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Real Madrid - Borussia Dortmund: "La Bestia amarilla" - Reals neuer Angstgegner

Malte Schmidt

Update 08/12/2016 um 12:04 GMT+1 Uhr

Den Titelverteidiger der Champions League hinter sich gelassen, im Bernabeu ein 0:2 noch in ein Remis verwandelt - Borussia Dortmund hat sich endgültig zum neuen Angstgegner von Real Madrid entwickelt. Durch zwei Tore von Pierre-Emerick Aubameyang und dem eingewechselten Marco Reus gehen die Dortmunder nach dem 2:2 gegen Real gestärkt in die letzten drei Bundesliga-Spiele des Jahres.

Real gegen BVB

Fotocredit: Eurosport

Von Malte Schmidt aus Madrid
Normalerweise ist es Cristiano Ronaldo gewohnt, immer im Rampenlicht zu stehen, so war es auch Mittwochabend kurz vor Mitternacht in der Mixedzone des Estadio Bernabéeu - doch anstatt freudestrahlend in jede Kamera zu lächeln, lief der Superstar der "Königlichen" mit ernster Miene an allen Journalisten vorbei.
Nein, es war nicht der Tag des portugiesischen Europameisters, ein anderer stahl ihm die Show: Marco Reus. Der 27-Jährige traf in der 88. Minute zum 2:2-Endstand, nachdem Emre Mor und Pierre-Emerick Aubameyang ihm den Ball mustergültig zugespielt hatten. "Das Tor gehört zu 99 Prozent Auba (Aubameyang, A. d. R) und zu einem Prozent mir. Ich musste den Ball nur noch über die Linie schieben", erklärte der Nationalspieler nüchtern.

Reus und Aubameyang, das neue Traumpaar

So bescheiden wie Reus nach dem Spiel alle Fragen der Journalisten beantwortete, so explosiv ist sein Comeback nach seiner langwierigen Schambeinentzündung. In den vier Partien seit seiner Rückkehr war Reus an sieben Toren beteiligt (3 Tore, 4 Assists). "Ich hatte genug Zeit während meiner Verletzung an mir zu arbeiten und das habe ich in allen Bereichen gemacht. Ich fühle mich jetzt sehr gut. Zu 100 Prozent besser als in der vergangenen Saison", erklärte der Nationalspieler seine starke Form. Mit einem fitten Reus hat Thomas Tuchel noch eine Offensivwaffe mehr im Arsenal.
Aubameyang und Reus können ein neues Traumpaar im Angriff der Schwarz-Gelben werden. Auch der Gabuner, der bis zu seinem Tor in der 60. Minute von Reals Abwehrspielern Raphaël Varane und Sergio Ramos weitestgehend abgemeldet war, ist ebenfalls weiterhin in bestechender Form. Der Treffer zum 2:1 war der 19. Pflichtspieltreffer im 19. Spiel in dieser Saison.

Zidane zollt BVB Respekt

Durch die erfolgreiche Aufholjagd der Borussen hat das Team von Tuchel eine deutliche Duftmarke in der Champions League gesetzt. Das letzte Mal, das Real zuhause einen 2:0-Vorsprung noch verspielte war am 22. Oktober 2002 gegen AEK Athen. Damals trug der jetzige Trainer Zinédine Zidane noch das königliche Trikot. Der Franzose zollte nach dem Spiel den Dortmundern großen Respekt. "Wenn man die Gruppenphase betrachtet, ist es verdient, dass der BVB Erster und wir Zweiter sind." In den letzten acht Duellen dieser beiden Klubs seit 2012 haben die Borussen gegen die Spanier eine positive Bilanz (drei Siege, drei Remis und nur zwei Niederlagen).
Dortmund ist damit die neue "Bestia amarilla" (gelbe Bestie) für die "Königlichen". Als "Bestia negra" werden immer noch gerne die Bayern bezeichnet, weil sie eine so gute Bilanz gegen spanische Teams hatten und von den Iberer besonders gefürchtet waren. Fürchten muss sich Europa jetzt vor dem BVB, denn nicht nur Platz eins vor Real in der Gruppe ist ein deutliches Ausrufezeichen an die Konkurrenz, sondern auch der neue aufgestellte Champions-League-Rekord der Westfalen. Reus' Treffer zum 2:2 war das 21. Tor in den sechs Spielen der Gruppenphase, so viele Tore hat noch kein Team geschossen, nicht einmal der FC Barcelona.

Tuchel redet seine Stars stark

Die knapp über 76.000 Zuschauer sahen im legendären Bernabéu eine höchst interessante Partie. Nach kurzen anfänglichen Schwierigkeiten hatten die Gastgeber das Geschehen auf dem Platz im Griff und gingen nach 28 Minuten verdient durch Karim Benzema in Führung. Tuchel vertraute auf ein 4-2-3-1-System mit Castro und Weigl vor der Abwehr, sowie Pulisic, Dembélé und Schürrle als offensive Dreierreihe davor. Im Angriff sollte, wie gewohnt, Torjäger Aubameyang für Angst und Schrecken sorgen, so war zumindest der Plan. Doch in der Halbzeit musste Tuchel etwas lauter werden als sonst, er redete seine Mannschaft stark und gab dem Team das Selbstvertrauen zurück. Seine Worten fanden Gehör.
"Wir haben sogar nach dem 2:0 (durch Benzema, 53., A.d.R.) noch an unsere Chance geglaubt und der Trainer hat uns auch aufgezeigt, dass wir in der ersten Hälfte schon einige gute Konterchancen nicht genutzt haben", so Reus. Tuchel war dann auch mit der Performance seines Teams sehr zufrieden. "Mit der Leistung ab der 30. Minute, als wir Zugriff aufs Spiel und auf die Räume gefunden haben, sind wir sehr zufrieden.Wir haben mutig verteidigt. Der Schlusspunkt durch das 2:2 macht das Gefühl rund." Tuchel selbst konnte genauso wie seine Mannschaft einen Rekord einstellen. Er blieb erst als zweiter deutscher Trainer in seinen ersten sechs Champions-League-Spielen ungeschlagen (vier Siege, zwei Remis). Zuvor gelang das nur Jürgen Klinsmann, der mit den Bayern 2008/09 erst im neunten Spiel seine erste CL-Niederlage als Trainer hinnehmen musste (0:4 im Viertelfinale in Barcelona).

"Defensivschwächen etwas kaschiert"

Trotz aller Lobhudeleien verloren die Dortmunder nicht Blick für die Realität. "Grundsätzlich müssen wir jetzt aber auch mal versuchen wieder weniger Gegentore zu bekommen als zuletzt und als Team besser verteidigen. Im Moment bekommen wir es in der Offensive gut hin viele Tore zu erzielen, damit werden die Defensivschwächen etwas kaschiert", hob Reus symbolisch den Zeigefinger und auch Routinier Roman Weidenfeller, der sein Team mit einigen Klasseparaden gegen Ronaldo und Co im Spiel hielt, warnte vor übertriebener Euphorie. "Wir wissen, dass wir weiter an uns arbeiten müssen und Real hat uns einige Male bloßgestellt. Es läuft noch nicht alles rund, aber wir haben eine junge Mannschaft und können uns noch verbessern."
Rund läuft es noch nicht für den BVB in der Bundesliga. Am Samstag gastieren die Dortmunder beim Tabellennachbarn 1. FC Köln (ab 15:30 Uhr im Liveticker bei Eurosport.de). Im RheinEnergieStadion wollen die Westfalen das nächste Ausrufezeichen setzten, dieses Mal in der Bundesliga und damit den Rückstand nach oben verkürzen.
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