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André Schürrle und Julian Draxler: Ein Neustart im DFB-Team muss her

Fabian Kunze

Publiziert 10/11/2015 um 22:01 GMT+1 Uhr

Joachim Löw hat ein Händchen, Spieler wieder aufzubauen, die in ihren Klubs dem Leistungsvermögen hinterherhinken. Ist der Bundestrainer von den Fähigkeiten eines Spielers überzeugt, schenkt er ihm sein Vertrauen - die Spieler zahlen es in der Regel mit Leistung zurück. Mit André Schürrle und Julian Draxler kommen nun gleich zwei Wolfsburger im Formtief zum DFB-Team. Auf Löw wartet viel Arbeit.

Unter Beobachtung von Joachim Löw: Julian Draxler und André Schürrle

Fotocredit: Imago

Nicht wenige wunderten sich, als André Schürrle vor gut neun Monaten der Weltstadt London und dem Glamour-Klub FC Chelsea den Rücken kehrte und in die Autostadt zum alles andere als glamourösen VfL Wolfsburg wechselte.
Der Nationalspieler war bei Fans und Mitspielern beliebt, fühlte sich in der englischen Hauptstadt und im Verein wohl, doch zum vollkommenen Glück fehlte dem heute 25-Jährigen an der Stamford Bridge dennoch etwas.
"Um wirklich glücklich zu sein, muss auch das Sportliche passen", sagt er auf der DFB-Homepage. Das tat es bei den "Blues" nicht mehr - kein einziges Mal durfte Schürrle in der Halbserie vor seinem Absprung Richtung Wolfsburg über die volle Spielzeit ran. Zu wenig für einen Spieler mit Schürrles Anlagen und einem gewissen Anspruch an sich und seinen Beruf. "Am Ende will ich das machen, was ich über alles liebe, nämlich Fußball spielen", sagt Schürrle - daher der Wechsel nach Wolfsburg.

In Wolfsburg wird der Ton rauer

Bemüht man Schürrles Definition von Glücklich-Sein, so dürfte sich seit seinem Wechsel nur eine marginale Besserung eingestellt haben. Nur zweimal setzte "Wölfe"-Trainer Dieter Hecking den Mann, der vor 16 Monaten mit seinem Pass auf Mario Götze das Tor zum WM-Titel vorbereitete, in dieser Saison über die volle Spielzeit ein.
Seine Ausbeute dabei: Null Tore, eine Vorlage. Diese Bilanz kann weder den ambitionierten Schürrle, noch den Verein zufriedenstellen. Der Angreifer kommt über die Rolle des Ergänzungsspielers nicht hinaus - und das trotz einer Ablöse von 32 Millionen Euro. Doch statt auf dem Platz zu überzeugen, murrt Schürrle nach Nicht-Berücksichtigungen.
So wird auch der Ton rauer, wenn die Verantwortlichen über ihren stagnierenden Stürmer sprechen. "Seine Form ist nicht so, wie wir es erhofft haben", zählt Manager Klaus Allofs den hochveranlagten Ludwigshafener an. Hecking legt noch schützend seine Hand über Schürrle. "André ist vielleicht einer, der noch ein bisschen mehr Vertrauen braucht", rechtfertigt der Coach sein Zurückgreifen auf Schürrle trotz dessen durchwachsener Leistungen, stellt aber auch klar: "Die Geduld ist nicht unendlich bei mir." Er könne verstehen, sagt Hecking nach dem 0:2 in der Champions League bei der PSV Eindhoven, wenn sich einige Spieler auf der Bank die Frage stellen würden - warum er und nicht ich?

Vertrauen vom Bundestrainer

Einer, den Hecking dabei namentlich nennt, ist Julian Draxler. Noch einmal vier Millionen Euro teurer als Schürrle - und das Versprechen für eine spielerisch glänzende grün-weiße Zukunft. Auch der Ex-Schalker klagt bei zu wenig Einsatzzeit, doch im Gegensatz zu seinem Weltmeister-Kollegen, dessen kurze Auftritte unerklärlicherweise den Biss vermissen lassen, ist Draxler das Engagement nicht abzusprechen. Zwei Tore und vier Assists in der Liga sind nicht überragend, aber ok. Auch der am Ende hochgelobte und teuer verkaufte Kevin de Bruyne brauchte fast ein halbes Jahr Anlaufzeit in Wolfsburg.
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Joachim Löw

Fotocredit: Imago

Draxler grätscht und ackert, dabei blieb zuerst die feine Fußballklinge und - nach der Roten Karte für seine Kung-Fu-Einlage in Mainz - auch der 22-Jährige selbst auf der Strecke. Seine Zwei-Spiele-Sperre ist sicher nicht förderlich für seinen Rhythmus.
Joachim Löw baut dennoch auf Draxler. Zum ersten Mal seit über einem Jahr berief er den Spielmacher wieder in die Nationalmannschaft. In Abwesenheit von Mesut Özil und Toni Kroos hat er im klar definierten Zeitraum von fünf Trainingseinheiten und zwei Testspielen die Möglichkeit, seine internationale Tauglichkeit unter den Augen des Bundestrainers erneut zu beweisen. Und das muss er auch, will er nicht bald als ewiges Talent verspottet werden.

Unter genauer Beobachtung

Gegen EM-Gastgeber Frankreich (Freitag, 21:00 Uhr im Liveticker) und EM-Zuschauer Niederlande (Dienstag, 20:45 Uhr im Liveticker) steht Draxler ebenso wie Teamkollege Schürrle, von dem Löw nach den enttäuschenden Auftritten zum Abschluss der EM-Qualifikation eine Leistungssteigerung besonders im Torabschluss fordert, unter genauer Beobachtung.
Auf dem Weg zur EURO 2016 sind die beiden Testspiele nur ein erster Fingerzeig. Und obwohl Schürrle und Draxler mit 25 und 22 Jahren selbst noch zu den Jungen gehören, sitzt ihnen die nächste Generation bereits im Nacken. Mit dem Schalker-Senkrechtstarter Leroy Sané nominierte Löw eine weitere Alternative für die Offensive.
Der Weg zurück zum Glück kann für Draxler und Schürrle nur über die eigene Leistung führen. Das Vertrauen des Bundestrainers könnte der Stützpfeiler sein, auf dem dieses Glück fußt.
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