Top-Sportarten
Alle Sportarten
Alle anzeigen

Kein Tag wie jeder andere: Der Tod von Robert Enke

Eurosport
VonEurosport

Update 10/11/2019 um 09:56 GMT+1 Uhr

Kein Sport-Tag wie jeder andere: Jubiläen & Rekorde, Feiertage & Dramen, großes Kino & vergessene Helden: Unser täglicher Blick zurück in die Sportgeschichte - heute mit dem Tod von Robert Enke. Es war einer der schwärzesten Tage im deutschen Fußball. Am 10. November 2009 starb Robert Enke. Der damals 32-jährige Keeper von Hannover 96 litt unter Depressionen und setzte seinem Leben ein Ende.

Trauer um Robert Enke

Fotocredit: SID

10. November

Das Haus wird voll, Teresa Enke ist am zehnten Todestag ihres Mannes nicht allein. "Meine Familie kommt, Roberts Mama kommt", sagte die 43-Jährige dem SID, sie werden ans Grab von Robert Enke fahren. "Es kommen Freunde, auch aus Barcelona, die Robbi geliebt und geschätzt haben. Das ist für mich toll zu sehen, dass er so in den Herzen drin ist", sagte Enke: "Ich werde in mich gehen, aber wir werden keinen Trübsal blasen. Wir werden die schönen Geschichten erzählen und nicht an den Erkrankten denken - sondern an den lustigen, tollen Freund, Papa und Ehemann."
Am 10. November 2009 wusste Robert Enke keinen Ausweg mehr. Zehn Jahre ist es jetzt her, dass sich der ehemalige Nationaltorhüter das Leben nahm. Besiegt von einem unsichtbaren Feind: Depressionen. Das Fußballgeschäft würde nie wieder dasselbe sein - das war das Gefühl in dieser von tiefer Trauer erfüllten Nacht. Und seine Witwe glaubt fest daran, dass Enkes Tod etwas zum Guten bewegt hat. Es ist sein Vermächtnis.
"Ich glaube schon, dass Robert stolz auf mich und die Arbeit der Robert-Enke-Stiftung ist. Vor allem bei der Enttabuisierung dieser Krankheit sind wir deutlich weiter - auch wenn da natürlich noch Platz nach oben ist", sagte Enke: "Im Fußball sehe ich uns tatsächlich schon einen Tick weiter als in der Gesellschaft. Es wird drüber in den Mannschaften gesprochen, es gibt Netzwerke." Das Wissen von heute hätte dem Keeper von Hannover 96 damals vielleicht das Leben gerettet.
Doch Enke versteckte sich, wagte es nicht, sich zu offenbaren. Aus Angst, als schwach zu gelten und seinen Platz zwischen den Pfosten zu verlieren. Er erfand stattdessen einen Virus als vermeintlichen Grund, warum er nicht spielen konnte.

Enke sagte Therapie ab: "Tragödie"

Kurz vor seinem Tod wollte Enke, an den auf allen Fußballplätzen des Landes an diesem Wochenende mit einer Gedenkminute erinnert werden soll, dann aber doch in eine Klinik gehen. Der Termin stand schon fest, in letzter Minute machte Enke einen Rückzieher. Eine "Tragödie", sagte Teresa Enke: "Hätte er die Therapie gemacht, wäre er vielleicht wieder zurückgekommen."
In der Öffentlichkeit wird mittlerweile offener über seelische Erkrankungen und Belastungen im Leistungssport diskutiert. Doch längst nicht alle Betroffenen sprechen offen über ihre Verletzungen an der Seele - aus Angst, Schwäche zu zeigen in einem Geschäft, in dem nur die Stärksten erfolgreich sind.
"Es ist absolut nichts besser geworden", sagte Babak Rafati dem SID. Der ehemalige Bundesliga-Schiedsrichter litt auch an Depressionen und versuchte, sich rund zwei Jahre nach Enke ebenfalls zu töten. "Der Druck wird mehr und wir schaffen es nicht, auf uns zu schauen. Wir schauen immer noch weg", sagte der 49-Jährige: "Es gibt immer mal wieder rhetorische Feuerwerke, aber es wird sich nie richtig mit dem Thema befasst."

Enke "ist unvergessen"

Auch Enkes Ex-Trainer Andreas Bergmann glaubt, dass in der Bundesliga "noch kein Platz für Zweifel und Ängste" ist, wie er der Sport Bild sagte: "Wir müssen funktionieren, stark sein." Die Fans wollen "starke und erfolgreiche Persönlichkeiten, die sich durchsetzen können, zu denen sie aufschauen können", sagte Bergmann, der Hannover trainierte, als Enke seinem Leben ein Ende setzte: "Schwäche passt nicht zu diesem Bild. So denken auch viele Verantwortliche in der Bundesliga."
Wenn Teresa Enke heute an ihren Robbi denkt, erinnert sie sich an einen "lebensfrohen, humorvollen, etwas introvertierten Menschen", der sich "eingesetzt hat für andere. Er war ein toller Papa, fantastischer Ehemann, mit dem ich viel erlebt und viel durchlitten habe." An seinem Todestag ist sie nicht allein: "Er ist unvergessen und das freut mich."
picture

2009 Trauerfeier Robert Enke Bierhoff Löw Klinsmann

Fotocredit: Eurosport

Mehr als 3 Mio. Sportfans nutzen bereits die App
Bleiben Sie auf dem Laufenden mit den aktuellsten News und Live-Ergebnissen
Download
Ähnliche Themen
Diesen Artikel teilen
Werbung
Werbung