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Sebastian Vettel trotz enttäuschender Debütsaison mit Optimismus, Lockerheit und Spaß bei Aston Martin zurück
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Publiziert 03/12/2021 um 11:51 GMT+1 Uhr
Sebastian Vettel hat eine schwierige Debütsaison bei Aston Martin hinter sich. Zuletzt hatte der britische Experte Martin Brundle gesagt, Vettel zähle nicht mehr zu den besten fünf Fahrern im Feld. Doch mit den Regeländerungen in der neuen Saison werden die Karten neu gemischt. Und: Der viermalige Weltmeister ließ immer wieder aufblitzen, dass er nach wie vor die Qualität hat, um Siege zu fahren.
Sebastian Vettel fährt seit 2021 für Aston Martin
Fotocredit: Getty Images
Sebastian Vettel fährt in die Boxengasse in Interlagos, parkt seinen Aston Martin nach dem Sprintrennen hinter dem Mercedes von Lewis Hamilton. Obwohl der Heppenheimer nur als Zehnter ins Ziel gekommen ist, scherzt er im Gespräch mit seinem Renningenieur. "Ich werde Hamiltons Heckflügel anfassen."
Am Vortag hat Red-Bull-Pilot Max Verstappen eine Strafe über 50.000 Euro kassiert, weil er im Parc Fermé das Auto seines WM-Rivalen berührt hatte. "Ich mache nur Witze", lacht Vettel, um dann nachzuschieben: "Vielleicht versuche ich es mit dem Frontflügel. Möglicherweise kostet der nur 25.000."
Trotz einer enttäuschenden Debüt-Saison bei Aston Martin hat der viermalige Weltmeister die Lockerheit und den Spaß zurück, den er in den zurückliegenden beiden Jahren bei Ferrari verloren zu haben schien. "Ich fühle mich sehr wohl im Team", hatte Vettel bereits früh in der Saison bei "Sky" gesagt.
In Maranello war Vettel unter anderem deshalb an seinem Traum vom fünften WM-Titel gescheitert, weil Ferrari dem Deutschen nie die so wichtige Wohlfühlatmosphäre bieten konnte, die er bei Red Bull hatte und nun bei Aston Martin zu finden scheint. Nichtsdestotrotz verlief auch sein erstes Jahr in Grün anders als erhofft.
Brundle zählt Vettel an
Seit über zwei Jahren wartet der 34-Jährige auf einen Sieg, zuletzt gewann er 2019 in Singapur. Auch deshalb kamen in den vergangenen Jahren immer wieder Zweifel an der Qualität des viermaligen Weltmeisters auf. Nun sagte der britische "Sky"-Experte Martin Brundle: "Würde man die Top 5 des aktuellen Feldes nominieren, dann glaube ich nicht, dass man Seb dazuzählen würde", und zählte ihn an: "Seine beste Zeit liegt hinter ihm."
In der vergangenen Saison war Aston Martin - damals noch unter dem Namen Racing Point – Vierter in der Konstrukteurswertung geworden. Neben dem Premierensieg von Sergio Pérez in Bahrain hatte das Team von Otmar Szafnauer drei weitere Podestplätze eingefahren.
Doch die Anpassungen über den Winter beeinträchtigten den Abtrieb des Aston Martin und warfen die Entwicklung des Teams weit zurück. "Es war ein enttäuschender Start, aber das lag an den Regeländerungen über den Winter", hatte Eigentümer Lawrence Stroll analysiert.
"Wir haben nicht genügend Abtrieb", erkannte auch Vettel. In der Konstrukteurs-WM rutschte Aston Martin folglich auf Rang sieben ab. Der Heppenheimer liegt mit 43 Punkten nur auf Platz zwölf der Fahrerwertung. Teamchef Szafnauer nahm seinen Fahrer in Schutz: "Aufgrund unglücklicher Umstände konnten wir ihm kein konkurrenzfähiges Auto geben.“
Vettel beweist herausragende Qualität
Doch trotz der Schwäche seines Aston Martin zeigte Vettel 2021 mehrfach, dass er immer noch über herausragende Qualitäten verfügt. Im Fürstentum von Monaco fuhr der 34-Jährige ein fehlerfreies Rennen und kam vor Hamilton als Fünfter ins Ziel.
In Baku und Ungarn kämpfte der viermalige Weltmeister sogar um den Sieg, landete beide Male auf Rang zwei - auch wenn ihm der Podestplatz in Budapest aufgrund einer Disqualifikation nachträglich aberkannt wurde.
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Sebastian Vettel in Baku
Fotocredit: Getty Images
"Er hat immer noch die Erfahrung und das Wissen, und das ist für Aston Martin sehr hilfreich", sagte Brundle zwar, kritisierte aber: "Im Rad-an-Rad-Duell fehlt ihm aber manchmal etwas. Das war immer ein bisschen so, aber in den vergangenen Jahren hat sich das verstärkt, muss man sagen."
Doch Brundle gab auch zu: "Andererseits gibt es dann Rennen wie Ungarn, wo er die Chance sieht und voll da ist." Trotz der aberkannten 18 Zähler liegt er nun klar vor seinem Teamkollegen Lance Stroll.
Zudem brilliert der viermalige Weltmeister in einer anderen Statistik: Vettel kämpft nach wie vor um den Titel der meisten Überholmanöver in der laufenden Saison. Derzeit liegt er (115) nur ein Manöver hinter Fernando Alonso (116) auf Rang zwei.
Alles offen in 2022
Auch deshalb zeigt sich Szafnauer mit der ersten Saison von Vettel zufrieden: "Sebastian leistet tolle Arbeit für uns. Wir arbeiten gerne mit ihm." Der Teamchef ist sicher: "Wenn wir ihm ein konkurrenzfähiges Auto geben, dann wird er den Job im Auto erledigen."
Dass es sich bei Aston Martin ohnehin um ein Langzeitprojekt handeln würde, war schon Anfang des Jahres klar gewesen. Damals hatte Eigentümer Stroll die Weltmeisterschaft für frühestens 2024 angepeilt.
Mut machen dem Team die großen Regeländerungen für die kommende Saison, die das Feld näher zusammenbringen sollen. Daher lag der Entwicklungsfokus des Teams aus Silverstone zuletzt auch schon auf 2022. Für das nächste Jahr habe sich das Team "aggressive, aber erreichbare Ziele" gesetzt, erklärte Stroll zuletzt. "Und wir sind auf dem Weg, diese Ziele zu erreichen", versprach der 62-jährige Geschäftsmann.
Und auch Vettel blickt den Neuerungen optimistisch entgegen: "Die Änderungen sind so groß, dass jedes Team vor einem Neustart steht. Deshalb ist es eine großartige Gelegenheit für uns." Zudem rüstet das Team mit dem Geld des Kanadiers erheblich auf, eine neue 200-Millionen-Euro teure Fabrik soll Ende 2022 fertiggestellt werden.
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Sebastian Vettel
Fotocredit: Getty Images
Aston Martin rüstet auf für den Titel
Während die Top-Teams aufgrund der eingeführten Budgetobergrenzen Abstriche machen müssen, kann Aston Martin personell weiter aufrüsten. Das Team soll auf 800 Mitarbeiter aufgestockt werden. "Ich glaube an die Stärke unseres neuen und wachsenden Teams, deshalb freue ich mich bereits auf 2022", äußerte sich Vettel optimistisch.
Zuerst steht für Vettel und Aston Martin aber der Abschluss der laufenden Saison auf dem Programm. Nach der Premiere in Saudi-Arabien kommt es eine Woche später zum Saisonfinale in Abu Dhabi. An das Emirat hat der 34-Jährige beste Erinnerungen, feierte 2010 auf dem Yas Marina Circuit seinen ersten WM-Titel und krönte sich zum jüngsten Weltmeister aller Zeiten.
Sollte Verstappen in Saudi-Arabien nicht 18 Punkte mehr einfahren als Hamilton, entscheidet sich auch diese Weltmeisterschaft in Abu Dhabi. Vettel ist dann nur Zuschauer. Doch die zurückgewonnene Lockerheit und die vielversprechende Perspektive von Aston Martin lassen hoffen, dass er in Zukunft doch noch einmal nach dem langersehnten fünften WM-Titel greifen kann. Vielleicht sogar bereits 2022.
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Stroll lobt Vettel: "Sebastian ist ein großartiger Teamkollege"
Quelle: Perform
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