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Mercedes-Kopie? Renault legt nach Rennen Protest gegen Racing Point ein

Eurosport
VonEurosport

Update 13/07/2020 um 15:19 GMT+2 Uhr

"Ich denke, jeder sollte sich Sorgen machen wegen Racing Point", sagte Red-Bull-Teamchef Christian Horner nach dem Steiermark-Grand-Prix 2020 in Spielberg. Sein Amtskollege Cyril Abiteboul von Renault denkt offenbar ähnlich: Dessen Rennstall hat nach dem Rennen offiziell Protest gegen Racing Point eingelegt, weil man den Verdacht hat, der RP20 sei eine Mercedes-Kopie.

Steiermark-GP | Renault im Zweikampf mit Racing Point

Fotocredit: Getty Images

Mehr noch: Renault wittert ein illegales Vorgehen zwischen Racing Point und Mercedes, gewissermaßen eine untersagte Datenweitergabe, wie sie in der Formel 1 für bestimmte Komponenten verboten ist.
In der Protestbegründung heißt es, es sei ein möglicher Verstoß gegen die Artikel 2.1 und 3.2 des Sportlichen Reglements zu prüfen, außerdem ein möglicher Verstoß gegen die Absätze 1, 2(a) und 2(c) aus dem Anhang 6 des Dokuments.

Was Renault konkret beanstandet

Darin heißt es: Ein Team darf nur sogenannte Listed Parts verwenden, die es auch selbst designt hat. Und: Informationen über diese gelisteten Teile dürfen weder weitergegeben noch in Empfang genommen werden, weder von einem direkten Konkurrenten noch von einer außenstehenden Firma.
Heißt also: Renault hat den Verdacht, Racing Point hat den RP20 nicht einfach nur nachgebaut, sondern konkret Mercedes-Materialien verwendet, um das Fahrzeug zu bauen. Und nun müssen die Formel-1-Sportkommissare darüber entscheiden.
Renault selbst will sich vorerst nicht äußern, sondern meldet nur: "Wir bestätigen, dass wir eine Bitte bei den Sportkommissaren eingereicht haben, zur Klarstellung der Legalität des Racing Point RP20. Solange die Sportkommissare nicht zu einer Entscheidung gekommen sind, haben wir nichts weiter zu sagen."
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Daniel Ricciardo (Renault) und Lance Stroll (Racing Point)

Fotocredit: Getty Images

Immer wieder Zweifel am RP20

Die Legalität des RP20 wird bereits seit den ersten Metern des Fahrzeugs bei den Formel-1-Wintertests in Barcelona im Februar angezweifelt. Seither versicherte Racing Point immer wieder, man habe das Auto ohne Hilfe des Mercedes-Werksteams entwickelt und gebaut, aber natürlich klarerweise angelehnt an das Design des Weltmeisterautos von 2019.
Racing-Point-Technikchef Andrew Green hat bereits im Mai erklärt, sein Team habe nichts zu befürchten, weil sich der Weltverband FIA schon bei einem Werksbesuch über den RP20 informiert habe und zu dem Urteil gekommen sei, es sei alles mit rechten Dingen zugegangen.
Green sagte damals: "[Mitarbeiter vom] Weltverband [kamen] in unser Werk und haben sich das Design des Autos angesehen. Man nahm sogar die Designdaten des letztjährigen Mercedes zur Hand und glich sie mit unseren Daten ab. Die FIA hat also eine gründliche Überprüfung durchgeführt."
Die Konkurrenz gab sich damit nicht zufrieden. Abiteboul sprach beispielweise davon, Racing Point habe mit dem RP20 "die alte Diskussion um Kundenautos [...] auf die Spitze getrieben." Und Red-Bull-Teamchef Horner meinte, das Thema werde "mit Sicherheit wiederkommen".

Racing Point reagiert auf Renault-Protest

Racing Point gibt sich angesichts des Wirbels um seinen "pinken Mercedes" selbstbewusst und hat die Vermutungen der Konkurrenz deutlich zurückgewiesen. Der Protest gegen den Boliden RP20 beruhe auf falschem Verständnis und sei "schlecht informiert", teilte das Team am Montag nach dem Großen Preis der Steiermark mit.
Die Autos von Racing Point sind Gegenstand einer Untersuchung des Automobil-Weltverbandes FIA, nachdem Renault einen offiziellen Protest eingereicht hatte. Da der RP20 deutliche Ähnlichkeiten zum Weltmeister-Mercedes der vergangenen Saison hat, soll geprüft werden, ob hier gegen das Reglement verstoßen wurde. Die Rennkommissare haben den Protest offiziell zugelassen, die entsprechenden Teile wurden für eine Analyse beschlagnahmt und versiegelt.
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Racing Point wird 2021 zu Aston Martin

Fotocredit: Getty Images

Racing Point gab sich "extrem enttäuscht, dass unsere Ergebnisse in Spielberg infrage gestellt werden". Unterstellungen bezüglich eines Fehlverhaltens wies das Team zurück. Es habe "vor dem Start der Saison mit der FIA zusammengearbeitet und sich allen Fragen über den Ursprung des Designs des RP20 zur Zufriedenheit gewidmet". Man sei zuversichtlich, dass der Protest letztlich zurückgewiesen werde.

Racing Point: Ähnlichkeit mit dem Mercedes W10 von 2019

Renault beruft sich bei der Bitte um Prüfung der "Legalität" des pinken Autos auf Teile des Sportlichen Reglements, die Folgendes festlegen: Bestimmte Komponenten der Boliden ("listed parts") müssen vom jeweiligen Team selbst entworfen worden sein, auch die Weitergabe von Informationen über diese Bauteile ist nicht erlaubt.
Mit seinen Bedenken angesichts der Ähnlichkeit zwischen dem aktuellen RP20 mit dem Mercedes W10 von 2019 ist Renault nicht allein im Starterfeld. Racing Point, das im kommenden Jahr als Aston Martin startet, gilt als Anwärter auf Rang vier der Konstrukteurs-WM. Schwächelt Ferrari weiter deutlich, scheint sogar Rang drei hinter Mercedes und Red Bull möglich.
(motorsport-total.com mit SID)
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