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Bottas nach Sakhir-GP: Sehe neben Russell aus "wie der Depp"

VonMotorsport-Total.com

Update 07/12/2020 um 18:50 GMT+1 Uhr

"Im Prinzip war das Rennen gelaufen nach der Sache beim Boxenstopp", sagt Valtteri Bottas. Doch das ist vielleicht nur die halbe Wahrheit. Denn Bottas' Rennen hatte schon beim Start eine für ihn ungute Wendung genommen: George Russell überholte von P2 kommend und führte das Rennen lange Zeit souverän an. Bottas hatte Probleme dem Tempo vom Hamilton-Ersatzmann zu folgen. Das wirft Fragen auf.

Valtteri Bottas war im Rennen über weite Strecken langsamer als George Russell

Fotocredit: Getty Images

Auch Mercedes-Teamchef Toto Wolff war über den deutschen Leistungsunterschied verwundert. Er sagte nach dem Rennen, unter anderem bei "Sky": "Ich habe noch keine Erklärung. Ich muss erst mit [Valtteri] sprechen und herausfinden, was da heute passiert ist."
Was beim Start passiert ist, das wusste Bottas selbst zu berichten: "Der Start an sich war okay. Dann aber hatte ich auf einmal viel durchdrehende Räder. Keine Ahnung, warum, aber genau vor dem ersten und zweiten Hochschalten. Da ging natürlich Schwung verloren." Und schon war Russell vorbei und in Führung gegangen.
Bottas verlor fast sofort den Anschluss, hielt sich aber bis zur Rennhälfte in einem Bereich von etwa einer bis vier Sekunden Rückstand hinter Russell auf, mit "viel Untersteuern im ersten Stint", wie er sagt.
"Ich hatte wirklich Probleme damit, nahe ranzukommen. Es ist aber auch schwierig, auf dieser Strecke dranzubleiben, wenn du innerhalb von drei Sekunden zum Vordermann liegst."

Bottas über verpatzten Boxenstopp: "Das war ein Albtraum"

Erst im zweiten Stint, dann nicht mehr mit Medium-Reifen, sondern mit Hard, sei es ihm gelungen, an Tempo zuzulegen. "Da holte ich ordentlich auf", meint Bottas. "Mit Hard war meine Pace gut. Da fühlte sich die Balance besser an."
"Da wusste ich: Es ist noch alles drin, und dass es wohl auf einen guten Kampf hinauslaufen würde. Ich kam näher ran, ich konnte das sehen."
Dann aber holte Mercedes seine Fahrer erneut zum Boxenstopp herein und zog bei Russell die Bottas-Reifen auf, weshalb Bottas in der allgemeinen Verwirrung bei Mercedes mit seinen eigenen gebrauchten Pneus erneut rausgeschickt wurde.
"Du kommst an die Box, fährst aber wieder auf den gleichen alten Reifen weiter und verlierst Positionen. Das war ein Albtraum", sagt Bottas frei heraus. Weil auch die Temperatur seiner Hard-Reifen in den Keller gegangen sei, nicht zuletzt aufgrund der langen Standzeit, sei er anschließend "wehrlos" gewesen gegen die "Leute mit frischen Reifen", so meint er.

Hätte auch Bottas nochmal Reifen wechseln sollen?

Beim Re-Start nach der Safety-Car-Phase habe er so keinen Stich gemacht. "Die Temperatur war das Problem, vor allem an der Vorderachse", erklärt Bottas. Er habe kaum mit seinen direkten Gegnern mithalten können. Russell etwa schlüpfte alsbald wieder durch, später auch weitere Fahrer, als Bottas' Reifen endgültig einbrachen und er zurückfiel.
"Natürlich: Im Nachhinein sagt es sich leicht, dass man nochmal frische Reifen hätte holen sollen", meint Bottas. "Ich weiß aber nicht, ob es die Möglichkeit gab, nochmals reinzukommen. Wenn man bedenkt, wie das Rennen ausging, wäre das allerdings vielleicht besser gewesen."
Zumindest auf dem Papier beschloss Bottas den Grand Prix auf P8 noch vor Russell, doch der Teamkollege hat den besseren Eindruck hinterlassen und wäre wohl vor Bottas ins Ziel gekommen, hätte ihn nicht ein Reifenschaden erneut an die Box gezwungen.
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Wolff: Bottas-Leistung wird noch analysiert

Wolff ist das nicht entgangen. Er sagte bei "Sky" über die Bottas-Leistung: "Das muss ich besprechen mit ihm und seiner Crew, aber er hat heute nicht geglänzt." Der Mercedes-Teamchef dachte sogar laut darüber nach, ob bei Bottas nach der verlorenen WM gegen Hamilton "die Luft draußen" sein könnte.
Und in dieser Situation fährt sich der Hamilton-Ersatzmann in die Schlagzeilen. Das hat Bottas registriert. Er habe im Rennen nicht über die Situation nachgedacht, sagt Bottas. "Aber jetzt, wenn man nicht alle Details kennt, dann sehe ich vielleicht wie der Depp aus. Das ist nicht so schön."
"So gesehen war es sehr schlechtes Rennen für mich und man kann leicht behaupten, da kommt ein neuer Mann dazu und schlägt den Mann, der schon jahrelang im Team ist. Nicht ideal. Doch es gibt Leute, die wissen Bescheid", meint Bottas.

Russell wird zum Thema für Mercedes

Einer, der Bescheid wissen muss, ist Wolff. Und er wurde nach dem Rennen mit der Frage konfrontiert, was er mit Russell anstellen wolle, wo der sich gerade für höhere Aufgaben empfohlen habe.
Und Wolff ist voll des Lobes für Russell, der zu den Mercedes-Junioren zählt. "Er kann stolz sein auf das, was er heute geleistet hat", sagt Wolff. "Jetzt müssen wir sehen, was die Zukunft bereithält. Um ehrlich zu sein: Ich habe mir noch keine Gedanken darüber gemacht, was das für uns bedeutet."
Spannend aber wird es bei der Nachfrage, ob es eine Chance gäbe, Russell für 2021 ins Mercedes-Werksteam zu holen, zumal erst ein Cockpit fix vergeben ist. Dazu sagt Wolff: "George ist ein Williams-Fahrer. Er steht bei Williams unter Vertrag, und unser Line-up besteht aus Valtteri und Lewis."

Wolff über Paarung Hamilton/Russell: "Vielleicht passiert das in der Zukunft"

Hamilton allerdings verfügt bisher nicht über einen Vertrag für 2021, zumindest hat Mercedes nie eine Vertragsunterschrift kommuniziert, immer nur die Absicht und dass eine Einigung kurz bevorstünde.
Interessant ist die Wortwahl, die Wolff für seine weiteren Äußerungen traf: Ob Russell für 2021 eine Möglichkeit für Mercedes wäre? Antwort: "Ich sehe das zu diesem Zeitpunkt nicht als realistische Situation."
Nachsatz: "Ich kann aber verstehen, dass es eine interessante Situation wäre, [Hamilton und Russell] im Team zu haben, und damit vielleicht eine Art Achterbahnfahrt für alle von uns. Vielleicht passiert das in der Zukunft." Bottas taucht in diesem Planspiel nicht auf.
Aber Wolff wurde noch mit einer weiteren Nachfrage konfrontiert, die auf die Russell-Leistung in Bahrain abzielt, nämlich: Ob Mercedes zu früh die Entscheidung getroffen habe, den Bottas-Vertrag für 2021 zu verlängern. Antwort: "Nein. Man kann nur immer mit den Informationen arbeiten, die man hat." Was den Schluss zulassen könnte, dass sich die Informationslage seither verändert hat.

Ralf Schumacher: "Bottas muss froh sein, dass er einen Vertrag hat"

Formel-1-Experte Ralf Schumacher sagte nach dem Rennen in einer virtuellen Medienrunde: "Er muss froh sein, dass er einen Vertrag hat."
Doch der Experte lässt sich dabei noch eine Hintertür offen: "Wer weiß? Die Formel 1 ist ja dynamisch. Vertrag bedeutet auch nicht gleichzeitig, dass man den Sitz so sicher hat", sagt er. "Vielleicht gibt es da auch noch eine große Überraschung."
Mit dem Bottas von Saisonbeginn habe der aktuelle Bottas für ihn jedenfalls nicht mehr viel zu tun: "Er schaut ein bisschen frustriert aus", fand der Ex-Pilot. "Er ist nicht mehr so, wie er war, nicht mehr so aggressiv."
Das könnte einerseits mit der deutlichen WM-Niederlage gegen Hamilton zu tun haben, allerdings auch mit den zuletzt äußerst enttäuschenden Ergebnissen. Gerade einmal acht Punkte konnte er in den vergangenen drei Rennen sammeln - für zweimal Platz acht in Bahrain. Das Rennen in der Türkei davor war für Schumacher "eine absolute Klatsche".
"Er ist überrundet worden vom Teamkollegen - noch schlimmer kann es ja gar nicht sein", urteilte er. "Und das auch noch ohne irgendeinen Grund. Und auch das darauffolgende Rennen war nicht gut genug von ihm. Von demher, da muss er schon Gas geben."
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