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Lionel Messi fehlt gesperrt: Argentinien bangt um WM-Teilnahme 2018 in Russland

Johannes Mittermeier

Update 29/03/2017 um 16:04 GMT+2 Uhr

Wut, Zorn, Angst. Argentinien wird in der südamerikanischen WM-Qualifikation von Bolivien gedemütigt. Verstärkte Brisanz erhält das 0:2 durch eine FIFA-Sanktion, die Lionel Messi wegen Schiedsrichterbeleidigung für vier Spiele sperrt. Ohne den Superstar ist die "Albiceleste" nur ein Durchschnittsteam, das um die Teilnahme an Russland 2018 bangen muss. Es droht eine WM ohne Messi. Ganz ernsthaft.

Lionel Messi könnte doch wieder für Argentinien spielen

Fotocredit: AFP

Drinnen saß Lionel Messi vor einem Fernseher in der Kabine, draußen schlug Argentiniens Teammanager Jorge Miadosqui einen derben Ton an:
Messi ist niedergeschlagen und traurig, wie wir alle. Sie haben nicht nur Messi die Beine abgeschnitten, sondern der ganzen Nationalmannschaft!
Um das Ausmaß der Gefühlswelt zu begreifen, sollte vorsichtshalber erwähnt werden, dass Miadosqui diese Sätze sprach, bevor das angesetzte Fußballspiel überhaupt begann. Niedergeschlagen und traurig? Hinterher wohl eher wütend und zornig.

Argentinien half nicht einmal Viagra…

Während sich Brasilien als erstes Team sportlich für die WM 2018 in Russland qualifizierte, steckt Argentinien im Sumpf - und Messi kann kein Kutscher sein, um den Karren aus der zähflüssigen Masse zu manövrieren. Das 0:2 (0:1) in Bolivien hat Folgen, die brenzlig genug sind. Durch eine FIFA-Mitteilung verstärken sich die Sorgen noch.
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Lionel Messi im Trikot von Argentinien

Fotocredit: AFP

Stunden vor Anpfiff wurde Argentiniens Messias Messi für vier WM-Qualifikationsspiele gesperrt, wegen Schiedsrichterbeleidung beim vorherigen 1:0 über Chile (wo er den entscheidenden Elfmeter verwandelte). Das traf die Argentinier wie ein Kinnhaken von Klitschko. "Wirklich schwierig war, dass wir nur kurz Zeit hatten, um diesen Ausfall zu verarbeiten", klagte Nationaltrainer Edgardo Bauzas.
Das ist schon ein wenig komisch, weil einem die FIFA normalerweise immer die Möglichkeit gibt, in einem vernünftigen Umfang auf Sanktionen zu antworten.
Diesmal nicht. Argentinien japste nach Luft, buchstäblich in der Höhenlage von La Paz, rund 3600 Meter über dem Meeresspiegel. Der Vize-Weltmeister hatte sich vorbildlich präpariert, mit Sauerstoffmasken und - ja, wirklich - dem Potenzmittel Viagra als Vorbeugung der Atemnot.
Es half: nichts.

Ohne Messi ist Argentinien nur Durchschnitt

Freilich, der Rasen tarnte sich als Acker- und Hügellandschaft, neben Messi fehlten auch Gonzalo Higuaín, Nicolás Otamendi, Javier Mascherano und Lucas Biglia gesperrt; der angeschlagene Paulo Dybala verbrachte 90 Minuten auf der Bank, die Sergio Agüero erst in der zweiten Hälfte verlassen durfte.
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Argentinien bangt um die WM

Fotocredit: AFP

Da war's zu spät nach Toren von Juan Carlos Arce (31.) und des früheren Bremers Marcelo Moreno (52.), die Defensive um Facundo Roncaglia glich einem windanfälligen Kartenhäuschen. So gelang Bolivien der dritte Sieg im 14. Quali-Spiel. Was viel sagt.
Die Wahrheit: Ohne Messi ist Argentinien eine Durchschnittsmannschaft.

Barça zu Messi: "Unfair und völlig unangemessen"

"Klar hat uns sein Ausfall nicht gutgetan", befand Coach Bauzas, der selbst bald Zuschauer sein könnte. "Wir leben noch, der Kampf geht weiter”, sagte er zwar, der zarte Aufwärtstrend durch den Chile-Erfolg aber wurde torpediert, und inzwischen muss Argentinien ernsthaft um die WM-Teilnahme bangen. Argentinien! Um die WM-Teilnahme!
In der südamerikanischen Ausscheidung kommen die Top 4 direkt weiter, der Fünfte bestreitet Playoffs gegen ein Team aus Ozeanien. Just diesen Platz belegt Argentinien mit 22 Punkten - Kolumbien (24), Uruguay (23) und Chile (23) sind vorbeigezogen, Brasilien (33) ist längst enteilt.
Noch schlimmer: Sogar dieser fünfte Rang wackelt, Ecuador (20) und Paraguay (18) lauern. Sollte der Einspruch gegen Messis Sperre scheitern, würde er drei der verbliebenen vier Partien in Zivil erleben; sein Klub FC Barcelona bezeichnete die Härte der Strafe bereits als "unfair und völlig unangemessen".
Für Argentinien wartet Ende August eine komplizierte Aufgabe in Uruguay, die beiden Heimspiele (Venezuela, Peru) sind Pflichtnummern, zum Gruppenfinale in Ecuador ist Messi dann zurück.

Boliviens Staatspräsident stützt Messi

Der FIFA-Beschluss taugte als Politikum, übrigens nationenübergreifend. "Ich teile die Sanktion nicht", sagte Boliviens Staatspräsident Evo Morales, der auf der Tribüne saß.
Meine Solidarität gilt dem besten Fußballspieler der Welt.
Dieser Beste der Welt könnte das Turnier der Besten der Welt versäumen, was ausnahmsweise keine persönlichen Gründe hätte. Nach drei Finalniederlagen (WM 2014 vs. Deutschland, Copa América 2015/16 jeweils vs. Chile) war der 29-Jährige ja so ungekrönt wie entnervt aus Argentiniens Auswahl zurückgetreten, nationaler Druck bewegte ihn zum Comeback.
An acht Quali-Spielen war Messi nicht beteiligt, daraus holte die "Albiceleste" lächerliche sieben von 21 Punkte. In sechs Duellen mit Messi waren es 15 von 18. Definiere das Wort: Bedeutung.
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