Saudi-Arabien trägt Fußball-WM 2034 aus - aller Widerstände zum Trotz

Am Mittwoch bestätigt die FIFA das, was längst alle wissen: Der DFB stimmt den WM-Vergaben 2030 und 2034 zu, Saudi-Arabien darf jubeln. Nach Katar im Jahr 2022 richtet damit erneut ein schwerreicher Wüstenstaat das prestigeträchtige Turnier aus. Aller Widerstände von Menschenrechtlern zum Trotz - und mit dem freundlichen Applaus der DFB-Verantwortlichen.

FIFA-Präsident Gianni Infantino (l.) zu Gast in Saudi-Arabien

Fotocredit: Getty Images

Es wird niemanden mehr überraschen, wenn Gianni Infantino und Bernd Neuendorf die umstrittene Krönung Saudi-Arabiens beklatschen. Denn schon seit über einem Jahr bestehen kaum mehr Zweifel an dem, was die FIFA am Mittwoch endgültig bestätigen wird:
Nach einem Vergabeprozess, der Kritiker auf den Plan gerufen und etliche Fragen aufgeworfen hat, geht die Fußball-WM 2034 an den schwerreichen Wüstenstaat - dem Widerstand von Menschenrechtlern zum Trotz, mit Unterstützung des DFB, wohl per freundlichem Applaus.
Beim digitalen Kongress hätten die 211 Mitgliedsverbände nur noch die Aufgabe das "durchzuwinken", was FIFA-Boss Infantino "zusammen mit einer kleinen Gruppe von Leuten längst beschlossen hat", kritisierte Miguel Maduro, früherer Governance-Chef des Weltverbandes, in der "Sportschau":
Es sei "schockierend, dass offensichtlich wirklich alles getan wurde, damit die Weltmeisterschaft 2034 an Saudi-Arabien vergeben wird".

Saudi-Arabien 2034: Wie konnte es dazu kommen?

Aber wie konnte es dazu kommen? Eine Reihe von einstimmig beschlossenen Maßnahmen im FIFA-Council, dem auch DFB-Präsident Neuendorf angehört, ebnete dem Königreich den Weg.
Darunter fällt etwa die Zusammenlegung der Bewerbung für die WM 2030 aus Spanien, Portugal und Marokko mit der aus Argentinien, Paraguay und Uruguay, aber auch die Vergabe der beiden Turniere im Doppelpack. Es ist ein Verfahren, das auch wegen des skandalumwitterten Zuschlags an Russland und Katar eigentlich der Vergangenheit angehören sollte.
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2022 fand die Männer-WM bereits in Katar statt

Fotocredit: SID

Widerspruch hätte aus Sicht Neuendorfs "nichts verändert". Der DFB-Chef, der anders als bei der WM in Katar wie andere europäische Verbände auf FIFA-Linie liegt, bezeichnet eine Ablehnung als "reine Symbolpolitik". Er argumentiert: Würde der DFB sich gegen Saudi-Arabien stellen, "hätten wir uns aus dem Spiel genommen". Man müsse "darauf hinwirken, dass sich die Situation in Saudi-Arabien, was Menschenrechte und Nachhaltigkeit betrifft, verbessert".

Amnesty International: "Erstaunliche Schönfärberei"

Die FIFA bescheinigt Saudi-Arabien jedenfalls eine "einmalige, innovative und ambitionierte Vision", im jüngsten Prüfbericht wird von einem "mittleren Risiko" beim Blick auf die Menschenrechte ausgegangen. Amnesty International spricht daher von "einer erstaunlichen Schönfärberei", Human Rights Watch warnt vor "unvorstellbaren menschlichen Kosten" mit Blick auf die Vorbereitungen auf das Turnier. Doch die Rufe nach einem Stopp des Vergabeverfahrens sind vorerst verhallt.
Und das, obwohl die Situation in dem Land, dem der Mord an dem regierungskritischen Journalisten Jamal Khashoggi vorgeworfen wird, teilweise noch kritischer als vor der WM in Katar beschrieben wird. Seit einigen Jahren investiert Saudi-Arabien jedoch Milliarden in den Sport, über den staatlichen Öl-Konzern Aramco wird auch Geld in die FIFA gepumpt.

Wegen Monsterbewerbung 2030: Dilemma für DFB

Das Mega-Turnier 2030, das durch die erstmalige Austragung auf drei Kontinenten in über sechs Wochen, Nachhaltigkeitsfragen und Menschenrechtsbedenken in Marokko für Gesprächsstoff sorgen könnte, gerät vor der virtuellen Versammlung fast in den Hintergrund. Saudi-Arabien steht im Fokus - und bringt den DFB in gewisser Weise in ein sportpolitisches Dilemma.
Würde der größte Einzelsportverband der Welt Saudi-Arabien die Zustimmung verweigern, würde er damit automatisch der Bewerbung seiner UEFA-Partner eine Absage erteilen. Schon früh hatte sich Saudi-Arabien in Stellung gebracht. Das Votum werde "eindeutig" sein, sagte Neuendorf, der nach eigener Aussage die Rückendeckung des gesamten Verbandes erhalten hat: "Wieso sollte ich aufbegehren und eine Opposition spielen, die zum Scheitern verurteilt wäre?" Und: Man müsse sehen, dass es "in weiten Teilen der Welt" einen anderen Blick auf das Land gebe als in Deutschland.
Die FIFA, teilte das Bündnis "Unsere Kurve" dagegen mit, verkomme unter Infantino "mehr und mehr zu einer autokratischen One-Man-Show, und der DFB duckt sich weg und klatscht artig Beifall". Dies sei "beschämend". Zehn Jahre lang "wegschauen, die Gelder mitnehmen und dann wieder beschämt das Turnier spielen", monierte Sprecher Thomas Kessen, "das darf nicht der Weg des DFB sein."
Am freundlichen Applaus für Saudi-Arabien wird die Kritik jedoch nichts ändern.
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(SID)
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