Top-Sportarten
Alle Sportarten
Alle anzeigen

Formel 1 | Lewis Hamilton stellt Ego zurück

VonMotorsport-Total.com

Publiziert 28/04/2019 um 22:05 GMT+2 Uhr

Lewis Hamilton erklärt, warum er am Start in Baku gegen Mercedes-Teamkollege Valtteri Bottas bewusst zurücksteckte. Wie schon in den ersten drei Saisonrennen hat Mercedes den Großen Preis von Aserbaidschan erneut mit einem Doppelsieg beendet und damit Geschichte geschrieben. Was die Siege angeht, herrscht zwischen Lewis Hamilton und Valtteri Bottas jetzt Gleichstand.

Valtteri Bottas, Lewis Hamilton (Mercedes), Sebastian Vettel (Ferrari) - GP of Azerbaidjan 2019

Fotocredit: Getty Images

Die entscheidende Szene dafür ereignete sich schon am Start. Pole-Setter Bottas teilte sich die erste Startreihe mit seinem Teamkollegen, der gut vom Fleck kam und quasi auf Augenhöhe mit dem Finnen in die erste Kurve ging.
"Lewis hatte einen guten Start und war auf der Innenseite", erinnert sich Bottas. "Eingangs von Kurve 1 waren wir mehr oder weniger Seite an Seite. Ich nahm außen das Tempo mit, ließ ihm aber genug Platz. Es war gut und fair. Ich habe mich natürlich gefreut, den ersten Platz zu behalten."

Hamilton: "Ich musste vorsichtig sein"

Denn durchsetzen konnte sich Hamilton im Start-Duell nicht, auch weil er nicht letztes Risiko ging, wie der Weltmeister zugibt: "Es ist sehr, sehr schwierig. Man muss an das Team denken. Es gibt so viele Leute, die auf uns zählen. Egoistischerweise hätte ich sicherlich viel härter attackieren können."
picture

Lewis Hamilton (Mercedes)

Fotocredit: Getty Images

Dann aber hätte man riskiert, dass Sebastian Vettel im Ferrari durchschlüpft. Deshalb mussten die Teamkollegen zusammenarbeiten. Hamilton erklärte:
Ich wollte ihn überholen, musste aber gleichzeitig vorsichtig sein und ihm genug Platz geben. Es ging vor allem darum, die erste Startreihe zu verteidigen. Dafür musste ich zurückstecken.
Das sei ein Opfer, das man manchmal bringen müsse, damit das Team gewinnt, so der Brite. "Hätte es sich um einen Ferrari gehandelt, wäre es anders abgelaufen", betont er. Allerdings haben wir Hamilton in der Vergangenheit auch mit früheren Teamkollegen schon deutlich härter umgehen sehen.

Lob für Bottas für "herausragenden Job"

Doch der Mercedes-Pilot beschwichtigt, dass ihm das mit Bottas nicht passieren wird:
Valtteri und ich hatten schon immer viel Respekt füreinander und so ist es bis heute. Das sieht man auch daran, wie wir mit solchen Dingen umgehen. Wir haben das vor dem Rennen besprochen und ein Gentlemen's Agreement getroffen, an das wir uns beide hielten.
Dementsprechend hat Hamilton für die Leistung seines Teamkollegen auch nur lobende Worte übrig. "Valtteri hat das ganze Wochenende über einen herausragenden Job gemacht. Er blieb fehlerfrei und hat den Sieg verdient", sagt er.
Allerdings zeigte für den Schmusekurs nicht jeder Verständnis. So schimpfte ORF-Kommentator Alexander Wurz: "Er hatte in Kurve 1 und 2 die Möglichkeit, hat's aber nicht gemacht. Und in Kurve 3 war er noch einmal sehr verhalten. Er war angriffsunlustig und hat sich mental auf Nummer sicher eingestellt."

Virtual Safety-Car: Hamilton verliert Zeit

Der Ex-Formel-1-Pilot mutmaßt, dass sich Hamilton im Nachhinein vielleicht fragen wird:
Hätte ich doch angriffslustig agiert und genau hier attackiert!" Denn eine solche Gelegenheit wie am Start sollte sich dem Weltmeister im weiteren Rennverlauf nicht mehr bieten.
Das lag zum einen daran, dass Hamilton ausgerechnet während des virtuellen Saftey-Cars (nach einem Defekt von Red-Bull-Pilot Pierre Gasly) abreißen lassen musste. "Da habe ich zwei oder 2,5 Sekunden verloren. Das musste ich erst wieder reinholen, was bei nur noch neun Runden nicht einfach war."
Den Fehler sah er bei sich selbst. Er habe die Delta-Daten auf seinem Dashboard falsch interpretiert. Zum anderen waren beide Fahrer vom Team angewiesen worden, die Reifen zu schonen, wie Teamchef Toto Wolff erklärt: "Als wir auf den Medium gewechselt sind, waren wir uns nicht sicher, ob der Reifen bis zum Ende durchhalten würde."

Bottas mit Windschatten-Vorteil zum Sieg

Deshalb habe man Bottas und Hamilton gebeten, auf die Pneus zu achten, ihnen aber auch gesagt, "dass sie am Ende die Chance bekommen werden, das Rennen untereinander auszutragen", so Wolff weiter. Und tatsächlich kam Hamilton in der Schlussphase noch einmal näher.
picture

Szene beim GP von Aserbaidschan

Fotocredit: Getty Images

Für eine letzte Attacke reichte es aber nicht, obwohl der Brite es sogar ins DRS-Fenster schaffte. "Das war natürlich nicht der Plan", gibt Bottas zu. "Er hatte in dieser Runde einen sehr starken mittleren Sektor und kam heran. Er war im Angriffsmodus." Doch der spätere Rennsieger reagierte sofort.
Er profitierte dabei auch durch die späte Überrundung von George Russell (Williams) auf der Geraden:
Wenn Verkehr ist, verliert man meistens Zeit. Diesmal habe ich ausnahmsweise davon profitiert. Ich bekam Windschatten und konnte das DRS nutzen. Das ist ein willkommener Bonus, wenn Lewis von hinten Druck macht.
So blieb der finale Schlagabtausch aus. Am Ende trennten die beiden Silberpfeile 1,524 Sekunden. Hamilton war dennoch zufrieden. "Es war ein tolles Rennen. Wir konnten wirklich hart pushen, in der Hinsicht hat das Team gute Arbeit geleistet. Überhaupt ist es für uns der stärkste Saisonstart. Ich bin stolz, ein Teil davon zu sein."
Mehr als 3 Mio. Sportfans nutzen bereits die App
Bleiben Sie auf dem Laufenden mit den aktuellsten News und Live-Ergebnissen
Download
Diesen Artikel teilen
Werbung
Werbung