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Wladimir Klitschko dominiert in einer Epoche ohne Gegner auf Augenhöhe

VonSID

Update 26/11/2015 um 12:39 GMT+1 Uhr

Wladimir Klitschko passt kaum durch einen handelsüblichen Türrahmen - aber im Angesicht der größten Box-Legenden fühlt der Gigant sich selbst vor seinem 28. WM-Kampf manchmal klein. "Ich bewundere Joe Louis", sagt der Schwergewichts-Champion, in seinen Augen blitzt Ehrfurcht auf, "er ist eine Ikone in den Geschichtsbüchern."

Wladimir Klitschko

Fotocredit: SID

Und: "Ich möchte eigentlich gar nicht besser dastehen als der, den ich bewundere." Dasselbe gilt für Larry Holmes, einen der Allerbesten, "ein Idol, ein Beispiel".
Dabei steht Wladimir Klitschko vor dem Duell mit seinem Herausforderer Tyson Fury am Samstag längst inmitten der Galerie seiner Vorbilder. Er ist seit neuneinhalb Jahren ungeschlagener Champion, im ewigen Schwergewichts-Ranking steht er auf dem zweiten Platz - vor Holmes (7 Jahre, 3 Monate) und nur noch hinter "Brown Bomber" Louis, der mit 11 Jahren und 8 Monaten noch erreichbar ist.
Klitschko befindet sich aber auch in einem Luxus-Dilemma. Er ist für alle eindeutig der beste Boxer seiner Ära, aber hat weder epische Schlachten geschlagen wie Muhammad Ali noch einen ebenbürtigen Gegenspieler gehabt wie Mike Tyson. Der einzige auf Augenhöhe wäre wohl sein großer Bruder gewesen - und den wollte er niemals vor die Fäuste bekommen.
"Er hat das große Pech, in einer Ära zu boxen, in der ernsthafte Gegner einfach nicht vorhanden sind", sagte Ex-Champion Lennox Lewis im "Welt"-Interview.
Es fehlen die großen Namen, die ganz großen Kämpfe
Klitschko "versteht die Tendenz" solcher Aussagen. Sein Vergleich: "Bei Michael Schumacher hieß es, sein Fahrzeug habe zwei PS mehr gehabt als jene seiner Gegner. Es ist normal, dass man kontinuierlichen Erfolg kaum begreifen kann. Es ist kein Zufall und kein fauler Zauber."
Nein, es ist eine Mischung aus Erfahrung, Disziplin und harter Arbeit. Wladimir Klitschko ist skandalfrei, intelligent, höflich, ruhig und vorbildhaft, berechnend. "Ich garantiere Gegnern Probleme. Ich bin wie die Versicherungsfirma, die schon im Vorfeld die Probleme benennt, die dann auch kommen", sagt er. Das ist bewundernswert.
Allerdings hat das Schwergewicht von schillernden, überharten Typen mit spektakulärem Kampfstil gelebt, an denen sich die Fans reiben konnten. Klitschko gilt vielen, auch Fury, als Jab-Roboter. "Ich war auch ein Rebell, glauben Sie mir", sagt er. Aber das muss lange her sein.

Schwelgen in der alten Zeit

Er hat sein Leben eben dem Boxen gewidmet, immer schon. Am Mittwoch präsentierte er im Düsseldorfer Flughafen stolz die Goldmedaille aus Atlanta 1996, die er nach der Doping-Sperre seines Bruders Witali als Nachrücker gewann.
Inzwischen ist Wladimir Klitschkos Leben deutlich differenzierter geworden. Dies liegt vor allem an einem kleinen, lautstarken Persönchen namens Kaya. "Die Geburt meiner Tochter war der schönste Moment meines Lebens", sagt Klitschko. "Wenn ich ihr in die Augen schaue, denke ich: Für dich mache ich alles! Ich würde mein Leben aufs Spiel setzen. Boxen ist nicht wichtig im Vergleich."
Dennoch: Der Weltmeister hat nicht einen Prozentpunkt nachgelassen. Dementsprechend gibt es im Interview nur eine Frage, die er jedes Mal auspendelt. "Was passiert im Falle einer Niederlage?" - "Nächste Frage."
Aber er sagt auch: "Ich weiß, dass das Eis dünn ist. Ich bin auf den schlimmsten Moment meiner Karriere vorbereitet. Ich weiß, was ich dann zu tun habe." Was es sein wird? Das weiß Klitschko allein.
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