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Drei Dinge, die beim BVB gegen PSG auffielen: Dortmund überlebt das Hochrisiko-Spiel

Thomas Gaber

Update 14/12/2023 um 10:10 GMT+1 Uhr

Borussia Dortmund schließt die "Todesgruppe" F in der Champions League durch ein 1:1 (0:0) gegen Paris Saint-Germain als Tabellenerster ab. Dabei spielte der BVB im Duell mit den Franzosen lange Zeit Harakiri-Fußball und kann sich bei Kylian Mbappé und Co. bedanken, die beste Torchancen liegen ließen. Bei Dortmund verdienen sich zwei zuletzt wenig beachtete Spieler Bestnoten. Was uns auffiel.

Terzic erklärt auf der PK: Grätsche ist nicht gleich Grätsche

Nach zwei Spieltagen war Borussia Dortmund Letzter, am Ende grüßt der BVB von der Spitze der Tabelle in Gruppe F. Beim Blick auf die potenziellen Gegner im Achtelfinale war das 1:1 (0:0) im Gruppenfinale gegen PSG goldwert.
Nach dem Führungstor durch Karim Adeyemi (51.) glich das 17-jährige Wunderkind Warren Zaïre-Emery für Paris aus (56.). "Wir hatten von Anfang an eine gute Dynamik, eine gute Energie und haben insgesamt ein tolles Spiel gemacht", sagte BVB-Trainer Edin Terzic bei "DAZN".
"Dass wir es als Tabellenerster geschafft haben, ist ein herausragender Erfolg, der uns Selbstvertrauen und Hunger auf mehr gibt", fügte der Coach auf der Pressekonferenz an.
Weil zeitgleich Newcastle United gegen Milan 1:2 verlor, überwintert auch PSG in der Champions League. Drei Dinge, die im Signa Iduna Park auffielen.

1. Dortmund spielt taktischen Hochrisiko-Fußball

Im Hinspiel in Paris war ein defensiv eingestellter BVB beim 0:2 chancenlos. Daher wählte Terzic diesmal bewusst einen anderen Ansatz. "Wir haben eine ähnlich offensive Spielweise schon gegen Leipzig gezeigt. Die Herangehenweise mit dem frühen Attackieren war heute ähnlich und so entsteht auch unser Tor. Wenn die Dinge funktionieren, gibt uns das auch Selbstvertrauen", sagte der Coach.
Es war jedoch gerade zu absurd, dass Adeyemis Treffer nach der Pause der erste in diesem Spiel war. PSG ließ in der ersten Halbzeit mehrere beste Einschussmöglichkeiten aus, weil der offensive Ansatz des BVB bisweilen in kaum kalkulierbarem Harakiri-Fußball ausartete.
Für den gesperrten Emre Can beorderte Terzic mit Julian Brandt einen Offensivspieler ins Zentrum neben Salih Özcan. Die Außenverteidiger Marinus Wolf und Ramy Bensebaini standen extrem hoch und die Innenverteidiger Mats Hummels und Niklas Süle bauten die letzte Verteidigungslinie auf Höhe des Anstoßpunktes auf.
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BVB holt Gruppensieg: "Jetzt macht's erst so richtig Spaß"

Wie schon gegen Leipzig führte ein einfacher Ballverlust früh zu einer Situation, in der ein Gegenspieler frei auf BVB-Keeper Gregor Kobel zulief. Im Ligaspiel grätschte sich Hummels infolgedessen zur Roten Karte, gegen PSG zog er gerade noch zurück und ließ Randal Kolo Muani gewähren, der den Ball aber rechts am Tor vorbeischoss. Beileibe nicht die einzige Mega-Chance der Franzosen.
"Wir hätten vor der Pause drei Tore schießen müssen", monierte Trainer Luis Enrique. "DAZN"-Experte Michael Ballack konnte mit dem Dortmunder Hochrisiko-Fußball wenig anfangen. "Ich würde als Trainer schon darüber nachdenken, ob ich nicht einen zweiten Sechser bringe, ob die Mannschaft nicht etwas tiefer stehen sollte", sagte er in der Halbzeit.
Doch der BVB zog sein Ding durch und lud PSG zu weiteren Kontern ein, die jedoch größtenteils schlampig zu Ende gespielt wurden. Erst in den letzten zehn Minuten stellte Dortmund dem Gegner einen massiven Block tief in der eigenen Hälfte entgegen und ließ nichts mehr anbrennen.

2. "Niki"-Festtag in der Königsklasse

Zu dick, zu schwer, zu langsam - einer, der sein Talent fahrlässig verschleudert. Niklas Süle muss sich seit geraumer Zeit viel Kritik von allen Seiten anhören, auch intern. Gegen PSG drehte er den Spieß um - nicht nur wegen seiner Jahrhundert-Grätsche gegen Kylian Mbappé.
"Das sieht natürlich spektakulär aus, ihr könnt mir alle in den Schritt gucken", sagte Süle mit einem Lachen zu seiner Rettungsaktion: "Ich hebe aus irgendeinem Reflex noch den Fuß hoch, aber ich glaube, man muss die Situation vorher verhindern, weil Mbappé sehr schnell ist."
Der 28-Jährige lieferte eine gute Vorstellung ab. Er vermied einfache Fehler, gewann zwei Drittel seiner Zweikämpfe und war auch in den Laufduellen mit den PSG-Pfeilen auf Augenhöhe.
Dortmund hatte am Mittwochabend aber gleich zwei starke "Nikis". Niclas Füllkrug, seit seinem Wechsel von Bremen nach Dortmund bislang eher unter dem Radar, haut sich kompromisslos in die Zweikämpfe und machte schmerzhaft Bekanntschaft mit der Schulter von Milan Škriniar. Das hinderte Füllkrug aber nicht davon, Adeyemis Führungstor perfekt vorzubereiten.
Besonders auffällig - und das nicht erst seit dem PSG-Spiel - ist Füllkrugs Fähigkeit, als Wandspieler die Bälle prallen zu lassen oder mit geschickten Bewegungen auf engem Raum und mit Gegenspieler im Nacken nachrückende Teamkollegen freizuspielen. Da erinnert er in Ansätzen sogar an Bayerns Wunderwaffe Harry Kane.
Rufen sie die Leistung aus dem PSG-Spiel dauerhaft ab, sind beide Dortmunder Nikis reif für den deutschen EM-Kader.
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Die Szene des Spiels: Niklas Süle verhindert Mbappés Führungstreffer

Fotocredit: Imago

3. PSG lehrt niemandem mehr das Fürchten

Seit der Investoren-Übernahme aus Katar 2011 hat Paris Saint-Germain nur ein Ziel: den Gewinn der Champions League. Ein Finale 2020, ein Halbfinale 2021 - mehr war da nicht. Und es ist schwer vorstellbar, dass dies ausgerechnet 2024 gelingen soll.
PSG kam nur mit ganz viel Dusel ins Achtelfinale. Gleich im ersten Spiel gegen den BVB profitierten die Pariser von einen schmeichelhaften Handelfmeter. Gegen Newcastle (1:1) war die Verwunderung über den Elferpfiff in der Nachspielzeit noch größer. Ohne den verwandelten Elfmeter stünde nun Milan im Achtelfinale, nicht Paris.
Auch nach den Abgängen von Neymar, Lionel Messi, Marco Verratti und Sergio Ramos ist der Kader immer noch herausragend besetzt. Mit Zaïre-Emery spielt das vielleicht größte Versprechen im Weltfußball bei PSG. Dennoch muss vor dieser Mannschaft niemand mehr in Europa zittern.
Es war fast schon albern, wie Mbappé und Co. mit ihren Torchancen in Dortmund umgingen. Zudem fehlt es der Defensive an Stabilität; der BVB kam mit recht einfachen Mitteln - Diagonalbälle auf die Flügel, Pass in die Mitte - zu einigen guten Chancen.
Von den verbliebenen 16 Mannschaften in der K.o.-Phase gehört Paris Saint-Germain ganz sicher nicht zum Favoritenkreis.
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Kobel feiert Süle-Grätsche: War eine "spezielle Tat"

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