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WTA Stuttgart: Düstere Wohlfühloase, Angelique Kerber sucht nach Antworten

VonSID

Publiziert 28/04/2017 um 15:37 GMT+2 Uhr

Für Titelverteidigerin Angelique Kerber endete der Traum vom Triple beim Heimspiel in Stuttgart bereits in ihrem Auftaktmatch. Den Reißverschluss ihrer feuerroten Trainingsjacke hatte sich Kerber bis unters Kinn gezogen. Wohlweislich. Aus ihrer einstigen Wohlfühloase Stuttgart war für die entthronte Titelverteidigerin ein ungemütlicher Ort geworden, an dem sie ein wenig in Erklärungsnot geriet.

Angelique Kerber

Fotocredit: SID

Kerber stellte sich nach dem bitteren Auftakt-K.o. gegen die Französin Kristina Mladenovic (2:6, 5:7) geduldig den unbequemen Fragen nach den Gründen ihrer fehlenden Form. Durchaus selbstkritisch zwar, aber die Ratlosigkeit war der Weltranglistenzweiten anzumerken. "Ich werde versuchen, dieses Match so schnell wie möglich zu vergessen", sagte Kerber nach "einem meiner schlechtesten Spiele in den letzten Monaten". Es gebe eben solche Tage, an denen nichts zuammenlaufe. "Manchmal", meinte die 29-Jährige dann noch, "kann es auch mal ohne Erklärungen weitergehen."
Doch das Achtelfinal-Aus von Stuttgart als Betriebsunfall abzuhaken, wäre zu simpel. Das weiß die Kielerin selbst am besten. Das erste Drittel dieser Saison verlief nach Kerbers Traumjahr 2016 mit zwei Grand-Slam-Coups und der olympischen Silbermedaille bislang enttäuschend.

Schwache Leistungen gegen Top-Gegnerinnen

Das Krisenmanagement will die Linkshänderin, die bereits einige Tage früher zum nächsten Turnier nach Madrid (ab 8. Mai) reisen will, in Ruhe angehen. Hinter verschlossenen Türen. Das Presse-Separee in der Stuttgarter Arena, in der sich Kerber in den letzten beiden Jahren den Titel geholt hatte, wäre dafür ein eher ungeeigneter Ort gewesen.
Eine Bilanz dürfte das "Team Angie" dabei besonders alarmieren. Gegen eine Konkurrentin aus den Top 20 der Weltrangliste hat sie in diesem Jahr noch kein einziges Match gewonnen, aber sieben Niederlagen kassiert - und dabei lediglich zwei Sätze geholt.

Kerber kann Trainingsleistung nicht im Turnier zeigen

Zum Vergleich: Zum selben Zeitpunkt des Vorjahres lautete Kerbers Sieg-Bilanz im Duell mit den besten 20 Spielerinnen: 8:2. "Ich weiß, was ich kann, und zeige es auch im Training", sagte sie nach dem neuerlichen Rückschlag gegen Mladenovic. Wenn das so ist, spricht also alles für ein mentales Problem.
Fakt ist: Nach dem Abschluss von Sponsorenverträgen und als zeitweilige Branchenführerin haben Kerbers Verpflichtungen außerhalb des Courts stark zugenommen. Und die eher introvertierte Kielerin ist eine, die besonders aus der Ruhe ihre Kraft zieht.

Zu viel Druck?

"Ich hatte das Gefühl, Angie ist auf dem Platz nicht mehr mit Freude dabei. Der Druck erschlägt sie richtig", hatte Fed-Cup-Teamchefin Barbara Rittner jüngst im "SID"-Interview über die letzten Monate ihrer Nummer eins gesagt. Kerber hatte dem allerdings widersprochen:
Ich habe letztes Jahr gezeigt, dass ich mit Druck umgehen kann.
Das sei nicht das Problem, vielmehr sammle sie "noch immer neue Erfahrungen".
Dass sie aus diesen lernen kann, hat Kerber schon bewiesen. Als es auch nach ihrem Australian-Open-Erfolg 2016 nicht mehr lief, lästerten Kritiker schon über das "One-Hit-Wonder". Doch Kerber schlug zurück und triumphierte im September bei den US Open.

Unbeschwerter nach Madrid und Rom

Der Befreiungsschlag 2017 lässt noch auf sich warten. Nach dem verlorenen ersten Satz gegen Mladenovic hatte sie ihrem herbeigerufenen Coach Torben Beltz geklagt: "Ich bin komplett unsicher und kriege keinen Ball übers Netz". Wenige Stunden später spendeten ihr die eigens aus Polen angereisten Großeltern beim Abendessen im Hotel Trost.
Positiv könnte sich auswirken, dass Kerber bei den nächsten drei Sandplatz-Turnieren in Madrid, Rom (ab 15. Mai) und bei den French Open (ab 28. Mai) keine Punkte zu verteidigen hat. Bei allen drei Events war sie 2016 gleich zum Auftakt gescheitert. Kleines Schmankerl in schwierigen Zeiten: Mit zwei Siegen in Madrid würde Kerber wieder an die Spitze der Weltrangliste zurückkehren.
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