Top-Sportarten
Alle Sportarten
Alle anzeigen

Paul Pogba als Sinnbild der Krise von Manchester United

Florian Bogner

Update 19/09/2016 um 14:15 GMT+2 Uhr

Manchester United schlittert mit dem 1:3 beim FC Watford in die erste Krise der Saison. Nach drei Niederlagen in Folge fokussiert sich viel Kritik auf den 105-Millionen-Euro-Neuzugang Paul Pogba, der im ManUtd-Mittelfeld alles andere als dominant auftritt. Trainer José Mourinho vermutet nicht nur bei ihm, dass der Druck zu hoch sein könnte und fordert eine positivere Einstellung. Aber reicht das?

Paul Pogba (Manchester United)

Fotocredit: AFP

Als wäre die dritte Niederlage in Folge nicht schon demütigend genug, setzte Troy Deeney noch einen drauf.
Während Paul Pogba nach der 1:3-Niederlage von Manchester United beim FC Watford am 5. Spieltag der Premier League Richtung Kabine schlich, baute sich der Torschütze des 3:1 mit Juan Camilo Zúñiga am Mittelkreis auf und feiert den Sieg mit Pogbas Trademark-Jubel: der "Dab"-Geste.
So gut der Saisonstart des Teams von José Mourinho mit vier Siegen war - so unruhig ist die Gemengelage nun nach drei Pflichtspielpleiten in Folge. Viel lädt sich dabei an Pogba auf bzw. ab - der 105-Millionen-Euro-Neuzugang ist ganz nüchtern und objektiv betrachtet noch keine Verstärkung für das Spiel des Titelmitfavoriten.
picture

Paul Pogba

Fotocredit: Eurosport

Paul Pogba: Nur einen Pass in den Strafraum

In Watford zeigte der 23-Jährige eine schwache Leistung. Der Vize-Europameister spielte nur 47 Pässe, von denen er nur 70,2 Prozent an den Mitspieler brachte. Weitere Daten: sechs Balleroberungen, zwei Abschlüsse, nur zehn angekommene Pässe im Angriffsdrittel, nur einer davon in den Strafraum - viel zu wenig.
Trainer José Mourinho hatte Pogba zuvor empfohlen, das Gerede über die horrende Ablösesumme abzustreifen, über der Diskussion zu stehen. "Ich will einfach nur, dass Paul all das vergisst und seinen Fußball spielt", hatte der Coach gesagt: " Wichtig ist, dass er sich wohlfühlt."
Was offensichtlich (noch) nicht der Fall ist. Gegen Watford wurde Pogba zunächst im 4-3-3 im linken Mittelfeld auf der Acht aufgeboten, spielte aber die meiste Zeit sehr tief in der eigenen Hälfte oder fast an der linken Außenlinie festgetackert.

Pogba: Asynchron mit Rooney und Shaw

Im Zentrum nahm ihm teilweise der überall und nirgends spielende Wayne Rooney den Raum, dazu passte das Zusammenspiel mit Linksverteidiger Luke Shaw überhaupt nicht.
Mourinho stellte zur zweiten Halbzeit zwar auf 4-2-3-1 um und zog Pogba wieder neben Fellaini auf die Sechs; im Ergebnis brachte der Franzose aber nach seinem Lattentreffer (31.) nichts Nennenswertes mehr zustande.
picture

Paul Pogba beim Spiel FC Watford gegen Manchester United

Fotocredit: AFP

Pogba schrieb nach dem Spiel bei "Twitter" eine Durchhalteparole: "Danke an alle Fans, die uns unterstützt haben. Die Ergebnisse stimmen aktuell nicht, aber wir werden weiter kämpfen. United we can!"
Trainer José Mourinho versucht derweil, die Ruhe zu bewahren - was ihm wie immer nur in Ansätzen gelingt.
"Ich habe die Fähigkeit, ausgeglichen zu sein. Man sah mich nicht feiernd über den Rasen laufen, nur weil wir ein paar Spiele in Folge gewonnen haben, und man sieht mich jetzt auch nicht fürchterlich depressiv drein blicken", sagte er unmittelbar nach dem Abpfiff.

Mourinho macht drei Dinge verantwortlich

Dann aber folgte die übliche Mourinho-Tour: Selbstkritik gepaart mit Spitzen gegen das eigene Team, gewürzt mit einer Prise Schiedsrichterschelte. "Es liegt an drei Dingen, nur eines davon kann ich beeinflussen", sagte er und legte los:
Der erste Faktor hängt mit unseren individuellen Fehlern zusammen. Da müssen wir ran, das liegt in unserer Macht. Der zweite Faktor ist der Schiedsrichter, dessen Fehler ich nicht beeinflussen kann. Der dritte Faktor ist Glück, das uns momentan fehlt. Wir waren das bessere Team, aber haben verloren.
Überhaupt vertrat Mourinho die Meinung, sowohl im Derby gegen Manchester City (1:2), als auch beim verpatzten Europa-League-Auftritt bei Feyenoord Rotterdam (0:1), als auch in Watford den Sieg verdient gehabt zu haben.
Wir waren in allen drei Spielen in der zweiten Halbzeit das bessere Team. Wir hätten gegen City mehr verdient, wir waren gegen Feyenoord das Team, das gewinnen wollte, und gegen Watford war es das gleiche.

Mourinho spricht von einem mentalen Problem

Gleichwohl hat der Coach aber auch ein mentales Problem bei Pogba und Co. ausgemacht. Wegen des Drucks. "Ich weiß, dass wir nicht das perfekte Team haben, dass wir viele noch unfertige Spieler haben, die Fehler machen", sagte er:
Meine Sorge war von vornherein, ob und wie sie mit negativen Momenten umgehen werden, die früher oder später eintreten werden. Ich habe das Gefühl, dass einige wohl zu viel Druck und Verantwortung spüren.
Seinen Stars empfahl er sich ein Beispiel am erneut eingewechselten Ashley Young zu nehmen, der mit der "richtigen positiven und entschlossenen Einstellung" ans Werk gehen würde.
"Was wir jetzt brauchen, sind positiv gestimmte Leute", meinte der Coach, der beim League-Cup-Spiel gegen Northampton Town am Mittwoch wohl eine 1b- bis 1c-Elf aufbieten wird. Gut möglich aber auch, dass er Pogba beim kommenden Liga-Duell mit Meister Leicester City (Sa., 13:30 Uhr) auf die Bank setzt.
Damit er sich nicht wieder der Demütigung preisgeben muss.
Mehr als 3 Mio. Sportfans nutzen bereits die App
Bleiben Sie auf dem Laufenden mit den aktuellsten News und Live-Ergebnissen
Download
Diesen Artikel teilen
Werbung
Werbung