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Regen-Chaos und Gasly-Schock: Motorsport-Legende Hans-Joachim Stuck reagiert auf heftige Kritik an FIA

Christoph Niederkofler

Update 10/10/2022 um 17:11 GMT+2 Uhr

Zum zweiten Mal binnen weniger Tage überschlugen sich in der Formel 1 die Ereignisse. Beim Grand Prix von Suzuka sahen sich Fahrer und Teams widrigsten Bedingungen ausgesetzt, starke Regenfälle provozierten eine chaotische Anfangsphase. Motorsport-Legende Hans-Joachim Stuck reagiert deutlich auf die Kritik Richtung Rennleitung sowie FIA und äußert sich auch zum Schockmoment um Pierre Gasly.

Beim Grand Prix von Suzuka kam es zu einer chaotischen Startphase

Fotocredit: Getty Images

Die ersten Rennrunden hätten kaum chaotischer verlaufen können. Carlos Sainz crashte bereits nach wenigen Kurven, Pierre Gasly fuhr mit einer Plane vor der Nase um die Strecke. Alexander Albon musste sein Auto am Streckenrand abstellen.
Kurzerhand entschied sich die Rennleitung dazu, die Rote Flagge zu schwenken - der Grand Prix von Suzuka war für unbestimmte Zeit unterbrochen.
Während Teams und Fahrer auf eine Fortsetzung des Rennens warteten, liefen im Hintergrund bereits wieder die Diskussionen über die Sinnhaftigkeit eines Wettkampfes im strömenden Regen an.
Geht es nach dem ehemaligen Formel-1-Fahrer Hans-Joachim Stuck, hat sich die FIA viel zu lange vor dieser Auseinandersetzung gedrückt. Aber auch die Fahrer nahm der 71-Jährige im Gespräch mit Eurosport.de in die Pflicht.

Stuck fordert: "Dann müssen die das auch meistern!"

"Da habe ich eine ganz klare Meinung dazu: Da stehen die weltbesten Fahrer am Start", erklärte Stuck. Wenn es hart auf hart kommt, müssten sogar Fahrer wie Max Verstappen, Lewis Hamilton oder Charles Leclerc ausnahmsweise auf die Bremse treten - zur eigenen Sicherheit.
"Man muss einsehen, dass sich sogar die besten Fahrer der Welt anpassen müssen", stellte der Garmisch-Patenkirchener klar: "Wenn Gischt ist, ist Gischt! Dann muss ich eben mal langsam fahren, wenn ich nichts sehe. Und wenn etwas passiert, hast du Pech gehabt."
Die Diskussion rund um das richtige Verhalten bei regnerischen Verhältnissen sei von der FIA zu lange aufgeschoben worden. "Dieses Thema muss endlich angepackt werden", so Stuck weiter. Besonders hinsichtlich der zahlreichen Fans, die entweder vor den Bildschirmen sitzen oder für einen Grand Prix anreisen, sollte man sich der eigenen Verantwortung bewusst sein und nicht direkt den Notstand ausrufen.
"Es kann doch nicht sein, dass man Hunderttausende Fans, die sich auf das Rennen freuen, einfach enttäuscht. Wenn ich schon die weltbesten Fahrer habe, dann müssen die das auch meistern, verdammt nochmal!", unterstrich Stuck: "Und man sieht es ja. Wenn das Rennen losgeht, werden die Intermediates raufgemacht. So schlimm kann es also nicht sein."

Stuck: "Das ist völliger Quatsch!"

Auch unter den Fahrern sei man der Meinung, dass im Regen gefahren werden sollte. "In Monaco habe ich mit einigen Fahrern darüber gesprochen und die sind derselben Meinung: Die wollen fahren", sagt Stuck.
"Sie wollen auch im Regen keinen Start hinter dem Safety Car haben. Das ist völliger Quatsch! Mit einem Start hinter dem Safety Car kommen sie in der ersten Kurve mit höherer Geschwindigkeit an als beim stehenden Start", erklärte die Motorsport-Legende und fordert: "Das muss die FIA mit ihrem neuen Präsidenten (Mohammed bin Sulayem, Anm. d. Red.) angehen."
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Der Grand Prix von Suzuka sorgte für viele Diskussionen

Fotocredit: Getty Images

Schock-Moment um Gasly: War die FIA zu fahrlässig?

Für Gasly entwickelte sich das Geschehen auf der Strecke schnell zu einem Albtraum. Nachdem sich der Franzose nach seinem Crash zum Rennbeginn an der Box eine neue Nase geholt hatte, wollte der zukünftige Alpine-Fahrer während der mittlerweile ausgerufenen Safety-Car-Phase zum Rest des Feldes aufholen.
Dabei konnte er nur knapp einem Bergekran ausweichen, der sich bereits auf der Strecke befand, um den verunfallten Sainz abzutransportieren. Aufgrund des heftigen Regens bemerkte Gasly das Fahrzeug erst im letzten Augenblick, konnte einen Unfall aber vermeiden. "Wenn ich ihn getroffen hätte, wäre ich jetzt tot", sagte Gasly im Anschluss.
Der Vorfall sorgte für Empörung, zumal er stark an den fatalen Unfall von Jules Bianchi 2014 im Regen von Suzuka erinnerte.
Laut Stuck hätten die Fahrer früher gewarnt werden müssen. "Dass der Bergekran dorthin muss, ist klar. Andererseits muss man auch einsehen, dass man die Fahrer schneller über Funk warnen muss."
Kritik an der Rennleitung will der 71-Jährige jedoch nicht gelten lassen. "Als Rennleiter ist eine solche Situation unheimlich schwierig – der hat rund zwanzig Bildschirme vor sich. Eine Entscheidung sollte schon sehr gut überlegt sein, man darf keine Hauruck-Entscheidung fällen." Allerdings könnte man das Regelwerk und die daraus resultierenden Abläufe "sicherlich verbessern".
Um derartige Horror-Szenarien in Zukunft zu verhindern, schlug Stuck sogar ein neues Warnsystem vor. "Alle Autos sind mit Funk verbunden. Da sollte es eine Taste geben, die der Rennleiter drückt und allen signalisiert, dass sie vom Gas gehen müssen."
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Vom jüngsten Fahrer zum Doppel-Weltmeister: Verstappens Weg an die Spitze

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