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"Quälix" Magath am Werk

Eurosport
VonEurosport

Update 24/03/2011 um 15:59 GMT+1 Uhr

Der "Hügel der Leiden" blieb den Wolfsburger Profis bisher noch erspart, dennoch quält Felix Magath seine Spieler mit knallhartem Konditionstraining bis zur Erschöpfung - jedoch nicht alle. Acht Nationalspieler fehlen ihm bei seinem Drill, dabei arbeitet die Zeit ohnehin gegen Magaths Philosophie.

2010-2011 Bundesliga Wolfsburg Diego

Fotocredit: dpa

Es ist noch gar nicht lange her, gute zwei Jahre erst, da stattete der Comedian Oliver Pocher Felix Magath einen Besuch in Wolfsburg ab und nahm im Selbstversuch an dessen Training teil. Ob denn dieser "Quälix" seine Spieler tatsächlich so hart rannehme, wollte Pocher wissen und sollte es postwendend am eigenen Leib erfahren.
Mit Medizinbällen beschwert ging es für ihn den berüchtigten "Meister-Hügel" rauf und runter, rauf und runter. Mitten im Schneetreiben. Wie lange seine Spieler das denn so machen müssten, fragte Pocher und japste dabei nach Luft. Magath antwortete bedächtig: "Ach wissen Sie, wir machen das so lange, bis sich der erste übergibt."
"Die Mannschaft ist nicht fit"
Wer damals dachte, es habe sich dabei um einen inszenierten Scherz gehalten, der wird dieser Tage eines Besseren belehrt. Und auch manchem Wolfsburger Spieler dürfte inzwischen das Lachen vergangen sein. "Ich habe die Spieler nicht in dem Zustand vorgefunden, in dem ich sie verlassen habe", stellte Magath nun nach seiner Rückkehr an die alte Wirkungsstätte fest, "die Mannschaft ist nicht fit. Wir müssen im konditionellen Bereich etwas tun." Wer Magath und seine Methoden kennt, der versteht das als glatte Drohung. Und die Zeit arbeitet gegen die "Wölfe", hängen sie doch sieben Spieltage vor Saisonende auf dem 17. Tabellenplatz fest. Auch für Magath heißt es da klotzen statt kleckern - und das im Akkordtempo.
"Ich muss die Mannschaft konditionell auf ein besseres Niveau bringen", erklärte Magath, "normalerweise benötige ich vier Monate, um eine Mannschaft richtig fit zu kriegen, in der jetzigen Situation habe ich aber nur 14 Tage." Ob dieses Hyper-Fitnessprogramm in der Kürze der Zeit überhaupt funktionieren kann und ob die Kondition der Schlüssel zum Klassenerhalt ist, bleibt fraglich. Doch Magath ist fest entschlossen, seine Philosophie knallhart durchzuziehen. Für die Spieler heißt das nun: schwitzen, sprinten, springen bis der Arzt kommt. Magath bittet meist zweimal täglich zum Training, begonnen wurde mit einem 50-minütigen Zirkeltraining, bei dem die geliebten Medizinbälle natürlich wieder zum Einsatz kamen, dazu Liegestütze und Sprintübungen. Nach dem Ausgleichstor gegen Stuttgart in der Nachspielzeit hatte Magath sie zur Strafe danach ohne Frühstück und eine Stunde früher als gewöhnlich zum Laufen geschickt.
Nationalspieler verpassen Magaths Drill
Das einzig Gute für die Profis: Bisher blieb ihnen der "Hügel der Leiden", wie sie ihn nennen, noch erspart. Doch es dürfte wohl nur eine Frage der Zeit sein, bis auch dieser erklommen werden muss. Derweil setzt Magath auf Hürdenspringen und Intervallläufe, und zumindest bisher machen die Spieler noch gute Miene zur bösen Qual. "Man muss sich quälen. Jeder profitiert am Ende davon. Darum macht man es auch gerne", behauptete Kapitän Marcel Schäfer, gab aber zu: "Ein bisschen Muskelkater habe ich ehrlich gesagt schon." Und selbst Spielmacher-Diva Diego hüpft wie gefordert mit zwei Medizinbällen unter dem Arm bis kurz vor der Erschöpfung. "Wir brauchen das. Es ist gut für uns", sagte er knapp.
Doch Magaths Problem ist nicht nur das enge Zeitfenster, sondern auch die Länderspielpause an sich. Diese verschafft ihm zwar reichlich Trainingszeit, aber dabei fehlen ihm eben auch acht seiner Profis. Und die Nationalspieler bolzen während ihrer Ausflüge ganz sicher keine Kondition à la Magath. Was nützt es da also, wenn nur ein Teil des Kaders auf Vordermann gebracht wird? Es steht zu vermuten, dass Magath diese Spieler vielleicht nach ihrer Rückkehr zu Extra-Schichten zu früher Stunde bitten wird. So wie einige Rekonvaleszente auch schon um 6:45 Uhr in der Turnhalle ran müssen, bevor dort der Schulbetrieb beginnt. Magath ist niemand, der etwas dem Zufall überlässt. Und auch wenn sein Wechsel nach Wolfsburg überstürzt war, kommt er doch nicht ohne Plan. "Ich mache mir ernsthaft Sorgen", sagte Magath, "wir stecken in einer sehr brisanten Situation, aus der wir nur zusammen herauskommen. Noch bin ich allerdings überrumpelt von der Gesamtsituation, die kommenden Tage werde ich dazu nutzen, mir ein Gesamtbild zu machen."
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