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Wachablösung: Ist Wolfsburg der neue BVB?

Sven Busch

Update 30/05/2015 um 12:26 GMT+2 Uhr

Seit seiner Vertragsverlägerung bis 2019 ist Klaus Allofs noch angriffslustiger geworden. Für die Zukunft des VfL Wolfsburg hat der Sportdirektor klare Vorstellungen: "Wir wollen in allen Bereichen die Nummer eins werden", tönte er. Der Werksklub sieht sich als Bayern-Jäger Nummer eins. Das Pokalfinale gegen den BVB (Samstag ab 20:00 Uhr im Liveticker) soll das neue Kräfteverhältnis zementieren.

Der VfL Wolfsburg will Borussia Dortmund als Bayern-Jäger Nummer eins ablösen

Fotocredit: Imago

Klaus Allofs hat keine Angst vor den Bayern. Im Gegenteil. Der Wolfsburger Sportdirektor reibt sich gern mit dem deutschen Branchenprimus.
Nach der Münchner Niederlagenserie zum Ende der Saison zählte der 58-Jährige den Rekordmeister wegen fehlender Professionalität an und warf den Bayern indirekt sogar Wettbewerbsverzerrung vor: "Bisher waren die Bayern ein Vorbild, was Professionalität angeht, aber diese Professionalität sieht man in den letzten Wochen nicht", wetterte Allofs. "Ich bin sehr enttäuscht darüber, wie sie die Punkte zuletzt teilweise hergeschenkt haben oder unter ihren Möglichkeiten geblieben sind."
Massive Attacken gegen die Bayern kamen bisher fast ausschließlich aus Dortmund, vor allem von BVB-Coach Jürgen Klopp oder Vereinsboss Hans-Joachim Watzke.
Laute Töne aus Wolfsburg
Auch das soll sich künftig ändern. Allofs und der VfL haben Großes vor. Der VW-Klub hat den Anspruch, die nationale Antwort auf die erdrückende Dominanz der Bayern zu sein – also eine Art neue Borussia Dortmund, nur nachhaltiger und besser.
"Wir wollen in allen Bereichen die Nummer 1 werden - in der Verwaltung, in der Fanarbeit, beim sozialen Engagement und in der Jugendarbeit. Das ist ein hoher Anspruch, aber den haben wir", sagte Allofs unlängst den "Wolfsburger Nachrichten". Nur auf der sportlichen Ebene wolle er sich nicht hinstellen und behaupten, alles besser machen zu können als der Marktführer. "Das funktioniert nicht. Was wir aber versuchen können, ist, die Abstände zum Besten kleiner werden zu lassen."
Aus Erfahrung klug geworden
Allofs war schon einmal erster Bayern-Herausforderer und hat aus diesen Erfahrungen gelernt. In seinen zehn Jahren als Manager von Werder Bremen (von 1999 bis 2009) führte er das Team zum Double 2004, zum Pokalsieg 2009 und insgesamt fünfmal in Folge in die Champions League. Der Ex-Nationalspieler weiß um die Schwierigkeit, einen Verein dauerhaft als ernstzunehmende Bayern-Konkurrenz zu positionieren.
Die Wolfsburger wähnten sich schon einmal in dieser Rolle, aber die Sensationsmeisterschaft 2009 unter Trainer Felix Magath brachte nicht die gewünschte Nachhaltigkeit. Der VW-Klub wollte zu schnell zu viel.
Erst mit der Verpflichtung von Allofs im November 2012 und Trainer Dieter Hecking kam mehr Besonnenheit und Realitätssinn in das ganze Unternehmen. Trotz gehobener Ansprüche passt das Duo perfekt zum Selbstverständnis einer Autobauerstadt wie Wolfsburg.
Vor allem Hecking überrascht. Der 50–Jährige, bei seinen bisherigen Trainer-Stationen in Nürnberg und Hannover als eher biederer Arbeiter verschrien, ist an seiner Aufgabe gewachsen, hat sich in Wolfsburg weiterentwickelt und könnte mit dem Pokalsieg seinen ersten Titelgewinn feiern.
Ohne die VW-Millionen wäre der aktuelle Erfolg natürlich nicht möglich - und ohne den Investitionswillen des Dax-Konzerns wäre es auch nicht machbar, dauerhaft in der Nähe der vermeintlich übermächtigen Bayern zu bleiben. Der Belgier Kevin de Bruyne und Weltmeister André Schürrle zum Beispiel sind gemeinsam so viel wert wie der komplette Kader manches Bundesligisten.
Ist der VfL der neue BVB?
Anders als in der Ära Magath haben Allofs und Hecking die Mannschaft nicht mit der Brechstange zusammengestellt, sondern punktuell verstärkt. Im Sommer soll ein Stürmer von internationalem Format kommen.
Der BVB musste dagegen in den vergangenen Jahren Leistungsträger wie Robert Lewandowski und Mario Götze abgeben und konnte diese nicht adäquat ersetzen. Im Sommer verlassen Coach Jürgen Klopp und Mittelfeldstratege Ilkay Gündogan den Verein.
Ist Wolfsburg also das neue Dortmund? Ist die Vize-Meisterschaft eine Momentaufnahme oder tatsächlich eine Wachablösung?
Natürlich wurde Allofs dies auch vor dem Endspiel in Berlin gefragt. "Wir würden gerne die Lücke, die zwischen Bayern München und dem Rest der Liga entstanden ist, schließen", sagte der routinierte Spitzenfunktionär. "Wenn wir das als Anführer der Verfolgergruppe machen könnten, wäre das wunderbar. Aber das passiert nicht durch einen Pokalsieg. Es wäre aber ein Schritt dahin."
Eine Wachablösung werde es aber nicht geben, ergänzte er noch, egal wie das Endspiel ausgehe. Der kluge Mann baut vor.
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