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"Crashgate"-Affäre: Felipe Massa leitet rechtliche Schritte ein - Lewis Hamilton muss um WM-Titel von 2008 bangen

VonMotorsport-Total.com

Update 18/08/2023 um 10:35 GMT+2 Uhr

Bereits im April 2023 hatte Felipe Massa angekündigt, gegen das Ergebnis der Formel-1-Saison 2008 vorgehen zu wollen. Nun erhöht der frühere Ferrari-Fahrer den Druck auf den Automobil-Weltverband (FIA) und die Formel 1: Massa will erwirken, dass er nachträglich zum Weltmeister 2008 erklärt wird. Das geht aus einem Schreiben an FIA und Formel 1 hervor.

Felipe Massa bei seinem Sieg beim Grand Prix von Brasilien 2008

Fotocredit: Getty Images

Darin werden FIA-Präsident Mohammed bin Sulayem und Formel-1-Geschäftsführer Stefano Domenicali als Adressaten genannt.
Das Schreiben selbst versteht sich formal als Hinweis auf einen bevorstehenden Rechtsstreit und beschreibt Massa als ein "Opfer einer Verschwörung" im Zuge der "Crashgate"-Affäre beim Singapur-Grand-Prix 2008.
Damals hatte das Renault-Team mit Nelson Piquet jun. einen Unfall fingiert, um Fernando Alonso den Sieg zu ermöglichen. Erst 2009 wurde das öffentlich aufgedeckt.
Massa wiederum wirft FIA und Formel 1 vor, sie hätten schon 2008 Kenntnis davon gehabt und "Crashgate" bewusst vertuscht, "um einen Skandal zu vermeiden", so heißt es in seinem Schreiben.

Crashgate: Ecclestone gab Vertuschung bereits zu

Was diese These stützt: Der frühere Formel-1-Chef Bernie Ecclestone hatte im März 2023 im Gespräch mit "F1-Insider.com" erklärt, er und der damalige FIA-Präsident Max Mosley hätten "während der Saison 2008" Kenntnis von "Crashgate" erlangt und "beschlossen, vorerst nichts zu unternehmen", weil sie "den Sport schützen wollten".
Ecclestone sagte weiter: "Wir hatten rechtzeitig genug Informationen, um die Angelegenheit zu untersuchen."
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Nelson Piquet Jr. crashte beim Rennen in Singapur 2008 unter dubiosen Umständen

Fotocredit: Imago

"Nach den Statuten hätten wir das Rennen in Singapur unter diesen Umständen annullieren müssen. Das bedeutet, dass es für die WM-Wertung nie passiert wäre. Und dann wäre Felipe Massa Weltmeister geworden und nicht Lewis Hamilton."
Jetzt aber distanzierte sich Ecclestone von diesen Aussagen. Auf Nachfrage von "Reuters" meinte der 92-Jährige: "Ehrlich gesagt kann ich mich an gar nichts davon erinnern. Ich erinnere mich sicherlich nicht, das Interview gegeben zu haben." Er sei bislang auch nicht von Massas Rechtsbeistand kontaktiert worden.

Hamilton bangt um Titel

Massa selbst aber verfolgt die Angelegenheit weiter. In seinem Schreiben steht: "Massa ist der rechtmäßige Formel-1-Weltmeister 2008 und die Formel 1 und die FIA haben das Fehlverhalten [von Renault bei der "Crashgate"-Affäre], das ihn um den Titel gebracht hat, bewusst ignoriert."
Tatsächlich hätte eine Annullierung des Singapur-Grand-Prix Auswirkungen auf den Ausgang der Fahrer-Weltmeisterschaft 2008: Ohne die Punkte für Platz zwei in Singapur würde Lewis Hamilton in der Gesamtwertung hinter Massa zurückfallen und den Titel nicht um einen Punkt gewinnen, sondern um fünf Punkte verlieren.
Offen ist aber weiterhin, wie Massa seine Ansprüche geltend machen will und ob es eine realistische Möglichkeit gibt, die WM-Ergebnisse von vor 15 Jahren zu verändern.
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Felipe Massa gewann in Brasilien, verlor aber die WM

Fotocredit: Imago

Denn der Internationale Sportkodex der FIA erlaubt keine Proteste mehr, sobald 14 Tage nach einer Rennveranstaltung verstrichen sind. Sämtliche Einsprüche müssen zudem bis vier Tage vor der FIA-Preisgala am Jahresende verhandelt sein.
Theoretisch könnte sich Massa an das Internationale Berufungsgericht der FIA wenden, an dessen Urteile alle Teilnehmer einer FIA-Rennserie gebunden sind. Eine weitere Möglichkeit könnte das internationale Schiedsgericht des Sports (CAS) bieten, wobei der Automobil-Weltverband aber nicht dessen Rechtsprechung unterliegt. Und die FIA selbst gibt an, das CAS könne nur in Doping-Fällen involviert werden.
Einer Bitte um Stellungnahme zum aktuellen Geschehen kam die FIA auf Nachfrage von "Motorsport.com" bislang nicht nach.

Massa fordert Schadenersatz in Millionenhöhe

Doch für Massa steht viel auf dem Spiel. Ihm geht es nicht nur um den WM-Titel 2008, sondern auch um eine mögliche Schadenersatz-Forderung.
In seinem Schreiben heißt es dazu: "Massa kann bislang nicht vollkommen einschätzen, wie hoch seine Verluste sind, aber er schätzt, sie liegen wahrscheinlich im zweistelligen Millionenbereich."
Weiter heißt es: "Nicht in dieser Summe enthalten sind die schwerwiegenden Verluste, die erauf moralischer Seite und durch Rufschädigung hinnehmen musste."
Massa erwartet daher eine "aussagekräftige Antwort" von FIA und Formel 1 binnen zweier Wochen. Bleibt eine solche Antwort aus, seien seine Anwälte dazu aufgefordert, konkrete rechtliche Schritte einzuleiten.
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