Jose Mourinho bei Manchester United: So wird es zum Albtraum für den Trainer

Graue Wolken gibt es oft in Manchester. Im Stadtteil Old Trafford, der Heimat von United, sind sie momentan dunkel. Metaphorisch gesehen sogar sehr dunkel.

Der Wechsel auf der Trainerposition von Louis van Gaal auf José Mourinho im Sommer sollte das reinigende Gewitter sein, das alles Alte, Negative wegspült. Es kam dem Guss gleich, der am Mittwoch in Manchester vom Himmel prasselte und unter anderem zur Absage des City-Heimspiels gegen Borussia Mönchengladbach in der Champions League führte.

Neu ist tatsächlich vieles, positiv jedoch wenig. Das, was sich nach der Derbypleite gegen Pep Guardiolas City und der erschütternden Pleite in der Europa League bei Feyenoord Rotterdam über dem Kopf von Mourinho zusammenbraut, verheißt kaum Heiterkeit.

"The Special One würde den Klub an die Spitze des Weltfußballs führen, hieß es. Davon ausgehend sollten sie die Seite dieses Spiels besser wegwerfen und verbrennen - denn das fühlte sich an wie die trostlosen Tage unter Mourinhos Vorgängern David Moyes und Louis van Gaal!" – Daily Mirror

"Nicht so schmerzvoll wie das Manchester-Derby vielleicht, aber es war ein weiterer Realitätscheck für den United-Coach." – Daily Mail

"United kassierte die zweite Niederlage in sechs Tagen. Wie in der ersten Hälfte des Derbys am Samstag war Mourinhos Team zahnlos und unsortiert." – The Guardian

Die englische Presse zaudert nicht lange und fährt mit den Vergleichen zu van Gaal und Moyes schon schwere Geschütze auf. Denn ein schlimmeres Urteil gibt es bei United kaum. Mourinho muss versuchen, nach außen hin weiter Optimimus zu verbreiten. Mitleid braucht er von Journalisten, die nicht vergessen haben, dass er den FC Chelsea in Abstiegssorgen stürzte, nicht zu erwarten.

Noch sind die Skeptiker in der Minderheit. Allerdings lieferte eine Flut von negativen Kommentaren in den sozialen Netzwerken einen Vorgeschmack darauf, wie sensibel die Anhänger nach fußballerisch glanzlosen Jahren sind. #JoseOUT kursierte bereits als Hashtag bei Twitter. Wayne Rooney auf der Bank? Rotation? Defensiv-Spezialist Chris Smalling als Stürmer? Es gab viele Themen, über die sie sich aufregten. "You are not special anymore", schrieb ein Fan. "Du bist nicht mehr speziell."

Am Freitag versuchte Mourinho die Wogen zu glätten:

Ob er mit diesen Aussagen die kritischen Fans für sich begeistern kann? Wohl kaum.

United-Legende Paul Scholes nahm kein Blatt vor den Mund. Er wunderte sich als Experte im TV über die nicht vorhandende Position von Star-Einkauf Paul Pogba und bemängelte die Kontrolle im Spiel. Zugleich sprach er sich für den von Mourinho geschassten Bastian Schweinsteiger aus und forderte im Winter Neuzugänge wie Toni Kroos oder Luka Modric, die für Ballsicherheit und Balance stehen.

Auch wenn Mourinho auf diese Tipps wohl nichts gibt, die Worte von verdienten Spielern wie Scholes haben Gewicht bei den Fans und können die Situation jederzeit verschärfen.

Wer wie Paul Pogba für 105 Millionen Euro als teuerster Fußballer überhaupt kommt, muss sofort funktionieren. Bislang setzte sich der Franzose jedoch nicht glanzvoll in Szene. Scholes traf mit seinen Aussagen deshalb schon einen kritischen Punkt. Wo ist Pogba am wertvollsten für das Team? Wen braucht er an seiner Seite, damit seine Stärken wie der unbändige Vorwärtsdrang zur Geltung kommen?

Laut Mourinho war er das fehlende Teil in seinem United-Puzzle, davon ist noch nichts zu sehen. Auch ein Tor oder eine Vorlage gelang ihm noch nicht. Es wird mehr erwartet. Bekommt er nicht schnell die Kurve, schlägt das auch schnell in Häme und Spott für Mourinho um.

Wie so oft helfen im Fußball nur Ergebnisse. Ein Sieg in Watford ist am Sonntag Pflicht. "Ich denke nicht, dass es einfach wird. Aber das Spiel wird unabhängig von den anderen sein. Es ist ein anderer Wettbewerb, ein anderes Spiel, es beginnt von Minute null an."

Immerhin: Regen wird in England am Wochenende nicht vorhergesagt.