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Olympia 2022 - Olympiasiegerin Laura Dahlmeier schießt gegen Peking-Vergabe: "Absolutes No-Go!"

Pascal Steinmann

Update 09/02/2022 um 10:38 GMT+1 Uhr

Die ehemalige Biathletin Laura Dahlmeier hat die Vergabe der Olympischen Spiele nach Peking scharf kritisiert. "Ich finde Peking deshalb Wahnsinn, weil man nicht auf bestehende Anlagen zurückgreift", schimpfte die Olympiasiegerin aus Pyeongchang im "Spiegel" und bezeichnete das Konzept des IOC als "nicht mehr zukunftsfähig". Die 28-Jährige setzt sich nunmehr für Klimaschutz im Wintersport ein.

Laura Dahlmeier

Fotocredit: Getty Images

Vor vier Jahren in Pyeongchang krönte Laura Dahlmeier ihre beispiellose Karriere. Zwei olympische Goldmedaillen im Sprint und in der Verfolgung, dazu eine Bronzemedaille im Einzel gewann die Garmisch-Partenkirchenerin in Südkorea. "Sportlich ist es mein größter Erfolg gewesen", sagte die 28-Jährige im Interview mit dem "Spiegel".
Doch die tristen Winterspiele in Pyeongchang vor weitgehend leeren Rängen brachten Dahlmeier ins Grübeln, was ihre weitere Karriereplanung anbetraf. "Als in Pyeongchang alle meine Ziele in Erfüllung gegangen sind und es doch anders war, als ich es mir als Kind vorgestellt habe, nicht ganz so bunt und farbenfroh, war recht schnell klar: Ich brauche Olympia als Sportler nicht noch mal", gestand die siebenmalige Weltmeisterin.
Etwas mehr als ein Jahr nach ihrem Olympiasieg beendete Dahlmeier im Alter von 25 Jahren überraschend ihre Karriere, macht sich seither für Nachhaltigkeit stark. Zuletzt schrieb die Gesamtweltcupsiegerin der Saison 2016/2017 ein Kinderbuch über Klimaschutz. Im Interview äußerte sie sich nun kritisch über den Wintersport.
"Das hat mich schon als Sportlerin beschäftigt", gab Dahlmeier zu. "Du reist um die Welt, läufst auf Kunstschneepisten. Wir müssen versuchen, das nachhaltiger zu gestalten", forderte die ehemalige DSV-Athletin.
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Laura Dahlmeier bei den Olympischen Spielen in Pyeongchang

Fotocredit: Getty Images

Winterspiele in Peking ein Dorn im Auge

Gerade die laufenden Winterspiele in China sind der einstigen Vorzeige-Biathletin ein Dorn im Auge. "Ich finde Peking deshalb Wahnsinn, weil man nicht auf bestehende Anlagen zurückgreift", polterte sie im "Spiegel".
"Dass wir alle vier Jahre an einem anderen Ort für Olympia neue Sportstätten aus dem Boden stampfen, und danach werden die nicht mehr genutzt, das ist als Konzept nicht mehr zukunftsfähig", schimpfte Dahlmeier gegen das IOC.
Insbesondere die Alpinstrecke in Yanqing bezeichnete Dahlmeier als "absolutes No-Go". "Wenn ich ein Naturschutzgebiet verlege, damit dort Wintersportanlagen entstehen können, ist das wirklich nicht mehr zeitgemäß", erklärte die Olympiasiegerin von 2018.
Zuletzt sorgte ein Foto in den sozialen Medien für Aufsehen. Das Bild zeigte die Big-Air-Schanze für die Freestyle- und Snowboard-Wettbewerbe, die inmitten von Industrie-Kühltürmen auf dem Gelände eines ehemaligen Stahlwerkes errichtet worden war.

Kritik als Sportlerin schwierig

In der vergangenen Woche äußerte auch Biathlet Erik Lesser scharfe Kritik an der Austragung der Spiele in China. "Ehrlich gesagt ist es wirklich schön hier. Aber zu wissen, wie es hier vorher ausgesehen hat, macht mich traurig. Und das alles nur für drei Wochen", kritisierte der 33-Jährige über seinen Instagram-Kanal.
Doch wenige Athletinnen und Athleten beziehen zu der Situation am Austragungsort so klar Stellung wie der Doppel-Weltmeister von Kontiolahti.
Nachvollziehbar, wie Dahlmeier nun im Interview zugab. "Solange du in dem System bist, musst du das Spiel mitspielen", erklärte die Studentin der Sportwissenschaften.
Gerade als schwächerer Athlet habe man keinen leichten Stand, die Veranstalter für Entscheidungen zu kritisieren. "Ich war in der glücklichen Lage, mir wegen meiner Erfolge auch etwas erlauben zu können", sagte Dahlmeier dem "Spiegel".

"Gut, dass ich einen Schlussstrich gezogen habe"

"Wenn du aber Wackelkandidatin bist, unsicher ist, ob du dich qualifizierst, überlegst du dir vielleicht: Was kann ich sagen, was kann ich nicht sagen? Wann ist es geschickter, sich unterzuordnen", erklärte Dahlmeier nun. Nach der Karriere sei es nun deutlich leichter, sich kritisch zu äußern.
Auch der frühere Skirennläufer Felix Neureuther hatte sich im vergangenen Oktober über die Entwicklung des Wintersports geäußert. Es brauche "Umdenken und Veränderung", hatte Neureuther im Interview mit dem "SID" gefordert, "die Olympischen Spiele müssen ganz klar nachhaltiger werden, sonst werden sie aussterben." Auch der 37-Jährige hatte seine Karriere vor rund drei Jahren beendet.
Dahlmeier legte ihr Gewehr 2019 schließlich nach 33 Siegen im Weltcup ab. Eine Entscheidung, die sie trotz ihrer "unheimlich schönen Zeit" als Athletin nicht bereut.
"Ich habe aber auch alles dem Training und dem Sport untergeordnet", erklärte Dahlmeier dem "Spiegel". "Es ist gut, dass ich einen Schlussstrich gezogen habe und heute freier über mein Leben entscheiden darf."
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