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Taktik-Check: Wer rückt in der Nationalmannschaft auf den freien Platz in der Offensivreihe?

Luca Baier

Update 24/03/2017 um 20:59 GMT+1 Uhr

Nach dem Abschied von Lukas Podolski aus der Nationalmannschaft wird ein weiterer Platz in der Offensivreihe frei. Zuletzt hatte Julian Draxler links offensiv die Nase vorne, es warten jedoch noch einige weitere talentierte Flügelflitzer auf ihre Chance. Eurosport.de analysiert im Taktik-Check, welcher Kandidat auf dieser Position welche Stärken einbringen würde.

Taktik-Check mit Julian Draxler (l.) und Leroy Sané

Fotocredit: Eurosport

Stammspieler war Lukas Podolski schon lange nicht mehr – einen Kaderplatz hatte er jedoch fest reserviert, zudem kam er oftmals zu Einsätzen als Joker. Nun ist auf dem linken Flügel eine Planstelle frei geworden, die von verschiedenen Spielertypen besetzt werden kann.

André Schürrle, der Konterstürmer

Er ist der Joker vom Dienst: Wird André Schürrle mit dem Adler auf der Brust eingewechselt, liegt meist sofort Torgefahr in der Luft. Sein Tempo und seine Abschlussqualitäten sind beeindruckend. Über die Jahre hinweg hat er seine Schusstechnik perfektioniert, seine harten, präzisen Schüsse mit dem Innenspann (meist in die lange Ecke) sind unangenehm für den Torwart. Kommt der BVB-Spieler, der auch im Sturmzentrum agieren kann, einmal ins Laufen, ist er nur schwer zu halten.
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Löws Edeljoker André Schürrle

Fotocredit: AFP

Schürrles Stärken sind gewissermaßen jedoch auch seine Schwächen. Er ist eben ein klassischer Konterstürmer. Heißt: Er funktioniert vor allem gegen hoch stehende Abwehrketten. Dies ist jedoch nur dann der Fall, wenn die DFB-Elf bereits in Führung liegt – der Normalfall ist, dass sich der Gegner gegen Deutschland sehr tief aufstellt. Ist nur wenig Raum hinter der Kette, kann Schürrle seine Fähigkeiten kaum ausspielen. Verteidigt die gegnerische Mannschaft mit vielen Spieler im bzw. am eigenen Strafraum, bleibt auch nur selten Platz für kontrollierte Abschlüsse.
Mit seinem Tempo, seinem Timing bei den Wegen in die Tiefe und natürlich wegen seines eiskalten Abschlusses wird Schürrle weiterhin ein wichtiger Bestandteil der Nationalmannschaft bleiben. Stammspieler wird er angesichts der Anforderungen, die das Standing sowie die Spielphilosophie der DFB-Elf an einen Linksaußen stellt, jedoch nicht werden. Schürrle ist und bleibt der ideale Joker.

Julian Brandt, der Vielseitige

Julian Brandt ist ein weiterer Kandidat, der für die Position links vorne in Frage kommt. Der Leverkusener ist mit seinen 20 Jahren in puncto Entscheidungsverhalten unter Druck schon enorm weit entwickelt. Er trifft auch in Bedrängnis nahzu immer die richtige Wahl, ob er schießen, passen oder dribbeln soll.
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Julian Brandt von Bayer 04 Leverkusenblleibt bewahrt auch unter Druck einen kühlen Kopf.

Fotocredit: Imago

Brandt ist schnell, nutzt im Dribbling beide Füße und setzt Körpertäuschungen statt Tricks ein, um am Gegner vorbeizukommen. Seine aufrechte Körperhaltung verschafft ihm den Überblick, immer wieder den Mitspieler zu bedienen – und zwar in vollem Tempo. Vor dem Tor ist er nicht so eiskalt wie zum Beispiel Schürrle, dennoch hat Brandt einen ordentlichen Abschluss zu bieten. Brandt interpretiert die Position auf dem linken Flügel eher wie ein zusätzlicher Zehner, der sich im Zentrum und im Halbraum anbietet. So ist er immer mitten drin und kann seine Fähigkeiten auf engem Raum ausspielen.
Was Brandt noch fehlt, um sich als absoluter Spitzenspieler zu etablieren ist die Effizienz. Er behält zwar nahzu immer die Übersicht, spielt den finalen Pass dann aber etwas zu ungenau. Ebenso ist es beim Torabschluss, zu oft scheitert er in „einfachen“ Positionen am Keeper. Dass er genauso gut auf der rechten Seite oder im Zentrum zum Einsatz kommen kann, erhöht die Chancen auf Spielzeit enorm – so kann er auch als Backup für Thomas Müller, Mario Gomez oder Mesut Özil wertvolle Minuten sammeln.

Leroy Sané, der Tempodribbler

Der wohl spektakulärste Kandidat für die linke Seite heißt Leroy Sané. Der ehemalige Schalker hat sich mittlerweile auch bei seinem neuen Klub Manchester City etabliert und begeistert die Premier League mit seinen atemberaubenden Aktionen. Sané verfügt über einen enormen Antritt und eine ebenso beeindruckende Endgeschwindigkeit. Sein großer Vorteil gegenüber dem ebenfalls schnellen Schürrle: Er kann auch aus dem Stand gegen einen geordneten Gegner für Überraschungsmomente sorgen.
Als einziger Linksfuß besitzt er unter den Kandidaten für die Positon links offensiv ein Alleinstellungsmerkmal, da er im Gegensatz zu Brandt, Draxler und Schürrle mit seinem starken Fuß flanken könnte. Zwar funktioniert Sané ähnlich wie Schürrle gegen weiter aufgerückte Gegner am besten, seine Entwicklung im Passspiel und in der Positionierung ist jedoch klar erkennbar – Pep Guardiola lässt grüßen.
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Der Tempodribbler: Leroy Sané

Fotocredit: Eurosport

Julian Draxler, das Gesamtpaket

Es gab Zeiten, da hat man Julian Draxler schon als ewiges Talent verschreien wollen. Mit seinen Auftritten bei der Europameisterschaft sowie seinen Leistungen bei Paris St. Germain hat er seine Kritiker jedoch Lügen gestraft. Draxler hat sich durchgebissen. Die Zeiten, in denen er zu viel für die Galerie spielte und nur des Dribblings wegen dribbelte, sind vorbei.
Der 23-Jährige weiß mittlerweile um seine Stärken und setzt diese sehr bewusst ein. Draxler ist nicht so schnell wie Sané, hat nicht so einen guten Abschluss für Schürrle und ist unter Gegnerdruck nicht so konstant in seinen Entscheidungen wie Brandt. Doch er ist in all diesen Punkten mindestens gut – und das ist aktuell sein großes Plus. Draxler ist ein fertiger Spieler, der aktuell dabei ist sich auf dem absoluten Spitzenniveau zu etablieren.
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Das Gesamtpaket: Julian Draxler

Fotocredit: Eurosport

Eurosport-Check: Julian Draxler hat aktuell zurecht die Nase vorn und wird erst einmal fest als Linksaußen agieren. Das Gesamtpaket sowie die bereits gezeigten Leistungen geben den Ausschlag gegenüber den Spezialisten Schürrle, Sané und Brandt. Diese können für bestimmte Spielsituation passender sein als Draxler, müssen sich vorerst jedoch hinten anstellen.
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