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Deutschland holt in Polen überraschend den EM-Titel und will jetzt eine Olympia-Medaille

Eurosport
VonEurosport

Update 31/01/2016 um 23:36 GMT+1 Uhr

Das deutsche Handball-Wunder ist perfekt. Das Team von Coach Dagur Sigurdsson wurde durch das 24:17 (10:6) gegen Spanien zum zweiten Mal nach 2004 Europameister. Nach dem 29:32 in der Gruppenphase übernahm die deutsche Mannschaft im Finale von Beginn an die Initiative. Vor allem auf die Defensive um den überragenden Keeper Andreas Wolff war Verlass. Bester Werfer war Kai Häfner mit sieben Toren.

Deutschland ist Europameister

Fotocredit: Imago

Das Wintermärchen mit einer unfassbaren Leistung vergoldet, Europas Handball-Gipfel erklommen: Die deutschen Jungspunde haben ihre überragende EM in Polen dank eines unglaublichen Torhüters Andreas Wolff und einer bärenstarken Abwehrleistung mit dem Titelgewinn gekrönt.
Die Mannschaft von Bundestrainer Dagur Sigurdsson erteilte im Finale in Krakau Spanien beim 24:17 (10:6) eine Lehrstunde und sorgte damit für eine der größten Sensationen in der EM-Geschichte. Zusätzlicher Lohn ist das Ticket für die Olympischen Spiele in Rio.

Überragende Defensive

Weniger Gegentore hat noch keine Mannschaft in einem EM-Finale zugelassen. Wolff parierte am Ende sensationelle 48 Prozent der auf seinen Kasten abgefeuerten Würfe. Maßgeblichen Anteil am zweiten EM-Gold nach 2004 und dem größten Erfolg des Deutschen Handballbunden (DHB) seit dem Titelgewinn bei der Heim-WM 2007 hatte auch Kai Häfner mit sieben Toren.
Der Hannoveraner war schon beim Halbfinal-Thriller gegen Norwegen (34:33 n.V.) der Matchwinner, als er fünf Sekunden vor dem Ende den Siegtreffer erzielt hatte. Mit dem siebten Sieg in Serie revanchierte sich das jüngste aller EM-Teams auch für die Auftaktniederlage gegen die routinierten Iberer (29:32), die weiter auf ihren ersten EM-Titel warten müssen.

Fanfest in Berlin

Nach dem ganz großen Wurf startete Sigurdssons Rasselbande in eine lange Partynacht. Nach dem Rückflug am Montag wird sich der neue Europameister zudem beim großen Fanfest in Berlin gebührend feiern lassen. Die besten Wünsche für das erste Endspiel bei einem Großereignis seit neun Jahren kamen von höchster Stelle.
Die deutsche Mannschaft hat uns auf ihrem Weg durch das Turnier mit ihrer Leidenschaft und ihrem Kampfgeist mitgerissen.
Fürs Finale drücke ich mit Millionen von Fans die Daumen", hatte Bundeskanzlerin Angela Merkel in einem Telefonat Sigurdsson erklärt. Vor 15.000 Zuschauern in der ausverkauften Tauron Arena zeigte die DHB-Auswahl überhaupt keine Nerven und erwischte einen glänzenden Start. Die aggressive 6:0-Deckung um Abwehrchef Finn Lemke und Hendrik Pekeler bot eine bärenstarke Leistung.
Auch Bundespräsident Joachim Gauck schickte kurz nach dem Triumph Glückwünsche nach Krakau:
Zum Gewinn der Europameisterschaft gratuliere ich Ihnen ganz herzlich. Als jüngstes Team des Turniers haben Sie Hervorragendes geleistet. Mit Ihnen freut sich ganz Deutschland über diesen beeindruckenden Erfolg. Ich habe die meisten Spiele der deutschen Mannschaft verfolgt und war begeistert von dem Mannschaftsgeist, der sie zum Erfolg geführt hat. Sie können mit Recht stolz auf diese großartige Leistung sein. Feiern Sie diesen Sieg!

Begeisterung überall

Bundestrainer Dagur Sigurdsson zeigt sich nach seinem ersten Titel als Nationalcoach dankbar: "Das ist ein überragendes Gefühl. Das war eine großartige Leistung der gesamten Mannschaft. Wir haben ein tolles Team. Es ist an der Zeit, allen zu danken. Wir sind konzentriert geblieben und haben unser Ding durchgezogen. Das alles war kein Zufall, wir haben schon über anderthalb Jahre tolle Fortschritte gemacht. Das ist überragend. Wir sollten jetzt vor allem genießen."
Alfons Hörmann (DOSB-Präsident) freute sich vor allem über die Qualifikation der Deutschen Mannschaft für das olympische Turnier in Rio: "Das war ein unglaubliches Finale mit einer großartigen Leistung der jungen deutschen Handball-Nationalmannschaft. Ganz besonders freuen wir uns, dass die Handballer sich nun auch das Olympiaticket für Rio gesichert haben."
Oliver Roggisch (Teammanager der Nationalmannschaft) war nach des Abpfiffs voll des Lobes für sein Team: "Das ist alles schwer zu erklären. Andi Wolf war weltklasse, besser geht's nicht. Ich bin wahnsinnig stolz auf die Mannschaft, den Trainer, auf alle. Die Jungs sind der absolute Wahnsinn."
Und auch Bob Hanning (DHB-Vizepräsident) versuchte nicht, seine Begeisterung zu verstecken: "Das war eine unglaublich Leistung, gerade in der Abwehr. Diese Mannschaft hat Geschichte geschrieben. Dagur Sigurdsson hat den Löwenanteil an diesem Titel, weil er die Mannschaft immer wieder auf den Punkt vorbereitet hat."
Auch außerhalb Handball-Deutschlands äußerte sich die Sportprominenz zum überragenden Final-Sieg. So zum Beispiel Franz Beckenbauer: "Super! Sie haben sich von Spiel zu Spiel gesteigert. Ich ziehe alle Hüte, die ich zur Verfügung habe. Sie waren ja nicht der Topfavorit, sondern Außenseiter."

Teufelskerl Wolff

Immer wieder wurden die Wurfversuche des WM-Vierten geblockt, die Anspiele an Top-Kreisläufer Julen Aguinagalde unterbunden. Hinter der Abwehr trieb Wolff, der ebenso wie Tobias Reichmann ins All-Star-Team gewählt wurde, die spanischen Stars um den Kieler Joan Canellas mit Paraden am Fließband zur Verzweiflung.
Beflügelt von der herausragenden Abwehr traf Kai Häfner mit seinem dritten Tor zum 4:1 (8.), nach dem 5:1 durch Reichmann (10.) sprang die gesamte deutsche Bank jubelnd auf. Den favorisierten Spaniern gelang das erste Tor aus dem Feld erst in der zwölften Minute. Die deutschen Spieler feuerten sich nach den zahlreichen gelungenen Abwehraktionen immer wieder lautstark an, jedem Spieler war anzumerken, dass er seinen Traum vom Titel erfüllen wollte.

Ratlose Spanier

Auf der spanischen Bank machte sich zunehmend Ratlosigkeit breit. Im Tor der Spanier bot Arpad Sterbik aber ebenfalls eine starke Leistung, dennoch lag das deutsche Team zur Halbzeit mit 10:6 in Führung. "Wir wollen es mehr als die Spanier", sagte Uwe Gensheimer in der Halbzeitpause in der ARD. Der Kapitän verfolgte ebenso wie die weiteren Verletzten Steffen Weinhold und Christian Dissinger das Spiel im Deutschland-Trikot auf der Tribüne.
Nach dem Wechsel das gleiche Bild: Die deutschen Spieler kämpften um jeden Ball, warfen sich in die Würfe der Spanier, und dahinter vereitelte Wolff mit einer unglaublichen Ruhe auch die besten Chancen des Gegners. Das Selbstvertrauen der spanischen Angreifer sank immer weiter, bezeichnend für die mentale Verfassung waren zwei verworfene Siebenmeter in Folge.
Die zahlreichen deutschen Anhänger, die sich kurzfristig Karten besorgt hatten, waren beim 16:9 (44.) schon in Feierstimmung. "Oh wie ist das schön", sangen sie, während die spanischen Fans verstummten. Spätestens mit dem 20:13 von Pekeler (52.) war das Spiel entschieden - auch weil Wolff und die deutsche Abwehr fast unüberwindbar waren. Die deutschen Spieler konnten im Gefühl des sicheren Sieges die letzten Minuten genießen, die Ersatzspieler tanzten vor Freude schon zwei Minuten vor Schluss an der Seitenlinie.
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