anschauung für die Bayern: BVB ist der bessere Krisenmeister

Thilo Komma-Pöllath

Update 12/12/2017 um 09:24 GMT+1 Uhr

Die Cheftrainer der deutschen Blockbuster-Clubs Borussia Dortmund und FC Bayern sind nicht mehr dieselben wie im Sommer. Es ist allein deshalb schon keine normale Saison. Zudem stehen beide Vereine vor einer strategischen Neuausrichtung. Der LIGAstheniker Thilo Komma-Pöllath erläutert in seinem Blog, in welchem Bereich der Watzke-BVB den Hoeneß-Bayern dabei aktuell überlegen ist.

Uli Hoeneß (l.) und Hans-Joachim Watzke

Fotocredit: Imago

Wenn die Cheftrainer der beiden deutschen Blockbuster-Clubs zur Winterpause nicht mehr dieselben sind wie beim Saisonstart, dann weiß man schon, dass es sich nicht um eine ganz normale Spielzeit handelt. Dann ist gerne von einer Übergangsaison die Rede und vom Umbruch, natürlich von Krise, weil wenn Bayern und Dortmund mitten im Jahr die Trainer feuern, dann betrifft das immer auch den deutschen Fußball als Ganzes.
Die Bundesliga war im internationalen Vergleich schon mal viel besser, das zeigen die jüngsten Ergebnisse in den Europapokalspielen. Wie lange die krisenhaften Umstände in München und Dortmund andauern werden, kann noch niemand seriös beantworten. Aber zumindest gibt das akute Krisenmanagement der beiden Großklubs einen ersten Fingerzeig darauf, wie groß die Baustellen jeweils sind. Also gilt: der BVB mag aktuell eine Krise haben, die Bayern haben dagegen wirklich ein Problem.

Dortmunds Krise, Bayerns Probleme

Die PK in Dortmund gestern war insofern aufschlussreich, weil man dort viele Antworten auf die drängenden Fragen des Klubs bekommen hat, die man Wochen zuvor bei der Jupp-Inthronisierung in München schmerzlich vermisst hat. Allen voran: ein kompetenter Nachfolger (Peter Stöger) saß mit der zeitgleichen Trainerentlassung (Peter Bosz) bereits auf dem Podium. Und auch dessen Findung hat, nach allem was man bisher weiß, weitestgehend seriös stattgefunden.
Erst hat man Bosz gesagt, es geht nicht mehr, dann abends Stöger angerufen. Ein Glück für Watzke und Zorc, dass der prompt zugesagt hat. Die klarumrissene Vertragslaufzeit (bis Saisonende) gibt die klar formulierte Aufgabenstellung (Zorc: "Stabilität") vor. Und dass im Sommer Julian Nagelsmann übernimmt, scheint gut möglich.

Watzke/Zorc vs. Rummenigge/Hoeneß

Dass sich Watzke und Zorc bereits vor Wochen heimlich mit Stöger getroffen haben, um zu sondieren, wirft das Licht auf ein generelles Geschäftsgebaren im Profifußball. Die Bundesliga tickt wie eine Datingplattform: irgendwo gibt es immer einen Trainer, Manager, Spieler, der scheinbar noch besser zu einem passt. Dass sich Watzke und Zorc derart schnell auf die Bosz-Nachfolger festlegen konnten, zeigt auch, dass die Kluft zwischen beiden, über die in Dortmund viel spekuliert wird, deutlich kleiner ist als bei ihren Pendants in München, Rummenigge und Hoeneß. Die sind sich, so scheint es, bis heute in vielen wichtigen Fragen uneins.

Bayern fehlen die großen Antworten

Wie war das eigentlich zum Vergleich bei den Bayern? Als Ancelotti im September entlassen wurde, "Co" Willy Sagnol für zwei Spiele übernehmen musste ohne Aussicht auf Perspektive. Und dann kam im Oktober mit Jupp Heynckes ein 72-Jähriger aus seiner Rente zurück. Was genau seine Aufgabe sein würde, außer sofort wieder zu gewinnen, konnte der kaum sagen. Den nötigen Umbruch einzuleiten, soviel war Jupp selbst sofort klar, das kann nicht mehr seine Aufgabe sein. Uli Hoeneß war das nicht so klar, als er plötzlich in den Raum stellte, Heynckes könne auch über das Saisonende bleiben. Heynckes winkte irritiert ab - No way! Auf die Frage, wer denn nun bei den Bayern ab Saison 2018/19 den Umbruch gestaltet und die Zukunft führt, darauf gibt es bis heute keine Antwort. Da die Bayern sich bekanntlich gerne am Dortmunder Personal bedienen: Stöger wäre dann ja wohl frei und offenbar geht er auch abends ans Handy, wenn er in Wien bei der Mama beim Essen sitzt.

In der Krise ist "Mia san Mia" zu wenig

Also noch einmal: wenn sich die Zukunftsfähigkeit eines modernen Fußballvereins, der immer auch ein Unternehmen ist, im Handling der Krise zeigt, dann hat ausgerechnet das Watzke-Dortmund den Hoeneß-Bayern gezeigt, wie man so was meistert. Mit einer, klar, Notstrategie, die persönliche Befindlichkeiten hinten anstellt. Nur "Mia san Mia" hilft da nicht weiter.
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